Thunfans » Spielberichte » Super League 2013/2014 » Thun - GC
Thun - GC 1:1
06.10.2013Super League 2013/2014


Wie geil wĂ€re das denn? Statt einer Bilderwand der schönsten Choreos einzurichten, könnte man doch in der Block SĂŒd-Ecke im Stadion eine Bilderauswahl der hĂ€sslichsten Hassspieler aufhĂ€ngen. Einer hĂ€tte sich seinen Platz in dieser Hall of Fame der Bad Guys lĂ€ngst auf sicher dank MĂ€tzchen wie einer TĂ€tlichkeit in der Nachspielzeit, zahlreicher BlutgrĂ€tschen und Kung-Fu-SprĂŒnge oder schon nur dem Stinkefinger gegen die Thuner Kurve anno dazumal in Schaffhausen: Herzlich willkommen in Thun, Roman BĂŒrki. Wobei ich schon zugeben muss, dass ich enttĂ€uscht war, als wir kĂŒrzlich im Letzigrund auf ein GC ohne BĂŒrki (und ohne Stadion) getroffen sind. Ein Fight gegen ein GC ohne RotsĂŒnder BĂŒrki ist doch aus emotionaler Sicht etwa das gleiche wie eine grenzĂŒbergreifende Carfahrt ohne hĂ€ssliche FĂŒrze.
Da Topskorer und TopschlĂ€ger Hajrovic heute ebenso wegen einer Sperre fehlt wie Salatic, darf gewettet werden, wer von der Firma GC heute wegen einer TĂ€tlichkeit vom Platz fliegt. Schade eigentlich auch fĂŒr die GC-Fans, die wieder in Scharen den Weg nach Thun gefunden haben und beim Anpfiff mit einer tollen Choreo mit riesiger GCZ-Blockfahne ein positives Zeichen setzen. Zudem sind die ZĂŒrcher das ganze Spiel durch sehr laut. Was besonders in der ersten Halbzeit sehr ĂŒberrascht, spielt doch da Thun eindeutig besser. Gleich fĂŒnf Topchancen hat Thun, Marco Schneuwly, Martinez und Hediger sorgen allesamt fĂŒr viel Wirbel. Und kurz vor der Pause köpfelt gar Reinmann bei einem Eckball haarscharf am Tor vorbei – notabene an dem Tor, in dem BĂŒrki drin steht. GC fĂ€llt dagegen nur durch ruppige Fouls auf. Gelb sehen in der ersten Halbzeit Ben Kalifa und Anatole (wird stark rotgefĂ€hrdet in der Pause ausgewechselt), nicht aber Lang. Dass Schiri Bieri in der Nachspielzeit bei Langs hartem Einsteigen am Sechszehner Christian Schneuwly eine Gelbe Karte wegen angeblicher Schwalbe zeigt, ist schlichtweg eine Schweinerei. Und vor allem verheerend fĂŒr den weiteren Spielverlauf.
Durch den Schirifehlentscheid angestachelt, zeigt GC in der zweiten Halbzeit definitiv sein hĂ€ssliches Gesicht und begeht Unsportlichkeit um Unsportlichkeit. Mal wieder nach einem Offsidepfiff munter weitergespielt (Gelb gegen Vilotic), mal wird Schirinzi bei einem Konter umgerissen (Gelb gegen Gashi), mal gibt’s eine der fĂŒr GC so typischen Rudelbildungen – dieses Mal gegen den Schiri (Gelb gegen Abrashi und Feltscher). Und dann ist da noch BĂŒrki: In der 62. Minute lĂ€sst er den Ball vor Martinez‘ FĂŒsse fallen, der sogleich zum Schuss ansetzen will. Doch bevor es dazu kommt, grĂ€tscht ihn BĂŒrki um. DafĂŒr gibt es nur Gelb. Und auch nur einen Freistoss, da BĂŒrki ja seine Gegenspieler jeweils knapp ausserhalb des Strafraums umsĂ€belt. Die Kurve tobt (BTW: Freiheit fĂŒr alle Schlagzeuger), BĂŒrki tobt, es kommt zum Freistoss-Showdown zwischen Christian Schneuwly und BĂŒrki. Schneuwly lĂ€uft an – und trifft in BĂŒrkis Ecke. Ha ha!
