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YB - Thun 2:1
02.02.2014Super League 2013/2014


C5, Reihe 20, Platz 227. Das steht auf dem Ticket drauf, das mir mein Göttibub Killian heute geschenkt hat. Er hat sich gemeinsam mit seinem Bruder für ein Foto so beeindruckend fussballmässig in Pose geworfen, dass er in einem Radio BeO-Wettbewerb Tickets fürs Spiel YB-Thun gewonnen hat. Nun ist mein Göttibub aber nicht nur fotogen, sondern auch clever: Selbstverständlich geht er nicht an ein Spiel, wenn Stunden zuvor der Winter zurück ins Land gekehrt ist. Soll doch Götti Tängtäng stundenlang in der Kälte sitzen.

«Noch mehr Vorschriften und Bürokratie für jede Hundsverlochete?» steht auf den blauen Flugblättern, die ich im Stadion verteile. YB-Fans verteilen derweil eigene gelbe Flugblätter. «Man bevormundet Sie und untersagt Ihnen ein Bier zur Wort zu geniessen», wird da eindrücklich jene Fussballzukunft aufgezeigt, die mit dem Ja vom 9. Februar einsetzen soll. Gleiches gilt natürlich auch für den vermutlich 1000 Grad heissen und damit überaus gefährlichen Glühwein, der mir heute ausnahmsweise noch einmal an meinem Sitzplatz ausgeschenkt wird. Es tut gut, zu sehen, wie sich die beiden Fankurven im Kampf gegen die Konkordatsverschärfung einig sind. «Scheiss Konkordat!» ertönt es aus der Thuner Kurve. «Scheiss Konkordat!» hallt es aus der YB-Kurve zurück. Der «Scheiss Konkordat!»-Wechselgesang hält lange an. Dass die YB-Kurve das gemeinsame Statement zum aktuellen Zeitgeist mit all seiner Verbotsmanie mit einem «Scheiss Thuner!»-Ruf abschliesst, ist eine gelungene und vor allem höchst ehrliche Provokation. Niemand von uns Fans gibt vor, ein frommes Lamm zu sein, das selbst während hitzigen Derbys verlogen lieb und weltumarmend bleibt. Aber Thuner und Berner sind sich einig, dass man nicht für jedes böse Wort und die erste falsche Handbewegung gleich als Schwerverbrecher eingestuft werden sollte. Die entsprechende YB-Choreo ist sehr gelungen. Oder wie es am Dienstag ein weiser Mann auf der Titelseite des «Berner Bärs» ausgedrückt hat: «Meine Entscheidungen an der Urne lassen sich wie folgt begründen: Ich schaue mir die Menschen in den Komitees an und überlege mir, ob mir deren Lebensmodelle entsprechen oder doch eher zuwiderlaufen. Im Falle des Hooligan-Konkordats war der Fall schnell klar: Die Philosophien von Ruedi Löffel sind der pure Gegenentwurf zu meinen Denkweisen.»
Pyros werden heute keine gezündet. Und auch auf dem Spielfeld bleibt das Feuerwerk aus. Thun konzentriert sich in der ersten Halbzeit auf die Abwehrarbeit, während YB mehrere Freistösse und Corner überaus schwach tritt. Was aber die Thuner trotzdem niemals dazu hätte verleiten sollen, YB eine Standardsituation par excellence zu schenken. Lüthi und Faivre wissen sich in einem Strafraumdurcheinander nicht anders zu helfen, als die Rettung in einem klaren Rückpass zu suchen. Schiedsrichter Graf pfeift – und Neu-YBler Martinez schiesst und trifft. 1:0. Doch die Reaktion folgt zum Glück umgehend. Nur zwei Minuten später ist ein Freistoss der Ausgangspunkt von Reinmanns wunderschönem Weitschusstor. 1:1. Der Goalie sieht dabei nicht allzu gut aus.
Und Thun hat weiter gute Chancen. Christian Schneuwly trifft in der 79. Minute die Latte, Andreas Wittwer in der 87. Minute den Pfosten. Allerdings: Dazwischen vergibt auch YB einige Chancen, die eindeutig klarer gewesen sind als jene Szene, die dann doch noch zu YB-Sieg führt: In der 89. Minute gewinnt Zarate ein Laufduell gegen Schirinzi und trickst Faivre mit einem Aufsetzer aus. Der Goalie sieht dabei überhaupt nicht gut aus.

Das Derby endet 2:1. Und ich denke an jemandem, der heute gerne jeder Kälte dieser Welt getrotzt hätte, um bei diesem Derby dabei sein zu können. «Fröie mi uf e Aarau Matchbricht, schrib ja nüt gäge Wölfli» hat mir Tom am 11. Dezember mit auf den Weg gegeben – irgendwie klar, war unser Thema doch immer der Fussball. Keiner von uns hätte aber je daran gedacht, dass dieses SMS zum Abschiedsgruss werden würde. Machs gut Tom, wo immer du heute unsere thunfans.ch-Spielberichte liest! Wir werden dich nie vergessen, Tom! Danke, dass wir dich in all der Zeit begleiten durften.