Thunfans » Spielberichte » Super League 2017/2018 » Thun - Sion
Thun - Sion 1:4
19.05.2018Super League 2017/2018


Am 11. März 2018 war es. Thun hatte gerade 2:7 in Sitten verloren und wir alle hatten den Abstiegsblues. Manche wie ich sogar den doppelten, den wer wie ich ganz viel Weisswein im Wallis getrunken hatte, sah das schlechte Thuner Saisonspiel - und die wohl schlechteste Leistung eines Schweizer Schiedsrichter der letzten fünf Jahre - doppelt. Doch bis heute, dem 19. Mai 2018, ist viel passiert in der Fussballwelt. Thun hat mehrmals stark gespielt und fleissig gepunktet, wobei die Gegner auch schon mal nach 70 statt 90 Minuten k.O. gingen. Und weil in der Zwischenzeit der FCSG sechs Niederlagen aneinander gereiht hat, schauen wir Thuner heute schon wieder mit der Lupe auf die Tabelle. Aber nicht etwa, weil uns der Sprung auf den 9. Platz interessiert, sondern die Eroberung des 5. Platzes. Thun hat keine Absiegssorgen mehr, sondern spielt um all die Zahnbürstlis und Europacupreisen dieser Welt. Thun bald wieder in Jerusalem oder Tiflis? Die grosse weite Welt scheint auf uns zu warten. Und so sitzen Kevä und ich heute ganz entspannt im Café Zentral, in dem es an einem so verregneten Samstagnachmittag noch ganz viel Platz hat, z.B. für einen Wacker-Meisterkübel. Unser Blick wandert vom Bildschirm, wo der Schweizer Hockey-WM-Finalgegner Schweden spielt, immer wieder zurück auf den verregneten Mühleplatz, auf dem ein Dutzend Polizisten Platzanweiser spielen für Sion- und Thunfans. Hier scheint die Fantrennung strikter zu sein als im Raclettezelt in Sitten. Nach ein paar provokanten, schlecht gesungenen Liedern von beiden Seiten - sind wir hier eigentlich am Eurovision Song Contest - löst sich das Durcheinander auf dem Platz aber auf. Schliesslich will jeder ans Spiel. So auch Kevä und ich. Trotz einer guten Portion Weisswein sehen wir heute ausnahmsweise gegen den FC Sion nicht doppelt. Aber das kann ja noch werden.
Im Stadion sehen wir motivierte Spieler - und Fans. Auf beiden Seiten wird an diesem Abend fleissig Pyro gezündet, aber zur Freude von uns lärmempfindlichen thunfans.ch-Schreiberlingen keine Böller. Ob man diese Ultras-sind-doch-nicht-so-doof-Tatsache mit den Bussen der vergangenen Tage aufrechnen kann?
Thun startet auf dem Platz besser ins Spiel. Doch dann kommt der erste Dämpfer. Trotz guter Chancen von Hediger, Sorgic und Spielmann setzt in der 34. Minute mit Cunha ein Sion-Spieler zum ersten Torjubel an. Ja, sein 18-Meter-Schuss hat Cupfinal-Qualität. Ein Schuss wie aus jenen Zeiten, als Sitten noch gut genug war, um einen Kübel zu gewinnen. Und Cunha hat noch nicht genug. In der 40. Minute erzielt er mit einem Heber über Faivre das 0:2. Immerhin weiss Thun zu reagieren: In der 42. Minute schiessen die Thuner nach einer Cunha-Schwalbe das 1:2. Da der Torschütze aber Ex- und in futuro- YB-Spieler Lauper ist, ist unser Torjubel ziemlich verhalten.
Dabei kann Thun zur Pause durchaus noch von Zahnbürstlis und Europacupreisen träumen. Denn im fernen Osten führt Lausanne gegen St. Gallen 3:0. Also auf in eine zweite Halbzeit, in der ein weiteres Kapitel in der Thuner Erfolgsgeschichte geschrieben werden könnte. Und doch ist es gut, dass ich mich weit in die zweite Halbzeit hinein im Fanzelt um Holdrio-Nachschub bemühe. Denn Thun hat in dieser Spielphase keine weiteren Torchancen. Stattdessen jubeln gleich wieder die Sion-Spieler, als ich in der 68. Minute zurück an meinem Platz inmitten von Thun- und Freiburgfans bin. Wieder trifft Cunha, dieses Mal nach einem Flachschuss. Der 70er (ist das sein Jahrgang oder seine Erfolgsquote) der Walliser versenkt die Thuner Zahnbürstli-Träume. Den Schlusspunkt setzt dann Pinga (nein, wir von thunfans.ch erfinden die Spielernamen nicht im Weissweinsuff), als er in der 87. Minute auf Pass von Toma auf 1:4 erhöht.
Dumm gelaufen für Thun. Wenigstens gibt es dank viel Sion-Zeitspiel noch eine grosszügige Zusatzschlaufe. In den sechs Nachspielminuten feiern wir unser Team für eine tolle Saison. Thun mag im Sommer zwar keine Auftritte im Europacup haben, aber doch in der Super League. Das mag am 19. Mai 2018 zwar leicht nerven. Aber am 11. März 2018 hätten wir unser letztes Hemmli für eine solche Zukunft gegeben. Hopp Thun.

P.S. R.I.P. Polo. Dein Wechsel in den Himmel war unser grösster Verlust in dieser Saison. Viel Spass beim gemeinsamen Singen und Kiffen mit Tomtom.