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MĂĽnsingen - Thun 2:1
23.03.2016Testspiele 2000 bis 2023


Heimspiel auf Sandreutenen für Bürki und Mattäng. Wobei im Vorfeld vor allem interessiert, welchen Schal sich Mattäng heute umbindet. Er entscheidet sich für den Thun-Schal, was von Gölä prompt mit einer Bierspende belohnt wird. Oder hat er etwa geglaubt, dass dies heute ein All-Inclusive-Event ist wie morgen die FC Thun-Night? Weniger spendabel ist das Rentner-Ehepaar im Kassenhäuschen. Da zahlt Mattäng das 5-Franken-Eintritt-Ticket mit drei Zweifränklern – und muss dann erstaunt feststellen, dass er dafür als Gegenleistung nur einen grünen Papierfötzel erhält. Nicht alle verstehen, warum Mattäng da leicht unruhig wird. Wie meint doch die Chrige erstaunt: «Warum gibst du auch 6 Franken, wenn das Ticket 5 Franken kostet?» «Weil ich vielleicht davon ausgegangen bin, dass man in Münsingen den Brauch des Rückgelds kennt!?» Dank seiner Beharrlichkeit erhält Mattäng dann doch noch sein Münz, als er verspricht, es in Bratwurst zu investieren. Wenn es denn überhaupt genug Würste hat auf Sandreutenen. Denn als Stunden zuvor am Vormittag Gölä im Klubhaus war, um die Storen zu reparieren, hat er doch tatsächlich dem FCM-Eventchef weiss gemacht, dass der mit seiner Schätzung von «200 bis 300 Thunfans, die doch sicher ans Spiel kommen werden» ein klein wenig zu optimistisch ist. «An deiner Stelle würde ich mit 20 mit 30 Thunfans rechnen», erklärt ihm Gölä. Und nicht zuletzt weil es den ganzen Abend nach Regen aussieht – aber immerhin nie mehr als tröpfelt –trifft er mit seiner Prognose ins Schwarze. Für Münsingen-Trainer Feuz ist es denn auch ein Leichtes, als Solokünstler sämtliche Thunfans akustisch zu übertreffen.
Das Spiel beginnt auf bescheidendem Niveau, ist aber dennoch um Welten besser als die Nullerrunde Vaduz-Thun. Farbe ins Spiel bringt nur Zarate, allerdings mit Fouls und nicht mit Offensivszenen. Für Foul Nummer 3 sieht er dann tatsächlich die Gelbe Karte, was einen amüsanten Funkverkehr zwischen Schiri und Fähndlima auslöst. Ja, für eine solche Kleinigkeit kann man Gelb geben – wen einem der Spieler auf den Sack geht. Alle Beteiligten staunen deshalb, als in der 25. Minute kein Zarate-Opfer, sondern Nicola Sutter heraushumpelt. Für ihn kommt ein Hänzi ohne Ä ins Spiel – und so etwas in Münsingen. Mit einer guten Leistung kann Tito Henzi die Gemüter aber wieder beruhigen. Andere Thunspieler fallen derweil nur auf, wie sie auf der Ersatzbank schwungvoll die offizielle «Swiss Football League-Kuscheldecke» über die Beine schwingen.
Emotionen kommen dann aber in der 41. Minute auf, als ein Münsinger Angreifer nur mit einem klaren Foul gestoppt werden kann. Penalty für den FCM! Sandro Christen läuft an, scheitert aber an Thun-Goalie Felix Hornung. Ganz ist die Situation aber noch nicht ausgestanden, da aus der Glanzparade ein Abpraller resultiert. Und wie Münsinger nun mal so sind, haben sie eine blitzschnelle Reaktionsfähigkeit. Ehe Spieler wie Sulmoni (er spielt heute durch) und Reinmann (er stellt gut eine Stunde auf dem Platz) überhaupt zucken, kommt Max Dreier schon an den Ball. Er verwertet eiskalt und schiesst zum 1:0 ein. Das ist zugleich der Stand zur Pause, die Mattäng zum Bierholen nutzt. Oder eher zum Bierduschen. Dabei hat ihm der Bier- und Wurstverkäufer doch noch angeboten, eines der Biere an den Platz auf der anderen Spielfeldseite zu tragen. Mattäng lehnt aber ab und feiert Minuten später frisch (bier)geduscht feucht-fröhliches Wiedersehen mit Gölä.
