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GC - Thun 0:1
04.02.2017Super League 2016/2017


Es ist ein gefährlicher Fanmarsch. Zwar stechen die FCZ-Fans wenigstens auf uns nicht mit Messer ein (an dieser Stelle gute Besserung!), doch fliegt stattdessen auf unserer Höhe Baustellenmaterial durch die Luft. Es ist ein stürmischer Tag in Zürich. Umso überraschender bin ich, dass ich vor dem Gästesektor an der Abendkasse anstehen muss. An beiden Schaltern wird eifrig diskutiert. Auf Züridütsch. Erst nach längerem Warten merke ich, dass es sich um eine einzige Gruppe handelt, die unbedingt zusammen in den Familiensektor will. So muss ich mich erst mit meinem breiten Berndeutsch bemerkbar machen, um durchgelassen zu werden. Gut, ich hätte ich hätte auch noch ein paar Minuten auf Dave warten können, um an ein um 5 Franken billigeres Vorverkaufsticket zu kommen. Doch um 17.20 Uhr hat dieser Vorverkauf vor dem Letzigrund noch gar nicht begonnen. Wahrscheinlich ist Dave mal wieder damit beschäftigt, dieser unsäglichen Host Europe-Hotline klar zu machen, dass www.thunfans.ch auch an Tagen online sein sollte, an denen Thun gar nicht europäisch spielt. So gehe ich halt zum Ein Schnäppchen -ist-das-nicht-Preis von 25 Franken schon mal ins Stadion, als dritter Thunfan an diesem Samstagnachmittag überhaupt. Weshalb die Sicherheitsleute auch ganz viel Zeit haben, sich um mich zu kümmern. Selbst die Winterjacke muss ich öffnen. Dabei reisse ich doch prompt den Reissverschluss meiner Jacke ab. Also entweder ist meine Jacke so schlecht gemacht wie ein durchschnittliches Schweizer Nati-Leibchen (liebe 3. Generation, überlegt euch wirklich gut, ob ihr euch in ein solches Puma-Land einbürgern lassen wollt) oder ich habe nach der zweimonatigen Winterpause einen zu grossen Energieschub.
Viel Energie bringen auch die rund 70 Thuner mit, die um 17.45 Uhr doch noch im Letzigrund stehen. Was wohl auch daran liegt, dass Münsingen und Thun wohl als einzige Fasnachtshochburgen der Schweiz ihre närrischen Tage vorbildlich in die Fussballwinterpause gelegt haben. Für Alkohol, Konfetti und schräge Töne bleibt in der NLA ja immer noch genug Gelegenheit. Und so singen wir voller Kehle «I schänke dir mis Läbe u du schänksch üs dr Sieg». Ziemlich arrogante Worte angesichts der Tatsache, dass Thun diese Saison auswärts überhaupt noch nie auf Schweizer Boden gewonnen hat. Und wer bildet sich schon was auf einen Sieg im Rheinparkstadion ein. Damit uns die Spieler auch wirklich verstehen und ernst nehmen, singen wir unser «I schänke dir mis Läbe u du schänksch üs dr Sieg»-Lied bis in die 13. Spielminute hinein in Dauerschlaufe. Den Schlusspunkt zu unserem Nonstop-Gesang setzt ein Freistoss von Tossetti, der um ein Haar von Sorgic zum 0:1 verwertet wird. Anlass genug, um zur Abwechslung ein «Come on your reds» anzustimmen. Doch dann ist es plötzlich still im Stadion. Die GC-Kurve spannt ein Spruchband: «Ruht in Frieden ihr drei Himmelblauen». Trauerminute im Letzigrund, der wir uns natürlich anschliessen.
Thun ist in dieser Phase die bessere Mannschaft. Besonders gut zeigt sich das nach einer halben Stunde, als Rapp von der Strafraumgrenze einen wuchtigen Schuss aufs Tor setzt. Das müsste das 0:1 sein. Doch der Ball landet am rechten Pfosten. Besser macht es Thun in der 37. Minute. Fassnacht kommt über die linke Seite und flankt zur Mitte. GC-Goalie Vasic verschätzt sich und kommt nicht an den Ball. Dafür aber Sorgic, der schneller als die GC-Abwehr am Ball ist und den Ball ins Netz köpfelt. Jetzt steht es tatsächlich 0:1. Und da ist wieder das wohlige Gefühl, dass wir gegen GC im Letzigrund einfach nicht verlieren können. Oder fühlen wir uns einfach so gut (zu gut!), weil uns der Chef am Getränkestand immer so viel Schnaps einschenkt?
In der zweiten Halbzeit lichtet sich denn tatsächlich die Thunkurve. Wenn uns schon mal an einem Auswärtsspiel Alkohol ausgeschenkt wird, wollen wir das schliesslich nutzen. Zumal auf dem Spielfeld kaum noch etwas passiert. Thun steigert sich zwar in der Eckballstatistik auf 11. Versuche. Und spielt diese schlecht wie gewohnt. Wenn der Eckballtreter das Zeichen «beide Hände nach oben» macht, bedeutet das wohl, «ich bin unschuldig, dass der nicht rein geht.» Es passiert also kaum noch was. Bei GC schon gar nicht. Mit jedem «Rekordmaischter»-Spruch über den Lautsprecher scheint die Mannschaft noch etwas verunsicherter zu werden. Und Munsys Einwechslung in der 60. Minute hilft auch mehr Thun als GC.
Saibene wechselt erst später. In der 75. Minute kommt Peyretti für den Torhelden Sorgic, in der 90. Minute Geissmann für Rapp und in der 92. Minute Schirinzi für Tossetti. Auch ein Weg, um ein spätes Tor à la Lugano zu verhindern. Wobei dann doch noch ein letzter GC-Schuss nur knapp am Tor vorbei geht. Aber um 19.39 Uhr ist Schluss. Der zweite Thuner Auswärtssieg der Saison ist Tatsache. Was gleich den Sprung auf Platz 7 ermöglicht. Aber wir wollen jetzt erst mal mit den 3 Punkten zufrieden sein. Und dass uns in diesen stürmischen Zeiten wenigstens Nöggis «Nume GC» erspart bleibt.