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FCZ - Thun 2:1
30.07.2017Super League 2017/2018


Zürich ist die Stadt des Geldes. Warum, merkt man gleich an der Kasse. Denn weil der Block Süd-Car staubedingt massiv verspätet ist, müssen wir die Billette heute direkt aus offizieller Quelle beziehen. Und bei dieser Quelle ist angeblich das Münz bereits versiegt. Sowohl der Auswärtige Kevä, als auch der Einheimische Mattäng legen jeweils 26 Franken hin – um ihr blaues Wunder zu erleben. Wobei es Mattäng dank seinem Einheimischenbonus noch etwas leichter hat. Ihm wird erklärt der Kartenverkäufer wenigstens noch, dass er zusätzlich zur Zwanzigernote nur zwei Zweifränkler hinlegen soll. «Hesch sicher no en Stutz!»wird er im besten Harry-Hasler-Züridütsch aufgefordert. Und weil Mattäng neuerdings knapp bei Kasse ist, sucht er halt all seine Füfis und Zähnis zusammen, bis er tupf genau 25 Franken hinlegen kann. Anders bei Kevä. Der ist halt so ein Nicht-Zürcher. Als wäre die FCZ-Tageskasse eine Touristenfalle, bekommt er für seine 26 Franken kommentarlos ein Ticket ausgehändigt – ohne Rückgeld. Kevä braucht dann all sein Verhandlungsgeschick, um als waschechter Thuner doch noch zum Zürcher Preis ins Stadion zu kommen.

Zürich ist die Stadt des Googelns. Zürich ist für Google der wichtigste Entwicklungs-Standort ausserhalb der USA, demnächst steigt die Zahl der Zürcher Mitarbeiter auf 5000. Dementsprechend ist das Stadtzürcher Kommunikationsverhalten. Warum etwas persönlich mitteilen, wenn es doch jeder auch per Google herausfinden kann. Und so wundert sich Mattäng beim Stadion betreten um 15.40 Uhr (ja, zumindest die Fussgänger waren heute pünktlich), warum in Zürich plötzlich alles so gemächlich zu und her geht. Die Thuner spielen sich noch ein, Uli Forte gibt neben dem Rasen noch ein Interview und um Punkt 16 Uhr gibt es einen kurzen Regenschauer – aber keinen Anpfiff. Der Speaker liest die Aufstellungen beider Teams vor und macht auch Werbung für dies und das. Aber wieso das Spiel nicht einfach beginnt, wird kurz vor beziehungsweise kurz nach dem ursprünglichen Spielbeginn im Stadion nicht bekannt gegeben. Nur wer nach einem Liveticker googelt(!), erfährt den Grund: «Der FC Zürich hat auf Twitter informiert, dass das Spiel fünfzehn Minuten später beginnen wird. Der Grund dafür ist, dass die Thuner im Stau stecken blieben.» Danke für die Info, lieber FCZ.

Zürich ist die Stadt des Fussballs. Denn ja, es gibt ein GC, das Tabellenletzter in der NLA ist. Und ja, es gibt auch noch ein Winti, das Tabellenletzter in der NLB ist. Doch ausgerechnet der Aufsteiger FCZ ist fleissig am Punkte sammeln. Auch heute wieder. Dabei beginnt doch alles gut für Thun: Den Zürcher Startfurioso können sie souverän standhalten, ehe sie zum Gegenschlag ausholen. Und das ist ein Treffer. In der 35 Minute spielt Sorgic aus dem Mittelfeld heraus Tossetti am Flügel an. Der schlägt den Ball mitten in den Strafraum – wobei die Flanke nicht etwa ein Pass, sondern ein Schuss ist. Der Ball landet neben dem verdutzten Vanins direkt im Tor. 0:1. Thun hat in der ersten Hälfte weitere Chancen, so etwa durch Sorgic oder kurz vor der Pause durch Spielmann.
Die Führung ist verdient, doch hält sie nach dem Seitenwechsel nicht lange an. In der 51. Minute pennt die Thuner Abwehr bei einem Einwurf. Pa Modou wirft den Ball weit in den Strafraum hinein, wo Michi Frey unbedrängt zum 1:1 einschiessen kann – notabene in der Ecke von Ruberto. Dieser Treffer sorgt nicht etwa bei Ruberto für weiche Knie, sondern beim Entenfütterer. Anders ist seine Schwalbe ein paar Minuten später nicht zu erklären. Wenigstens fällt nur die Zürcher Südkurve auf die Schauspieleinlage hinein und nicht Schiri Tschudi.
Der Entenfütterer besinnt sich dann wieder aufs Fussballspielen und wird zu unserem Verdruss doch noch zum Matchwinner. In der 75.Minute (75 Minute? Du spielt doch gar nicht mehr bei YB!?) verlängert Michi Frey einen Eckball in Nefs Richtung, der den Ball zum 2:1 einköpfelt. Und dann ist da noch diese Szene in der 83. Minute, als Papa Sangone Sarr einen Zweikampf verliert, zu Boden geht, wieder aufsteht (der FCZ hat inzwischen den Ball) und dann wieder zu Boden geht (Thun hat inzwischen den Ball zurückerobert und rennt Richtung Strafraum). Oder anders gesagt in Liveticker-Deutsch: «Das Spiel wird unterbrochen, weil Papa Sangone Sarr nach einem fairen Tackling liegenbleibt. Der Zürcher verlässt gemeinsam mit einem Betreuer das Feld, Forte wechselt jedoch noch nicht.» Kurz darauf ist der Papa dann doch noch definitiv draussen. Nur ist leider auch bei den Thunern die Luft draussen, so dass der FCZ die Führung auch problemlos durch die 5-minütige Nachspielzeit bringt.

Zürich ist die Stadt der Fussgänger. In der Nachspielzeit zeigen nämlich die Thuner Zugfahrer Solidarität mit den Thuner Carfahrern. Weil die Carfahrer die ersten Spielminuten verpasst haben, denken sich die Zugfahrer, dass sie als Ausgleich auf die letzten Spielminuten verzichten können. Und gehen schon in der 90. Minute aus dem Stadion raus. Weshalb wir von thunfans.ch zur Sicherheit bei Mattäng nachfragen, ob wenigstens Fussgänger wie er Zeit haben für die ganzen 97 Spielminuten der beiden Halbzeiten. Er hat, ist aber auch nervös: «Macht mal vorwärts, ich muss noch Brot kaufen. Auch in Zürich hat das Coop nur bis 20 Uhr offen.» Für uns das passende Schlusswort für dieses Spiel.

P.S. Mattäng lässt noch ausrichten, dass er im Coop am Vulkanplatz (der Name passt perfekt zu den beiden heutigen Pyroaktionen der Südkurve) tatsächlich noch ein Halbweissbrot bekommen hat. Und nein, Michi Frey hat er beim Brotregal nicht gesehen. Der geht heute nicht die Enten füttern.