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Vaduz - Thun 1:1
22.02.2015Super League 2014/2015


Herzlichen Willkommen in der Winterregion Fürstentum Liechtenstein. Im schneesicheren Hochtal Malbun befindet sich das liechtensteinische Mekka der alpinen Wintersportarten und lädt zum Ski- und Snowboard fahren ein. Auf 1600 m über dem Alltag ist ein schneesicherer und fürstlicher Skiurlaub für Familien und Geniesser garantiert.
Tönt nach einem idealen Ausflug an einem Februarwochenende, nicht wahr? Fanclublegende und ich haben unsere Schneesportkarriere aber längst beendet und wären froh, wenn wir heute auf 455 m über dem Alltag uns schlichtweg mit einer Malbuner Wurst im Mund ein Fussballspiel ansehen könnten. Nur ist eben Vaduz nicht bloss das liechtensteinische Mekka der Ballsportarten, sondern auch verdammt schneesicher. Erst vor 14 Tagen musste die Partie Vaduz-Sion abgesagt werden und auch das heutige Spiel Vaduz-Sion steht verdammt lange auf der Kippe. Das es in der vergangenen Nacht nie unter Null war, lässt uns zwar einigermassen optimistisch ins Fürstentum fahren. Ein guter Platzwart schafft es bei diesen Bedingungen, ein passables Terrain zu basteln. Doch gibt es eben immer noch den Unsicherheitsfaktor Schiedsrichter. Und wie gross dieser sein kann, erfahren wir vor Ort am FCV-Fanstand. „Am Tag vor dem Spiel gegen Sion wurde der Platz bei der Schiriinspektion noch als tauglich eingestuft, doch am Mittag vor dem Spiel hielt dann Schiedsrichter Sandro Schärer ein Spiel nicht mehr für möglich. Dabei hats doch nur eine kleine Schneeschicht über Nacht gegeben“, erinnert sich der Schalverkäufer an ein Wochenende, das ein Verlustgeschäft für den FCV war. Doch heute heisst der Schiedsrichter Sascha Amhof und der ist um einiges wintertauglicher (allerdings nicht pfeiftauglicher, wie wir heute erfahren werden) als Vorgänger Schärer. Das Spiel kann also trotz aller Schneesicherheit heute stattfinden.
Also auf an den Verpflegungsstand, um Fürstliches Bier zu degustieren. Ich werde allerdings enttäuscht und muss mit Schützengarten Made in Winterthur vorlieb nehmen. Dafür gibt’s für Fanclublegende eine echte Fürstliche Malbuner Wurst. Er isst und isst und isst und stellt dann kurz vor dem Wurstende fest, dass sie fast ebenso kalt ist wie er selber. Typisch Ausländer motzt er natürlich bei der Wurstverkäuferin mit dem Wurstende in der Hand, worauf sie ihm verspricht, ihm nach Spielende eine warme Wurst gratis in die Hand zu drücken. Ein gescheiter Schachzug: Wie gross sind wohl die Chancen, dass so ein älterer Herr wie Fanclublegende 90 Minuten in dieser schneesicheren Kälte gesund übersteht?
Ein Spiel, das von tollen Aktionen lebt und das Fussballerfanherz erwärmt, ist das hier in Vaduz… aber überhaupt nicht. Das Niveau der Partie entspricht etwa derjenigen von Thun-Aarau, mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass es damals 60 Minuten lang geschneit hat. Heute dagegen fehlt nicht nur der Spielwitz von beiden Seiten, sondern auch der Schnee von oben. Höhepunkt sind da noch zwei Geburtstagsgrüsse. Wir singen Faivre ein Geburtstagsständchen, worauf mitten im Spiel der Speaker dem Vaduzer Goalietrainer zu dessen Geburtstag gratuliert. Zu behaupten, die beiden Geburtstagskinder hätten viel damit zu tun, dass es nach 45 Minuten 0:0 steht, wäre aber masslos übertrieben. Das letzte Mal, als es in einer Partie so wenig Torszenen gab, war am Mittwoch bei Wacker Thun gegen Kadetten Schaffhausen. Und dort ist immerhin der Gegner gar nicht aufgetaucht.
Vaduz taucht dann aber doch noch im Thuner Strafraum auf. Und das umso nachdrücklicher. Wenn auch ziemlich plump. Als Lang in der 52. Minute Hasler anvisiert, stellt sich Burgmeier in den Torraum. Der Ball landet in seinen Füssen, er muss ihn nur noch ins Tor spedieren. „Offside, Offside!“ „Fussballmafia SFV!“ Doch dummerweise hat Siegfried bei dieser Spielszene nicht nur den Zweikampf gegen Lang verloren, sondern danach auch gleich noch die Spielfeldübersicht, so dass er die Abseitsfalle im dümmsten Moment geknackt hat. Das Fürstliche 1:0 ist absolut regulär.
Thun bemüht sich nun um den Ausgleich. Der eingewechselte Rojas überzeugt zwar mit leichtfüssigen Dribblings im Stile einer Prima Ballerina. Doch den Erfolg bringt mal wieder das Herumgestampfe der Elefantenbullen Hediger und Sadik. In der 77. Minute köpfelt erst Hediger Richtung Strafraum und dort dann auch noch Sadik, ohne dass eine ernsthafte Torgefahr entsteht. Doch während Jehle Nerven zeigt und aus dem Tor rennt, kommt Sadik gleich nochmal an den Ball und spitzelt den Ball an Verteidiger Stahel und Torhüter Jehle vorbei ins Tor. „Schwach gemacht von Stahel und Jehle, aber auch klasse gemacht vom Finnen!“, kommentiert der Liveticker-Schreiberling. Die thunfans.ch-Kritikerjury erachtet 50 Prozent dieser Kritik als schwach gemacht.
Die Schlussphase zeigt, welchem Team mit dem Unentschieden mehr gedient ist: Es ist Vaduz-Trainer Contini, der in der 85. und in der 90. Minute mit dem zweiten und dritten Wechsel noch ein wenig Zeit schinden will, während Fischer nach den Einwechslungen von Rojas und Munsy auf eine weitere Wechseltat verzichtet. Bei den heutigen Temperaturen verkältet man sich doch nur. So endet die Partie 1:1, was von den Thunfans zwar mit einer „Derbysieg, Derbysieg“-Aufmunterung quittiert wird – aber nicht mit einer Welle. Für so viel Bewegung ist es nun wirklich zu kalt.
Da wider Erwarten Fanclublegende die Partie gesund überstanden hat, gilt es am Verpflegungsstand noch die versprochene Malbuner-Wurst abzuholen. Er bekommt sie tatsächlich umgehend gratis in Hand gedrückt. Zufriedener als in den 90 Minuten zuvor versichert er mir, dass die Wurst dieses Mal nicht nur würzig und schmackhaft, sondern auch so richtig heiss ist. Das Füstentum ist also nicht nur schneesicher, sondern auch wurstsicher.