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Thun - Luzern 0:1
02.08.2015Super League 2015/2016


«Luzärn-Loser» pflegten wir früher anzustimmen, wenn wir uns mal wieder so richtig über den FCL nervten. Was in den letzten Jahren aber kaum je vorkam, zeigten sich doch die Zentralschweizer in unserer neuen Arena immer sehr gastfreundlich. Achtmal angereist, nie gewonnen, so können wahre Fussballfreundschaften entstehen. Umso mehr schmerzt jene Szene, die wir heute in der 89. Minute nach einem Eckball der Luzerner mitansehen müssen. Freuler bringt den Ball nochmals in den Strafraum, wo Lezcano goldrichtig steht und zum 0:1 einköpfelt. Dieser eine Treffer reicht den Luzernern aus, um ihren langjährigen Arena-Fluch zu beenden.
Wir Thuner dagegen werden uns einer anderen Bedeutung des Spruchs «Luzärn-Loser» bewusst: Heimniederlagen gegen das biedere Luzern sind Alarmzeichen dafür, dass bei Thun so einiges nicht stimmt und man sich als Fan wirklich Sorgen machen muss. Und je knapper sie ausfallen, umso schlimmer. In grauer Vorzeit, als es noch nicht mal elektrische Zahnbürsten gab, hat am 16. Februar 2008 Thun letztmals Zuhause gegen Luzern verloren – wie heute 0:1. Torschütze war Lustrinelli. Und als man ein paar Monate zuvor Luzern Zuhause empfing, am 22. September 2007, setzte es für Thun ebenfalls eine 0:1-Niederlage ab – Torschütze war in jedem Match Tchouga. Wenn sich viele von uns nicht mehr an diese beiden Spiele erinnern können bzw. wollen, hat das seinen guten Grund: Am Ende jener Saison ist Thun abgestiegen – wobei der Abstieg nach einem 0:4 in Luzern definitiv war.
Als Thuner ist man wirklich versucht, nach diesem Spiel frustriert zu sein und die ganze (Fussball-) Welt zu verfluchen. Tatsache ist aber auch, dass Thun heute einen beherzten Auftritt gezeigt hat und in der ersten Halbzeit verdientermassen ohne Gegentor geblieben ist. Thun darf sich durchaus etwas darauf einbilden, dass auf das (rote!) Luzerner Feuerwerk auf den Fanrängen kein Luzerner Feuerwerk auf dem Spielfeld folgt. Ausser bei einem frühen Jantscher-Lattenschuss lässt man Luzern praktisch nie zum Abschluss kommen. Es tut gut, mal wieder einen soliden Defensivauftritt der Thuner zu sehen. Und vorne versucht man es immer mal wieder mit schnellen Angriffen, wobei Thun aber regelmässig am bissigen Zibung scheitert. So auch in der 45. Minute, als Zibung den heranstürmenden Rapp regelrecht umrennt. Wirklich kein Foul?
Und in der zweiten Halbzeit ist Thun sogar die aktivere Mannschaft, schnürt Luzern phasenweise so sehr in der eigenen Platzhälfte ein, dass die Zentralschweizer richtig eingeschüchtert zu sein scheinen und zögern, selber noch Angriffe zu wagen. Lieber setzen sie auf Provokation. Doch weil Hediger und Co. sich ihre Portion Trash Talk lieber fürs Derby vom nächsten Wochenende aufheben, liefern sich die Luzerner notgedrungen ihre Wortgefechte halt mit Schiedsrichter Pache. Hekuran Kryeziu sieht Gelb wegen lautstarkem Reklamieren. Jakob Jantscher sieht Gelb wegen lautstarkem Reklamieren. Viermal Gelb sammelt Luzern insgesamt, während die Thuner so diszipliniert auftreten, dass kein einziger von ihnen verwarnt wird. Nur eben: Disziplin und defensive Abgeklärtheit haben auch ihre Schattenseiten. Offensiv darf (oder kann?) heute nur Rojas Akzente setzen. Immerhin zwei sehenswerte Angriffe schauen dabei heraus, wobei in der 59. Minute sein Schuss zum Eckball abgelenkt wird. Und in der 75. Minute schafft es Rojas wenige Zentimeter vor dem Tor nicht, den von Munsy erhaltenen Ball über die Linie zu schieben.
So fällt das Siegestor auf der Gegenseite. Und wir werden dadurch widerwillig Zeugen ungewohnter Szenen: im Stadion feiern Spieler und Fans von Luzern, auf den Thuner Strassen hupen Fahrzeuge mit Autokennzeichen wie LU, NW und ZG. Am Wochenende vom 19. und 20. März 2016 wird das beim nächsten Besuch der Luzerner hoffentlich wieder anders sein. «Luzärn-Loser!»