Direkt bei Wiederanpfiff wird auf Sandreutenen Bingo gespielt. Aber nicht etwa Kuhfladenbingo, sondern Autobingo. Im Spiel sind fünf Berner und zwei Solothurner Autos – nicht mit Aussicht auf das grosse Los, sondern mit Aussicht auf eine Parkbusse. Zur Auswahl stehen der Opel mit der Nummer BE 22232, ein blauer Volvo, ein schwarzer BMW, ein weisser Fiat, ein grauer Honda, ein weisser VW und ein grauer Citroen. Bei letzteren beiden Fahrzeugen Made bzw. Drived in Solothurn rätseln wir, ob es die Familie Steffen nach Münsingen verschlagen hat. Doch Fehlanzeige: Im Stadion tigert nur ein Thunfan herum, der bei sich Zuhause ein Steffen-Trikot aufgehängt hat – aber wenigstens verkehrt herum.
Wegen der Autobingo-Aufregung verpasst dann Mattäng prompt das erste Thuner Auswärtstor seit dem Wankdorfspiel. Alles, was thunfans.ch deshalb zum 1:1 zu berichten weiss, ist, dass es Norman Peyretti in der 47. Minute erzielt hat. Mit diesem Tor hat dann zumindest unser Cassio-Fanclub (oder ist Aaretal-Brasilianer Bürki ihr neuer Lieblingsspieler?) genug gesehen vom Spiel. Plötzlich vernehmen wir jedenfalls den Satz: «Es ist Acht nach Acht. Wir gehen jetzt, wir wollen noch Handball schauen.» Es muss sich um eine isländische Verabschiedung handeln.
Und noch von anderen Sandreuteten-Besuchern heisst es Abschied nehmen: Nachdem zur Pause schon Thun auf der Goalieposition gewechselt und Berchtold für Hornung ins Spiel gebracht hat, wechselt in der 63. Minute auch Münsingen den Goalie. Lars Müller wird durch Thimon Hunziker ersetzt. Während die meisten der x-Wechsel problemlos klappen, verpennt Münsingens Nummer 5 in der 65. Minute seinen Einsatz. Eigentlich sollte er vor einem Münsinger Freistoss aufs Feld, doch da hat er zum Entsetzen des lauten Feuz noch nicht mal das Trikot an. «I weiss, i bi z’langsam» kommentiert er mehr in unsere Richtung als in Richtung des Trainers. Drei Minuten später schafft es Patrick Strahm beim nächsten Spielunterbruch dann aber doch noch aufs Feld.
Dort müsste es mittlerweile 1:2 stehen. Insbesondere Thuns 42er hat in der 75. Minute eine Topchance. Wie er es schafft, im Strafraum freistehend den Ball am Tor vorbeizuköpfeln, bleibt sein Geheimnis. Besser machen es die Münsinger. Bei einem Angriff in der 80. Minute wagt Sandro Christen den Weitschuss – und versenkt den Ball im Tor. 2:1. Mattäng freut sich – und gibt dann zu, dass er heute bloss den Thunschal trägt, weil er den Münsingenschal in eine Zügelkiste gelegt hat und schlichtweg nicht mehr findet. Deshalb wird ihm von den Thunfans geraten, doch auch künftig weiter den Schal des jeweiligen Verliererteams zu tragen – also bei einem möglichen Cupschlager zwischen Münsingen und Thun im nächsten August doch bitte wieder den FCM-Schal. Denn hier und heute gewinnt der FC Münsingen. Was zumindest auf der Anzeigetafel provokativ gefeiert wird. Durch einen angeblichen technischen Fehler wird immer mal wieder der Zwischenstand «12:1» eingeblendet. So ist das bei einem Heimspiel auf Sandreutenen.