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FCB - Thun 3:3
14.05.2017Super League 2016/2017


An diesem Wochenende höre ich gleich zwei gewagte und doch (zu)treffende Prognosen: An der Aeschlen-Chilbi begrĂŒsst ein Security KevĂ€ mit den Worten "Am Zwöi oder haubi DrĂŒĂŒ loufsch du hie ganz kaputt use." Und auf der Fanfahrt nach Basel meint ein Thunfan: "Sorgic schiesst hĂŒt drĂŒ Gou."
Aber von Anfang an. Ich wage am Samstag doch wieder mal einen Besuch an der Aeschlen-Chilbi. Auf was fĂŒr ein Überlebensexperiment ich mich da eingelassen habe, merke ich schon frĂŒh am Abend. Um 21.10 Uhr tanzen die ersten Trink- und Tanzfreudigen auf den BĂ€nken (auf die Tische schaffen sie es kurz nach Zehn), um 21.15 Uhr stimmt die Partyband bereits das zweite "Ein Prosit" an (gefĂŒhlte 33 weitere werden folgen) und ab 22 Uhr wird das berĂŒchtigte Chilbiwasser ausgeschenkt. Ja, das ist so ungesund, wie es tönt. Ziemlich genau um 2 Uhr mĂŒssen wir das Taxi talwĂ€rts bestellen.
Zur Ehrenrettung von KevĂ€ und mir sei aber gesagt: Wenigstens stehen wir kurz nach 11 Uhr pĂŒnktlich am Bahnhof. Ein anderer Aeschlen-Überlebender schafft es zwar auch nach Basel - allerdings schlaf- und rauschbedingt erst pĂŒnktlich auf den Abpfiff. Wir dagegen sind mehr oder weniger fit Richtung Basel unterwegs. Das wir selbst wĂ€hrend dem starken Gewitter in Olten unsere Augen hinter Sonnenbrillen verstecken, hat bloss modische GrĂŒnde. Unsere Route fĂŒhrt uns ausnahmsweise ĂŒber den Bahnhof Basel-Dreispitz. Diese Reisevariante gibt einen zusĂ€tzlichen Ultrapunkt, weil wir dort einen 13:12-Bus besteigen können. Als Belohnung erhalten wir vor dem Stadion einen druckfrischen Schreyhals. Der bescheidene erste Satz auf der Titelseite: "GrĂŒezi. Wir sind der neue Meister." Nur KevĂ€ distanziert sich von unserer 1312-Idee und nimmt lieber das Tram. Alles klar, Herr Kommissar?
Im Stadion ist unser trotz Chilbiwochende gut gefĂŒllt. In dieser AnonymitĂ€t der Menge können wir wieder mal ein kollektives Oben-Ohne wagen. Also weg mit all den dunklen Pullis und nicht viel bunteren Pauli-Shirts. Optisch sieht das ganz gut aus, meinen die Daheimgebliebenen. Zum GlĂŒck ist das Duftfernsehen noch nicht erfunden.
Auch auf dem Feld gibt es viel SpektakulĂ€res zu sehen. Thun startet stark in die Partie, erarbeitet sich ein Chancenplus und geht dann auch tatsĂ€chlich in FĂŒhrung. In der 17. Minute fĂ€llt Sorgic-Treffer Nummer 1. Doch die FĂŒhrung hĂ€lt nicht lange. Als in der 24. Minute Faivre patzert und einen eher schwachen Schuss abprallen lĂ€sst, macht der FCB sogleich weiter Druck. Der Ball gelangt schliesslich zu Steffen, der zum 1:1 einschiesst. Ein Tor mitten in unser Herz.
Zum GlĂŒck wird den Spielern sofort klar, dass Steffen heute so stark spielt, dass es gegen ihn doppelt so viel Biss geht. Zwar nicht im Suarez-Stil, aber doch im Hediger-Stil. Mehrmals wird Steffen unsanft vom Ball getrennt, getreu dem Motto "Dumm wie Stroh" könnte man auch von "so richtig gemĂ€ht" sprechen. Vor allem in der zweiten Halbzeit gefĂ€llt uns die Thuner HĂ€rte. Selbst der zweite Sorgic-Treffer hat ihren Ursprung in einer Hediger-GrĂ€tsche. 64 Minute sind da gespielt, als Thun nach einem schönen Angriff wieder in FĂŒhrung geht. Doch auch diese hĂ€lt nicht lange. In der 76. Minute gleicht Elyounoussi zum 2:2 aus.
Dabei hĂ€tte Thun doch die drei Punkte verdient. Das merkt auch Schiri FĂ€hndrich, der sich gar nicht auf die Basler Strafraumschwalben einlĂ€sst. Und von den Pfiffen der frustrierten FCB-Fans lĂ€sst er sich schon gar nicht irritieren. Doch auch so nimmt die Partie den gewohnten Verlauf eines FCB-Heimspiels: In der 90. Minute schiesst Serey Die Basel zum Sieg. Entsprechend viel Zeit nehmen sich die FCB-Spieler beim Torjubel und schlendern auch nur langsam und widerwillig zum Anspielkreis zurĂŒck. Es ist das Selbstbewusstsein sicherer Sieger. Und was macht da Thun-Trainer Lustrinneli in der dreiminĂŒtigen Nachspielzeit? Er verspielt doch tatsĂ€chlich noch weitere wertvolle Sekunden, in dem er einen Wechsel vornimmt. Raus muss Tossetti. Derweil steht Sorgic immer noch auf dem Platz. Ja wie viel Energie hat der denn?
Die Antwort gibt Sorgic uns in der 93. Minute: mit Treffer Nummer 3! Nun jubeln die Thunspieler - und lassen sich dabei auch so richtig schön Zeit. Sekunden nach Wiederanpfiff ist das Spiel vorbei und der Punkt gewonnen. Damit bleibt Thun diese Saison im Joggeli unbesiegt. Und was noch wichtiger ist: Damit liegt Thun vier Runden vor Schluss elf Punkte vor Vaduz. Das muss gefeiert werden. Hat zufÀllig noch jemand Chilbiwasser dabei?