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Breitenrain - Thun 2:3
23.08.2014Schweizer Cup 2014/2015


Der Cup-Stammgst weiss: Cupspiele gegen Unterklassige erträgt man eigentlich nur mit Alkohol. Mit viel Alkohol. Dementsprechend wissen wir den Service der Eingangskontrolleure zu schätzen: Wie zur guten alten Zeit darf man am Eingang die mitgebrachten Alkoholika in Plastikbecher umfüllen. Ob man auf dem Spitz wohl das Gefühl hat, dass ansonsten die "Egger Bier alkoholfrei"-Banner zu abschreckend wirkend. So starte ich jedenfalls schon mit 2 Bier und einem Walliser Schnäpschen als Bödeli. Andere Thunfans verhalten sich etwas suva-konformer und halten sich nur am Bier fest. Sie müssen schliesslich auch das Veloparkhäuschen neben dem Haupteingang hochklettern und sich dort oben bei Wind und düsterem Wetter festhalten. Aber ein echter Matrose hält schliesslich selbst stürmischster See stand. Doch dann haben die Sicherheitskräfte Sicherheitsbedenken und vollziehen einen interessanten Schritt: Heute dürfen ausnahmsweise auch Stadionverbötler rein. Will da etwa wer verhindern, dass Thuner im Fall einer Niederlage vor den Stadiontoren nervös werden und etwa noch auf YBler treffen?
In der Fankurve snd wir dagegen so siegessicher, dass wir uns noch vor Spielbeginn auf der Liste für das nächste Cupspiel eintragen: 60 Thuner sagen zu, auch bei nächsten Berner Cupderby ordentlich Stimmung zu machen. So souverän, wie Thun heute im Fussball den FCB schlagen wird, so souverän sollte es Thun im Eishockey eigentlich auch gegen den SCB schaffen. Überhaupt werden Sprüche über den SCB geklopft. 0:7 im Europacup!?! Wie kann man sich als Profiteam schon so blamieren. Da nehmen wir uns doch den FC Thun als Vorbild, der topmotiviert und höchst professionell in diese Partie gegen den FC Breitenrain steigt und in der ersten Halbzeit nicht eine Chance des Heimteams zulässt. Einen Schreckmoment gibt es dennoch: In der 39. Minute bleibt Christian Schneuwly nach einem Zweikampf verletzt liegen. Der Berner sieht Gelb, Schneuwly muss ausgewechselt werden. Dass Thun dagegen 45 Minuten lang kein Tor geschossen hat, bereitet uns keine Sorge. Und so holen wir uns in der Pause gut gelaunt eine Bratwurst am Bratuwrststand. Das heisst: Wir holen uns erst am Getränkestand einen Bratwurstbon - bei fleissigen Verkäufern, die freche Shirt mit dem Aufbruc "Breitsch ist spitz" spazieren tragen - und lösen dann den Bratwurstbon am Getränkestand ein. Stadtberner Logistik halt.
Gut gestärkt wenden wir uns der zweiten Halbzeit zu - und verfluchen schon bald den Schiedsrichter. Doch der Kameramann des Schweizer Radio und Fernsehens belehrt uns: "Das war ein klares Hands!" Und so setzt sich Kastriot Sheholli in der 58. Minute den Ball am Elfmeterpunkt. Faivre zappelt wie wild und wählt dann die rechte Ecke, Sheholli versenkt den Ball in der linken Ecke. 1:0 für den FCB. Kurzer Ärger Thun, doch dann sofortiges Aufbäumen. Und schon in der 70. Minute ist die Welt aus Thuner Sicht wieder in Ordnung, schiesst doch da Gonzales das 1:1.
Was soll jetzt noch schieflaufen? In der 77. Minute haben einige in der Thuner Kurve den Blick nicht aufs Spielfeld gerichtet, da ein rothaariger Dreikäsehch-Ballbueb verzweifelt einen Ball sucht. Wie kann man so ein grosses Ding auch aus den Augen verlieren, wenn man 90 Minuten lang keine andere Aufgabe hat, als auf den Ball aufzupassen. Derweil gehen auf der anderen Spielfeldseite hinter dem Thuner Tor seine zwei Ballbuebengspändlis gleichzeitig zu Boden. Sie bejubeln das 2:1, das Adan Rebronja per Weitschuss erzielt hat.
Thun bleibt jetzt noch eine Viertelstunde, um die grösste Cupschmach seit Jahren zu verhindern. Doch bei allen Angriffsbemühungen wirken sie irgendwie verkraft, können ohne Schneuwly so gar nicht mehr schön kombinieren. Und so steht es immer noch 2:1, als die Nachspielzeit beginnt. Wie lange die geht, ahnt keiner. Angezeigt wird die Nachspielzeit schon mal nicht. Und der Spitz-Goalie lässt nichts unversucht, möglichst viel Zeit aus dem Spiel herauszunehmen. Einmal setzt er erst den Ball im Strafraum und geht dann tatsächlich ganz relaxt ins Tor zurück, um dort einen kräftigen Schluck aus seiner Getränkeflasche zu trinken. Wir decken ihn dementsprechend mit flüssigen Worten ein.
Goalie Severin Keller könnte der Held des Spiels werden. In der 90. Minute hält er sein Tor dicht. In der 91. Minute hält er sein Tor dicht. In der 92. Minute... kassiert er wieder ein Tor von Gonzales. Und noch ist die reguläre Spielzeit nicht vorbei. In der 93. Minute kommt Keller erneut in Bedrängnis. In der 94. Minute... lanciert Sadik Ferreira, der zum 2:3 einschiesst! Thun führt erstmals - und bejubelt 60 Sekunden später einen harterkämpften Cuperfolg. Also ich trinke da erst mal einen kräftigen Schluck aus meinem Schnapsfläschchen - auf den Breitenrain-Goalie und auf die Thun-Spieler natürlich.