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Lugano - Thun 2:1
17.04.2017Super League 2016/2017


Guten Morgen, liebe Sorgen… Wenn das thunfans.ch-Team sich dazu entschliesst, erst am darauffolgenden Tag über ein Spiel zu berichten, kann das positive Gründe haben: Fulehung-Düremache, Discobesuch in Tel Aviv oder ein Gala-Abend mit Oeschs die Dritten (es kann nur einen Kevä geben). Oder auch negative Gründe: Entweder ist mal wieder ein thunfans.ch-Schreiberling nach einem Thuner Kantersieg im Spital gelandet oder aber Thun war meilenweit von einem Sieg entfernt und hat selbst noch die Leistung des Schiedsrichtertrios unterboten. Beim Spiel Lugano-Thun war das Zweite der Fall.
Die Chance zur Widergutmachung haben an diesem Osterwochenende eigentlich nur die SBB genutzt. Was haben wir uns in den letzten Monaten über die Eidgenössischen Verkehrsbetriebe geärgert – und zwar nicht nur diejenigen unter uns, die ihre Gesundheit beim Spurt auf den Anschlusszug riskiert haben. Pünktlichkeit? Platzreservation? Netter Umgangston? Und dann verblüffen uns die SBB ausgerechnet am Ostermontag mit einem Top-Service, der keine Wünsche offen lässt. Für einmal heisst reserviert wirklich reserviert. Von einer vernachlässigbaren 5-Minuten-Verspätung zwischen Thun und Olten einmal abgesehen, sind wir auf Hin- und Herfahrt nicht nur durchwegs pünktlich unterwegs, wir treffen bei der Rückfahrt sogar 20 Minuten ZU FRÜH in Zürich ein. Und das Zugpersonal motzt für einmal nicht, sondern fragt schon beim Zwischenstopp in Luzern, ob für uns alles in Ordnung ist, und klärt uns dann während der Fahrt über technische Raffinessen des Zugs auf (warum z.B. eine Zwischengangtüre wegen dem Brandschutz frei bleiben muss). Und als sich dann tatsächlich mal vier Innerschweizer Girls in unser Abteil verirren, lassen sie später beim Aussteigen ein süsses Osternest für uns zurück.
Friede, Freude, dicke Eier also auf der Zugfahrt ins Tessin. Und ein scheusslicher Wein. Ausgerechnet unser Weinexperte bringt dieses Mal ein Gesöff mit, das nicht einmal das Niveau meines Kochessigs erreicht. Und damit auch der letzte Süffel lernt, dass man unbedingt die Hände von diesem Raza Vinho Verde DOC lassen sollte, werden auf der Fahrt gleich drei Flaschen davon ausgeschenkt. Unser Lieblingsdiscounter meint ja zum Wein: «Raza besticht im Glas durch ein strahlend klares Zitronengelb. Der Wein ist frisch und fruchtig mit einer gut balancierten Säure und feinen Aromen von Grapefruit. – Speiseempfehlung: Fisch, Meeresfrüchte, Reisgerichte, Salat.». Das thunfans.ch-Team stellt die Gegenthese auf: «Raza besticht im Plastikbecher durch ein abschreckendes Pissgelb. Die Säure ist so ausbalanciert, dass sie selbst den stärksten Thunfan umhaut. Das Aroma erinnert uns an jene Zibetfrucht, die auch als Stinkfrucht bekannt ist. – Speiseempfehlung: Essigchips, drei Wochen alte Prix Garantie-Sandwichs, kalte Kebabs.». Jedenfalls verzichten dann Kevä und ich in Lugano auf den Fanmarsch, um im Bahnhofbuffet endlich richtigen Wein zu trinken. Ja, für einmal stehen wir hundertprozentig hinter dem Inländervorrang; Wein aus dem Tessin ist um Dave Welten besser als Wein aus Portugal.
Kommen wir zum Spiel im Cornaredo. Dorthin kommen wir kurz nach halb Zwei doch noch. Vielleicht liegt es ja daran, dass wir noch vor dem Stadion ausgiebig über die Schwächen von Ambri-Piotta diskutiert haben. Irgendwie scheint sich das Karma der schlechten Hockeyspiele auf diesen Fussballmatch hier zu übertragen. Mit dem feinen Unterschied, dass man im Fussball sehr wohl mit schlechten Leistungen absteigen kann, nicht wahr liebe Thunspieler!? Da ist es ein schwacher Trost, dass zu einem kleinen Teil auch der FC Lugano und zu einem ganz grossen Teil Schiedsrichter Hänni zeigen, dass auch andere Akteure in dieser Liga kein NLA-Niveau aufweisen. Wobei: Der erste Pfiff von Hänni ist ja noch richtig. In der 14. Minute entscheidet er bei einem Foul von Mariani an Tosetti auf Freistoss und zeigt dem Tessiner die Gelbe Karte. Fassnacht müsste den 17-Meter-Freistoss nur noch rein machen, doch er vergibt diese Topchance. Anders dann die Entscheidungen in der zweiten Halbzeit: In der 49. Minute schiesst zwar Facchinetti ein dummes Eigentor. Doch dumm war auch, dass Hänni bei dieser Aktion von Alioski und Sadiku übersehen hat, dass Alioski im Abseits gezaubert hat. Noch dümmer ist, dass Hänni in der 59. Minute bei einem zweiten taktischen Foul von Mariani an Glarner die Karten falsch verteilt. Gelb-Rot könnte das sein, Penalty dürfte das sein, wenn auch nicht zwingend – was man aber als Schiri auf keinen Fall darf, ist Glarner bei der Aktion mit einem Schwalben-Gelb gleich noch ein drittes Mal zu benachteiligen.
Warum die Thuner Kurve trotzdem keine Lieder gegen den Schiri anstimmt? Weil Thun sich im Tessin eben noch dümmer anstellt. Besonders in der 65. Minute, als mal wieder ein Tor aus spitzem Winkel fällt. Alioski entscheidet das Duell gegen Faivre für sich. 2:0. Und die Aktion von Schirizi gegen Sabbatini in der 83. Minute kann man wirklich als Tätlichkeit und damit als Rot-würdig werten. Es ist zum Davonlaufen. Wenigstens gelingt dann den Thunern noch ein wenig Schadensbegrenzung. In der 94. Minute erkämpft sich Schindelholz in der besten Thuner Einzelaktion des Tages den Ball und legt für Sorgic vor. Dieser trifft ins leere Tor. Tja, an einem solchen Tag muss man schon froh sein, wenn man sich beim Torverhältnis nur um ein Tor verschlechtert. Zumal man das Team ja nicht einmal auspfeifen darf, da es mit dieser Niederlage auf Platz 9 abgerutscht ist und nicht noch mehr kaputt gemacht werden sollte. Stattdessen überlegt sich das thunfans-ch-Team, ob wir nicht in jenen A-Laden fahren sollen und unserer Elf eine Kiste Raza Vinho Verde DOC ins Training liefern sollen. Plus eine zweite Kiste an Lüthi, damit er dank diesem topbilligen Tropfen besser überlegen kann, welche Ämtli man beim FCT eigentlich noch einsparen könnte. Braucht Thun überhaupt noch einen professionellen Goalie? Oder wäre es nicht billiger, nur noch mit einem 10-Mann-Kader anzutreten? Saúde!