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Vaduz - Thun 0:0
12.03.2016Super League 2015/2016


"Mit dem FC Thun gastiert heute ein Traditionsverein des Schweizer Fussballs im Rheinparkstadion." Mit solch ehrfürchtigen Worten begrüsst uns FCV-Vorstandsmitglied Lorenz Gassner im Matchprogramm. Dabei gibt es bei uns in Thun höchstens eine Fussballtradition: Das wir nie gegen den FC Vaduz verlieren. Das reicht hier im Ausland bereits, um uns viel Respekt entgegen zu bringen. Wenn sich der Block Süd in einem Pub anmeldet, erkundigt sich dessen Chef de Cuisine umgehend beim FC Thun nach den Menüwünschen des hohen Besuchs. Nun, mit Bier und Fleisch macht man sicher nichts falsch. Wenn 3 Thuner Zugfahrer in den Shuttlebus einsteigen, mutiert der Buschauffeur sogleich zum Privatchauffeur und fährt sogleich los - mit insgesamt 3 Passagieren. Und wenn nach dem Match die gleichen Zugfahrer noch einen Abstecher ins New Castle machen (wobei es sich nicht um den Zweitwohnsitz des Fürsten handelt, sondern um eine Beiz, wird die ausländische Delegation sogleich am Stammtisch platziert - direkt beim ehemaligen Gemeindepräsidenten von Vaduz. Einfach kritische Bemerkungen zur Bankenwelt und zu schwarzen Konten insbesondere sollte man eher vermeiden. Aber soll man etwa in einer solchen Runde über das gerade gesehene Spiel diskutieren? Der Gesprächsstoff, den dieses bieten würde, tendiert ja schliesslich gegen Null.
Dabei beginnt das Spiel mit viel Thuner Tempo. Schon nach 30 Sekunden kommt Munsy zu einer Topchance. Nur ahnt da noch niemand, dass dies bereits eine der drei besten Szenen des Spiels bleiben sollte. Grundsätzlich ist Vaduz in der ersten Halbzeit die stärkere Mannschaft und erkämpft sich Eckball um Eckball. Doch Faivre kämpft sich den Ball jedes Mal wieder zurück. Gefährlich wirds erst, als bei einem weiteren Vaduzer Angriff der Ball hoch in den Fünfer kommt und nur noch Schirinzi zwischen Leder und Torlinie steht. Doch da es sich bei Herrn S. um einen Spieler handelt, dessen Namen man nicht mit Zischlauten ausspricht, sondern in weltmeisterlichem Italienisch, können wir ihm in dieser Situation schon trauen. Gekonnt köpfelt er den Ball übers Tor.
Unmut kommt erst in der Pause auf: Im Gästesektor sind die Hamburger ausgegangen, was natürlich für alle schlimm ist, die anders als die Münsinger keinen Burger King im Dorf haben. Die eigentliche Katastrophe ist aber, dass der Jagatee ausgegangen ist. Dabei habe ich doch erst einen Becher getrunken (danke für die Block Süd-Spende übrigens). Dank viel diplomatischem Geschick - und Rheintaler Sprachkenntnissen - schaffen es immerhin 3 Thuner, sich mit Mithilfe eines FCV-Fan Jagatee aus dem Heimsektor zu beschaffen. Da ich dagegen kein solches Sprachtalent habe - zuvor beim Zwischenstopp in Zürich habe ich nicht einmal die Entschuldigung "sgüsi" verstanden - gehe ich leer aus. Da erwärmt sich ein glücklicher Jagatee-Trinker für mich und drückt mir als kleinen Trost ein Schützengarten in die Hand (danke für die Dopamin-Spende übrigens).
In der zweiten Halbzeit zeigt sich dann immer mehr, dass die beiden Teams mit diesem 0-0 gut leben könnten. Es lassen sich viele Gemeinsamkeiten mit dem FCZ-Spiel vom letzten Samstag feststellen. Ausser das hier sogar noch der Heimteamgoalie jenen Vaduzer zusammenstaucht, der als einziger das Spiel noch schnell machen will: Jehle motzt gegen den Ballbuben.
Ein wenig Hektik kommt dann aber noch in den Schlussminuten auf, als Munsy seinen zweiten grossen Auftritt hat. Er kann nur mit einer Notbremse festoppt werden. Der Vaduzer Bühler sieht Rot, wir Fans aber trotzdem kein Tor. Sowohl der Freistoss, als auch weitere Torchancen landen nicht im Netz. Es bleibt beim 0-0.
Was uns nach dem Match unisono ärgert, ist weder der 15-minütige Fanrückhalt, noch der FC Wil (das scheint der Erzfeind jenes geschwätzigen Vaduz-Ultras zu sein, der uns beim Zwischenstopp in Sargans eskoriert). Unser Ärger ist stattdessen, dass wir Mitte März immer noch nicht wissen, an welchem Tag Thun Mitte April in Lugano spielt. Unser Fussballverband hat andere Prioritäten, als jenes Spiel anzusetzen, an dem Thun (spätestens) den Ligaerhalt schaffen wird. Wahrscheinlich weiss ich dann früher, um welche Uhrzeit Gotteron am 50. Qualispieltag im März 2017 sich den Qualisieg sichert als wann Thun im April 2016 feiern darf. Bitte etwas mehr Respekt gegenüber unserem Traditionsverein, liebe Herren in Muri!