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St. Gallen - Thun 0:0
27.10.2013Super League 2013/2014


Wacker hats am Vortag ja eigentlich vorgemacht, wie man gegen St. Gallen Tore schiesst und gewinnt. Es müssten ja nicht gerade 33 Tore sein wie gegen St. Ottmar. Aber endlich wieder mal ein Auswärts-Torjubel wäre halt schon schön. Wobei ich betreffend Leistungspotenzial der Thuner ziemlich nüchtern bin (wie so oft an einem Mittagsspiel): Ich prophezeie nach dem 0:3 in Kiew zwar samt heutigen Spiel keine Null-Punkte-Woche, aber eine Null-(Thuner)-Tore-Woche. Mein Tipp lautet dementsprechend: 0:0. Ich setze da ganz auf die Fähigkeiten des launischen Schneuwly M., des Coachpotatoes Martinez J. und des ohnehin herumstolpernden Sadik M.
Der grösste Risikofaktor, der ein Zu-Null-Spiel verhindern könnte, ist ohnehin Daniel Lopar, wie jeder weiss, der das Valencia-Spiel gesehen hat. Und das sind viele der heutigen Zuschauer. Als unser Zug am Zürcher Flughafen hält, steigen gleich mehrere St. Galler Fans samt Koffer ein. Haben sie ihre Reiseroute bewusst so knapp gewählt oder wurden etwa auch sie im Stadion beim Kiffen erwischt? Die Spätgekommenen schwärmen indes trotz der Schwächen von Lopar und der Stadionsicherheit von ihrem Spanien-Trip. Geradezu stolz sind sie auf ihren Fanmarsch quer durch Valencia. So viel Mut macht ansteckend. Und so fahren wir mal nicht mit dem Bus vom Bahnhof Gossau zum Stadion, sondern veranstalten unseren eigenen Fanmarsch. Wenn auch erst ab Bahnhof Winkeln. Und ehrlich gesagt auch ganz brav und fast anonym inmitten von dutzenden Ostschweizern. Aber für ein schüchternes „Hopp Thun“ vor dem Grillstand mit den schwarzen Würsten gibt es ja sicher auch einen Ultrapunkt. Die Stimmung ist zwar friedlich, aber gemaxt wird dennoch bei jeder Gelegenheit. Bestes Beispiel ist der Postautochauffeur, der mit einem leeren Fahrzeug an uns vorbeifährt. Statt einer Zieldestination hat er einen simplen Schlachtruf auf sein elektronisches Display am Fahrzeug eingetippt: „Hopp FCSG“. Ob er wohl pünktlich im Stadion zurück ist, um kein Tor zu verpassen?
Nein, beeilen muss er sich wirklich nicht. Zu einigermassen realistischen Torchancen kommen zwar Zuffi und auf der anderen Seite Mutsch, doch die restlichen Spieler auf dem Platz fühlen sich scheinbar nur im Mittelfeld so richtig wohl – wo sie einander bevorzugt treten oder sonst wie zu Fall bringen. Eine andere Taktik wendet Secku mit seinem Ententanz an. Doch da dieser noch nie als Paartanz galt, werden seine komisch anmutenden Zweitkampfeinsätze fast immer vom Schiri abgepfiffen. Die erste Halbzeit verläuft so ereignislos, dass man sich Sorgen machen muss, wie heftig wohl Dani Kern während diesen ersten 45 Minuten hyperventilieren und zahlreiche „Das ist schlecht, das ist ungenügend, das ist unterirdisch“-Panikattacken erleiden würde. Er kommentiert doch hoffentlich nicht für Teleclub, oder?
Wir Thunfans sind bedeutend weniger wehleidig. Nachdem wir die erste Halbzeit einigermassen tapfer erduldet haben – einige Zwischenrufe nach schlechten Abstössen von Faivre einmal ausgenommen – finden wir in der zweiten Halbzeit doch tatsächlich Gefallen am Spiel. Denn Thun wird besser. Und kommt zu guten Chancen. Erst vergibt Ferreira. Und dann, in der 59. Minute, schafft es Marco Schneuwly, uns in der gleichen Szene zu verzaubern, bestens zu unterhalten und zugleich so richtig zu schocken. Selbst das Schneuwly-Grosi, das bestimmt schon zu Beginn der Szene ihren Füüfliber hervorgekramt hat. Oder wie es der Kollege vom Sportal-Liveticker so treffend nacherzählt: „Marco Schneuwly vergibt nach einem weiten Befreiungsschlag Faivres eine hundertprozentige Torchance. Völlig alleine kann er auf Daniel Lopar losziehen. Nachdem er sich kurz umgeschaut hat, um sich zu versichern, dass er nicht im Offside steht, setzt der Thuner den Ball völlig unbedrängt an den rechten Innenpfosten.“ Wobei wir uns natürlich auch vorstellen können, dass er sich aus ganz anderen Gründen umgeschaut hat: er hat a. nach dem leider immer noch fehlenden Schlagzeuger in der Thuner Kurve Ausschau gehalten (BTW, Freiheit für alle Schlagzeuger), b. überprüft, ob auf den beiden Stadionbildschirmen nebst Fussballergebnissen aus Sion auch Wahlergebnisse aus Münsingen vermeldet werden oder c. er hat ganz einfach den Senf gesucht. Ja, es wird wohl immer Schneuwlys Geheimnis bleiben, wie er diese Chance nicht nutzen konnte.
Aber auch St. Gallen hat seine Chancen. Und was für welche. Faivre muss in der 75. Minute schon zum Fussballgott werden, um nach einem guten Pass von Mathys einen noch besseren hohen Kopfball von Karanovic abzutöten. Überhaupt überzeugt das Duo Mathys/Karanovic. Nach einer weiteren Aktion der beiden jubelt in der 87. Minute das halbe Stadion. Die anderen haben indes gesehen, dass der Fändlima längst ein Offside angezeigt hat.
Und so endet das Spiel tatsächlich 0:0. Wie heisst es doch so schön: Null agseit, Null gmacht, Differänz Null. Und das Postauto mit der Aufschrift „Hopp FSCG“ dreht weiter seine Runden.