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Aarau - Thun 1-3
23.03.2002Auf-/Abstiegsrunde 2001/2002


Wir wollen fairen Sport! Ein Slogan, der frĂŒher in jedem Fussballstadion hing. Ein Slogan, dessen reale Umsetzung wir heute einmal im BrĂŒgglifeld ĂŒberprĂŒfen wollen.
Zuerst wird unsere Fairness geprĂŒft, erst beim Ticketkauf. Als ich mich als Student zu erkennen gebe und mit einer Zehnernote winke, reagiert das FrĂ€ulein im KassenhĂ€uschen erstaunt. Nur langsam kann ich ihr klar machen, dass mich nicht als angeblicher AHV-Mitglied ins Stadion lĂŒgen will. Ich bin ja ein ehrlicher Mensch...
Ein zweites Mal wird unsere Fairness bei der GepĂ€ckkontrolle, umstĂ€ndlicher als am Flughafen, ĂŒberprĂŒft. Probleme hat da vor allem Hansueli, dem sogar das mitgebrachte Sandwich abgetastet wird. Sein Sackmesser muss er gar abgeben, jedoch wird im der Wiedererhalt nach Spielschluss versprochen.
Nicht klar wird uns derweil, wieso wird unbedingt durch einen sogenannten "GĂ€ste"-Eingang das Stadion betreten mĂŒssen. Es sind nĂ€mlich gar keine Sektoren abgedrennt. Ein seltsames Sicherheitskonzept.
Symphatischer sind da schon die Jungs, die haufenweise Bonbons verteilen. Schleckend haben wir so die Möglichkeit das 100-Jahre-FC Aarau-JubilĂ€um mizufeiern. Nun ja, jeder weiss, dass die glorreichen Fussballvereine vielmehr im Jahr 1898 gegrĂŒndet wurden.
Und doch finden sich wenige Meter vor uns erschreckenderweise drei Thunerinnen, die ihre BrĂŒste unter Aarauu-Trikots versteckt haben. Der Misch-Andrea-Annonym-Okpala-Fanclub sorgt einmal mehr fĂŒr Schrecken. Die Fanrufe fĂŒr Chris waren ja jeweils schon sehr verwirrend, als Okpala noch fĂŒr Thun verschoss, aber jetzt wo er bei einem Thun-Gegner spielt... unverstĂ€ndlich. Nur wegen dem Zanni-Wechsel bin ich ja auch nicht gerade vom Thun- zum Solothurn-Fan mutiert.
Auch YB-Fans hat es im Stadion. Ein Duo lÀuft an uns vorbei und lÀstert herum "Isch Àch dr MattÀng o da." Ich ahbe keine Lust auf eine Diskussion mit den Nummer 2-Jungs aus dem Kanton und gebe mich daher nicht zu erkennen.
Das Spiel beginnt und zwar mit Wölfli im Tor. Doch der hat erstaunlich wenig zu tun in den Anfangsminuten. Die Aarauer sind zwar öfters im Ballbesitz, doch wirken sie dabei erschreckend harmlos. Okpala verstolpert schon die ersten BÀlle, was uns immer wieder zum Singen bringt: "Chris Okpala... ghört id Nati B, ghört id Nati B, ghört id Nati B."
Dann greift auf einmal die Thuner Equipe an. Ausgerechnet Parnela findet sich und den Ball ganz vorne vor Benito und - er trifft sensationellerweise. 0-1, Thun liegt in Front.
Der Jubel bei den Thuner Fans ist gross, die Aarauer dagegen bleiben erst still und fair und feuern dann sogleich ihr Team wieder an. Doch diese noble UnterstĂŒtzung ist irgendwie vergebens, bleibt Aarau doch weiterhin schwach. Thun wirkt irgendwie ĂŒberlegen, kommt aber erst einmal nicht zu nennenswerten Torchancen.
Aber dann lĂ€uft nach einer halben Stunde auf einmal alles fĂŒr unseren Helden Rama. Er hat viel Platz. Mit viel Drall schiesst er auf Benito ein und trifft. 0-2.