Doch auch der TorhĂŒter auf der anderen Seite ist ein Dauerthema fĂŒr uns. Eben erst haben wir darĂŒber diskutiert, ob Faivre schon zwei oder drei hohe EckbĂ€lle unterlaufen hat, als er in der 66. Minute erneut patzert. Bei diesem Eckball kommt so ziemlich jeder Freund und Feind im Thuner Strafraum kurz an den Ball, nur einer hat bei dieser unfreiwillig komischen Ballstafette nie wirklich Ballkontakt: Faivre. Und auch als Secku endlich den Fuss dran hat, ist das keine gute Nachricht fĂŒr uns. Er lenkt den Ball nĂ€mlich ins eigene Tor ab. Nur hier im Stadion wird Vilotic als TorschĂŒtze ausgerufen. Das bemerkt aber fast niemand, da BĂŒrki selbstverstĂ€ndlich nicht mit seiner pyrozĂŒndenden Kurve feiert, sondern in Richtung von uns Thunfans das 1:1 bejubelt. Was fĂŒr eine Provokation. Ein Pfeifkonzert hallt durch DIE Arena. Auch wenig spĂ€ter, als BĂŒrki ein absurd dĂ€mliches Zeitspiel begeht, weil er von jenem Ball Angst zu haben scheint, der bereits perfekt fĂŒr ihn zum Abstoss bereit liegt. Er trottelt im Strafraum hin und her und wird fĂŒr seine Kleinkunstdarbietung vom Schiedsrichter nur ermahnt, nicht aber vom Platz gestellt. Aber warum auch: Wenig spĂ€ter darf er ja auch ungestraft eine seiner typischen Handbewegungen Richtung Schiri machen.
Besser in Szene setzt sich da sein GegenĂŒber. Faivre mutiert in nur einer Szene vom Matchloser zum Matchwinner. Und zwar in der 75. Minute. Feltscher kann alleine auf Faivre losziehen und schiesst goldrichtig, doch Faivre pariert den Schuss. Der Abpraller landet erneut bei Feltscher, der auch umgehend wieder schiesst – aber ein zweites Mal an Faivre scheitert. Doch der Ball landet schon wieder bei Feltscher. Der schiesst nochmals, hĂ€mmert den Ball aber bloss an den Pfosten.
Das wars auch gleich wieder mit dem ZĂŒrcher Offensivfeuerwerk. Stellt sich noch die Frage, welcher GC’ler heute vom Platz fliegt. Bis zur Antwort mĂŒssen wir uns sehr lange gedulden. Konkret bis zur nĂ€chsten Rudelbildung. Die findet nach Abpfiff statt. Wieder haben es einige GC-Spieler auf den Schiri abgesehen. BĂŒrki tobt, Vilotic schimpft und gestikuliert – bis Bieri tatsĂ€chlich noch die Rote Karte zĂŒckt. Vom Platz fliegt... Vilotic. Herzliche Gratulation an alle Gewinner der heutigen «GC sieht Rot»-Wette.
Nach dem Spiel wenden wir uns noch einem kleinen Experiment zu. Wie lange dauert es nach so einem emotionalen Spiel, bis Big Gamer Murati sich wieder seiner Gamewelt zuwendet? Um den Schwierigkeitsgrad zu steigern, drĂŒcken wir ihm auch noch ein Gratisexemplar des Eurosoccer in die Hand, das er durchaus aufmerksam durchblĂ€ttert. Dann aber zĂŒckt Big Gamer Murati sein Handy – und zerstört mit voller Energie in einem Tetris-Ă€hnlichen Smartphonegame ganze Ostereier-Reihen. Ob er dabei wohl an BĂŒrki denkt? Übrigens: Big Gamer Murati hat nach Einsteigen in den Shuttlebus sieben Minuten ausserhalb seiner Gamewelt ausgehalten. RekordverdĂ€chtig. Applaus, Applaus.