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Sion - Thun 1:2
15.03.2024Challenge League 2023/2024


Unsere Reise ins Wallis faengt gleich mal mit einer Ueberraschung an. Der Zug ruckelt am Bahnhof Thun nicht etwa Richtung Muensingen los, sondern Richtung Spiez. Selbst der Fanarbeiter ist leicht ueberrascht. Denn die SBB hat zuvor eine Route ueber Lausanne kommuniziert. Es mag noch knapp verkraftbar sein, dass wir uns nun nicht mit einer Fahrt durch die naechste Eishockeymeisterstadt einen zusaetzlichen Motivationsschub holen. Bei der BCF Arena ist gemeint, liebe Eishockeybanausen. Aber zweieinhalb Stunden Fahrt fuer eine Stecke, die man normalerweise in 67 Minuten zuruecklegt, sind eine grosse mentale Herausforderung. Zu unseren Glueck hat Partykernen mit einem Wochendeinkauf im Denner fuer diese Herausforderung vorgesorgt. Also Bier, Weisswein, roter Wodka, gruener Wodka, Snus eingepackt. Gesund leben wird ueberschaetzt. Und Sion uebrigens auch. Heute glaubt nicht nur Partykernen an den Auswaertssieg, sondern auch ich. Thun mag regelmaessig in Aarau, Schaffhausen und selbst Nyon scheiterten, die Tourbillonspiele liegen uns dagegen mittlerweile. Mein Schlachtplan ist es, dass Thun Mitte April als Leader sinnlos im Bruegglifeld Punkte verschenkt.
Nach laengeren Geissen-Yoga-Stunden in Kandersteg und Brig, ohne dass Rauchpausen erlaubt waeren, erreichen wir Sion. Unser Fanmarsch ist gross, feurig und international. So toent es auch. Es gibt unterwegs viel zu viele Boeller. Wenigstens haelt das Wetter, es wird nur nach dem Spiel leicht troepfeln. Dass habe ich hier im Wallis auch schon anders erlebt, zum Beispiel am denkwuerdigen Tag der Barrage gegen Ouchy.
Und auch dieses Spiel heute startet mit einer Ouchy-Momentaufnahme. In der dritten Minute erlaueft sich Gottbub im Strafraum den Ball, schiesst und trifft. Wenn nicht gerade Cup und YB-Spiel ist, scheint Sion in wichtigen Spielen die Startminuten immer zu verpennen. Uns freut das natuerlich, wir jubeln fuenfhundertfach und ziehen den Support das ganze Spiel lautstark durch. Ein erster Schreckmoment dann nach einer Viertelstunde. Sorgic kommt in gute Position, doch es ist Offside. Clever verteidigt.
Weniger clever stellt sich in der 38. Minute Matic. Der Thun-Goalie setzt sich gegen Unruheherd Sorgic nur mit einem Foul durch. Pfiff und Penalty. Schnappt sich nun Sorgic gleich selber den Ball? Nein, Ziegler uebernimmt die Verantwortung. Und trifft an Match vorbei ins Netz. 1:1. So gehts in die Pause.
Wir testen, ob das Catering im Wallis mit Bargeld schneller funktioniert als das Catering in Neuenburg ohne Bargeld. Das ist der Fall. Und das obwohl jeder dritte Fan eine laengere Diskussion fuehren muss, weil das Verpflegungsangebot staendig schrumpft. Auch ein Walliser Chaosprinzip kann zum Erfolg fuehren.
Jedoch bitte nicht auf dem Spielfeld. Ich gebe zu, nach Wiederanpfiff verwechsle ich kurz die beiden Mannschaften. Es liegt nicht nur am Alkoholpegel. Diese verknorzt komplizierten Abgriffsversuche der Weissgekleideten sind mir bestens vertraut. Doch es ist wirklich nicht Thun, sondern Sion, das so behaebig am Ball ist. Viele der 9820 Zuschauer werden nun unruhig. Zumal Thun die Walliser gekonnt neutralisieren.
Zugleich bleibt die Hoffnung, irgendwann selber noch zu einer Chance zu kommen. Das Spiel mag traege sein, aber es lebt von der Spannung. Und dann kommt Thun in der 80. Minute zu einem Eckball. Castroman tritt ihn und Sutter verwertet ihn! Thun fuehrt wieder. Was fuer ein Abend im Wallis. Das Heimteam wirft nun alles nach vorne. Die Thuner werfen sich in die Baelle und uhrzeitbedingt auch immer mal wieder zu Boden. Daehler dagegen wirft sich in den Gegenspieler und sieht Gelb-Rot.
Immerhin sind wir da schon weit in der Nachspielzeit. Da nun selbst Sion-Goalie Fayulu vorne stuermt, sind es 11 gegen 9 Feldspieler. Es gibt entsprechend eine kritische Szenen. Doch dann ist Schluss. Was fuer eine Ouchy-Momentaufnahme. Thun feiert zum zweiten Mal diese Saison einen Sieg im Wallis. An Tagen wie diesen ist man froh mit einem ganz langsamen Extrazug zurueck ins Oberland fahren zu koennen. Gute Fahrt und Prost.