Wenig spÀter tritt Benito umso hÀrter in Aktion. Nach einem gehaltenen Ball lÀuft er voll in Rama hinein, der auf dem Boden liegen bleibt. Unsere Empörung ist gross, denn das war nicht eben fair.
Aarau wankt. Die Spieler kicken schwach, die Fans pfeiffen gar bei einer ersten missglĂŒckten Aktion ihr Team aus. Und als der Pausenpfiff ertönt, ist das Pfeiffkonzert gar gross. Wir dagegen schreien erfreut "Bravo Thun".
Dann beginnt es zu tröpfeln. Richtiges Heimspielverliererwetter eben. Da spanne ich halt den Schirm auf.
Mit Sascha berede ich eine ganz spezielle "Fairer Sport"-Aktion. Ich schlage vor, bei einem allfĂ€lligen 3-0 der Thuner die persönliche Beteruung einer Aarau-AnhĂ€ngerin zu ĂŒbernehmen. Sicherheitshalber fange ich schon jetzt, nach dem rechten Girl Ausschau zu halten. Dabei fĂ€llt auf, dass im Gegensatz zu anderen Stadien in Aarau Ă€usserst viele FrĂ€uleins herumlaufen. Das nenn ich attraktiven Fussball.
Doch schnell richtet sich mein Blick wieder aufs Spielfeld, wo die Aarauer Spieler plötzlich immens nach vorne drĂŒcken. Rund zehn Minuten lang wird die Thuner Verteidigung samt Marco Wölfli böse unter Beschuss genommen. Doch zu einem Gegentor kommt es nicht.
DafĂŒr hat die Matic im Gegenzug die Möglichkeit zur Drei Punkte-Sicherung. Doch statt ein "Thuner Tor", sehen wir nur eines dieser verhassten "Wembley-Tore". Der Ball springt von der Latte zurĂŒck vor die Linie - eben kein Tor so was.
Aber fĂŒr solche FĂ€lle haben wir ja immer noch unseren Moser junior. Als die Thuner in der 69. Minute nĂ€mlich in Überzahl im Aarauer Strafraum agieren, vermag das junge Sturmtalent den Ball ĂŒber die Linie zu schieben. 0-3, zahlreiche Aarauer verlassen das Stadion. "Auf Wiedersehn!"
Doch im Gegensatz zu ihren Fans geben sich die Aarauer noch nicht geschlagen. So wagt Fiechter gleich einen Distanzschuss und trifft. 1-3.
Der Beginn eines verherrenden Sturmlaufes? Nicht ganz. Aarau hat jetzt zwar mehr Spielanteile, doch wenige Torchancen sind wirklich gefÀhrlich. Da kann sich der Misch-Andrea-Annonym-Okpala-Fanclub noch so sehr auf ihren dunkelhÀutiogen Fussballfreund fixieren und ihr gar mit ihrer Kamera abknipsen, er scheitert trotzdem immer wieder klÀglich.
Mein Schirm ist derweil noch immer aufgespannt, obwohl es immer noch regnet. Darauf macht mich netterweise auch ein ganz fairer Aarau-Fan aufmerksam. Doch eben, ich muss mich ganz fest am Schirmgriff festhalten, um wirklich sicher zu sein, dass ich nicht trĂ€ume. Thun steht kurz vor einem grossen, absolut sensationellen Erfolg gegen Aarau, der Auslöser fĂŒr eine wahr Aufstiegseuophorie sein könnte.
Die letzten Minuten laufen. Eine letzte Schwalbe von Okpala im Strafraum, ein letzter Eckball, ein letzter Torschuss... und dann muss Aarau einsehen, dass alle BemĂŒhungen keinen Sinn mehr machen: Schlusspfiff!
Die Thuner bleiben somit die TabellenfĂŒhrerjungs. Da sind selbst YB-Fans fasziniert, wie der Oldtown-Held Zissig, den wir auf der Heimkehr treffen.
Der Aufstiegstraum geht weiter... Ja, ja, fairer Sport macht doppelt Spass wenn er gleichbedeutend mit siegreichem Sport ist.

Matthias Engel