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Luzern - Thun 3:1
27.04.2019Super League 2018/2019


Es schifft in Strömen in Luzern. Doch während die Einheimischen den Schutz unter Zelten und Vordächern suchen, schlendere ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht am Stadion und am Luga-Riesenrad vorbei. Als ich beim Schützengarten bin, bleibe ich sogar stehen. Über die Lautsprecheranlage brüllt Freddy Mercury „We are the champions my friend“. Als sei das Lied nur für mich, nippen die FCL-Fans auf der gedeckten Restaurant-Terrasse teilnahmslos an ihrem Bier. Ich dagegen singe leise mit. Ich bin glücklich, auch als ich Minuten später durchnässt beim Gästesektor eintreffe. Was so ein Cupfinaleinzug ausmachen kann. Nicht mal Dave schafft es, meine fröhliche Stimmung auszutrocknen. Obwohl er sich weigert, mir ein Matchticket zu verkaufen. Weil die Carfahrer schon vor dem Regen ins Stadion geflüchtet sind, hat er den Billetverkauf für beendet erklärt. Wahrscheinlich kann er nur Zahlen unter 50 miteinander multiplizieren. Umso sympathischer die Dame im Billetthäuschen. Sie bietet uns wenigen Zug- und Autofahrern sogar Plastikbecher zum Umschütten des Biers an. Dabei habe ich heute gar kein Bier dabei. Warum auch, wenn ich doch so freudentrunken bin und dazu noch viel Regenwasser geschluckt habe.
Eine Überdosis Glück hat sicher auch immer noch Gelmi intus, der uns am Dienstag in den Cupfinal geschossen hat. Nur ein Glückspilz ist er heute nicht. In der 3. Minute leitet Schwegler nämlich bereits mit einem Einwurf das 1:0 ein. Elenke kommt vermeintlich an den Ball und wird auch als Torschütze gefeiert. Doch in Wahrheit findet der Ball über Gelmis Rücken den Weg ins Tor. Ja, heute ist nicht mehr Dienstag. Und Luzern powert gleich weiter, allein in den Startminuten haben Schürpf, Eleke und Demhasaj Topchancen. Aber zum Glück ist Faivre der bessere Goalie als Zibung. In der 34. Minute lanciert dann Eleke Vargas. Eine weitere gefährliche Situation, doch Suter kann den Ball in extremis weggrätschen. Doch landet der Ball just bei Schürpf, der sogleich zum 2:0 einschiesst. Die Zwei-Tore-Führung ist absolut verdient, müssen wir Thunfans anerkennen. Dann endlich eine erste Thuner Chance. Selbstverständlich von Gelmi. Doch Zibung kann den Ball auf der Torlinie halten. Gespielt sind da bereits 45 Minuten.
Nach der Pause ein Doppelwechsel bei Thun. Spielmann kommt für Bigler, Tosetti für den heute überforderten Schwizer. Und prompt gibt es Grund zum Jubeln. Tosetti flankt auf Spielmann, der setzt sich mit einem schönen Doppelpass mit Karlen in Szene und schiesst den Ball auch gleich noch über die Linie. Kleiner Schönheitsfehler bei dieser Aktion: Einerseits hat Spielmann Schwegler gestossen, andererseits war der Ball bei Karlen schon - neben dem Tor - hinter der Linie. Eigentlich würde so ein Treffer nicht zählen, aber heute steht mal wieder Selbstdarsteller Tschudi als Schiedsrichter auf dem Platz. Und der hält sich bekanntlich für fehllos. Und gibt seinen Fehler nicht zu, sondern zeigt dem protestierenden Zibung die Gelbe Karte. Jener Thunfan, der nach dem Cupspiel einzig bemängelt hat, dass es dienstags keine Rudelbildung gegeben hat, kommt nun voll auf seine Kosten. Ab jetzt wird jeder Zweikampf fast schon suarezmässig bissig geführt, Rudelbildung im Minutentakt inbegriffen. Für etwas Abkühlung sorgt einzig das Wetter, das in der zweiten Halbzeit regelrecht stürmisch wird. Wir stellen fest: Das Riesenrad und die anderen gefährlich hohen Luga-Attraktionen drehen weiter mutig ihre Runden, während die Stadionspeakerin vermeldet, dass die Zentralbahn wegen einer Stellwerkstörung den Betrieb eingestellt hat.
Bei den Thunern dagegen ist die Totalausfall-Phase nun vorbei, sie übernehmen gar das Spieldiktat. Vor allem die Flanken und Freistösse von Tosetti begeistern uns. Thun ist nun dem Ausgleich nah, die wohl beste Chance hat Karlen in der 76. Minute. Doch Luzern weiss zu kontern. Und in der 88. Minute verwertet das Heimteam einen Konter zum 3:1. Eleke ist nun nicht nur gefühlt, sondern auch in echt der Torschütze. FC Luzärn: 3. FC Thun: Cupfinal! Und so stimmen wir unser Lied vom Cuppokal an und singen es auch noch, als Minuten später die Thuner Spieler vor unserem Sektor stehen. Angesichts der weitaus tristeren Meisterschaftsformkurve stimmen wir mit ihnen dann aber noch ein „Auf gehts Thuner, kämpfe u sige“ an.
Als ich nach dem Match dicht am Stadion vorbei schlendere, weil ich auf Suche nach den Ersatzbussen bin, merke ich, dass sich das Wetter ebenso aufgeheitert hat wie die Mienen der FCL-Fans. Doch das breiteste Grinsen im Gesicht, das hab immer noch ich.