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Thun - Luzern 2:0
01.10.2017Super League 2017/2018


Neulich in einem Eishockeystadion: "Abo inconnu" zeigt der Apparat bei der Eingangskontrolle an. Ich verwerfe die Hände. "Muesch halt nöd zThun-Abo dri ha" ruft mir der Kollege aus 20 Metern zu. Und ich zurück: "Du bisch doch en.." Da sehe ich, dass ich wirklich das Thun-Abo in der Hand habe. Tja, es ist halt eine süffige (Ferien-)Woche bei mir. Oder sagen wir es mal so: Damals in meiner Woche am Ballermann habe ich weniger getrunken. Heute, anderthalb Tage später, bin ich schon wieder zu einem Match unterwegs. Und da meine normale 2-Stunden-Anreise so gar nicht zu einer solchen Woche passen würde, entscheide ich mich heute für eine 4-Stunden-Route. Startpunkt Davos. Zielort Thun. Ja, wo früher meine Leber war, ist heute eine Minibar der Rhätischen Bahn.
Damit heute nicht wieder Missverständnisse entstehen bei der Eingangskontrolle, kleidet mich Kevä vor dem Stadion erst noch richtig ein. Weg mit den Hockeyklamotten, hin zum Fanstand, um einen Thunschal zu kaufen. "Nimm dä mit em Stärn, dä chasch o im Usgang alege, ohni das Lämpe hesch." Guter Rat, Kevä. Auch wenn ich in Davos gelernt habe, dass es nicht nur am Schal liegt, ob es im Ausgang beim friedlichen Bier oder Röteli bleibt.
Für einen ist es heute die Premiere in Thun: Silvano Schäppi. Im Matchprogramm ist er noch mit weisser Cro-Maske abgebildet. Wer interessiert ist, wie er wirklich aussieht, soll die Nummer 033 226 18 41 wählen. Oder interpretiere ich da etwas falsch?
Das Stadion ist gut gefĂĽllt. Denn heute passiere nicht nur ich die Eingangskontrolle problemlos, sondern auch hunderte FCL-Fans. Statt mit einem Stadionboykott fallen sie heute mit einer grossen Pyroshow auf. Herzlich willkommen zurĂĽck in Thun.
Dagegen fällt die Thuner Kurve durch einige Konditionsmängel auf. Nur bis Minute 13:20 nonstop "Allez, allez"? Das haben wir also auch schon 19 Minuten lang hingekriegt. Aber schliesslich wird die Stimmung doch noch so richtig gut. Was auch an den starken Thunern auf dem Feld liegt. Allein Spielmann hat mehr Chancen als alle Luzerner zusammen. Doch das erste Tor schiesst Hediger. Ausgangspunkt seines Treffer ist schon wieder ein Eckball. Ein missglückter Befreiungsversuch und schon knallt Hediger den Ball ins Netz. 31 Minuten sind da gespielt.
In dieser Spielphase zeigt sich, welches Team die bessere Medizinabteilung hat. So muss sich Luzern um Neuzugang Ziegler kümmern. Nach der ersten guten FCL-Aktion bleibt er in der 23. Minute liegen. Erst muss er minutenlang auf und neben dem Feld gepflegt werden, dann versucht er wieder mitzutun. Derweil muss sich Thun um den Capo kümmert. Dessen Stimme kratzt nach einer halben Stunde schon recht ungesund. Doch ein Schluck Biermedizin und er ist wieder der Alte. Anders Ziegler: Bei ihm hilft keine Medizin mehr, er muss nach 38 Minuten raus. Worauf Luzern prompt seine stärkste Phase hat. In der zwei zusätzlichen Ziegler-Minuten der ersten Halbzeit sind sie dem Tor ganz nah. Doch der Ausgleichstreffer fällt nicht. Da hat Thun aber Glück gehabt.
Apropos Glück: In der 62. Minute fällt ein Tor, wie es nur in der Fulehung-Woche passieren kann. Bei einer Tosetti-Flanke kommt der Ball an Goalie Omlin vorbei. Die ideale Vorlage für Rapp. Doch der irrt im Fünf-Meter-Raum herum wie ein gewisser Ambri-Fan kürzlich im Chäs. Und doch schafft er es irgendwie, auch ohne jeglichen Orientierungssinn den Ball über die Linie zu schieben. 2:0!
Nun werden auch in der Thuner Kurve die letzten Kräfte frei, selbst der Kolleg (mit diesem Namen wird mir der Fan jedenfalls vorgestellt) macht jetzt mit. Und als hätte es Kevä geahnt, sind unsere Thunschals in der Schlussviertelstunde nun im Dauereinsatz. "Schölölölö, schölölölö!" Mehr Text können wir uns nach dieser Woche nicht mehr merken. Laut ist es trotzdem im Stadion.
2:0 gewinnt Thun das Spiel. Eigentlich schade, dass ausgerechnet jetzt Natipause ist. Wobei: Etwas Erholung kann ich jetzt schon brauchen. Mein Heimweg ist noch lang genug. Die Sitznachbarn im Zug schaffen es jedenfalls, sich auf der RĂĽckfahrt den Match Newcastle-Liverpool auf dem Laptop anzuschauen. Fussball ist halt immer und ĂĽberall.