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Luzern - Thun 1:1
29.09.2013Super League 2013/2014


Als Generalprobe für Genk geht’s heute mit dem Car an eine Destination, die einen ähnlichen «Unsere graue Stadt»-Ruf hat. Um in der Zentralschweiz nicht weiter aufzufallen, sind wir passenderweise in einem verbeulten, graulackierten Bus unterwegs. Der Chauffeur distanziert sich denn auch sogleich vor dem klapprigen Gefährt und gibt bewusst keine Auskunft, welche Zusatzfunktionen der Car aufweist. Nicht einmal Innendekorationsvorschläge nimmt der Chauffeur entgegen. Dabei könnte er doch viel von jenem grünen Daumen lernen, der bei der Konkurrenz von Gafner Car am Steuer sitzt. In dessen Bus wuchert ein regelrechter Flora-Dschungel vor dem Fahrersitz. Wahrscheinlich gibt’s bei Gafner jeweils mehr Giesskannen- als Zigarettenpausen.
Wir dagegen legen nach der turbulenten Brünig-Bergfahrt – nur wegen diesen vielen Kurven und sicher nicht wegen dem gestrigen Ausgang geht’s einigen von uns ganz schön schlecht – in einem der geschätzten 27 Innerschweiz-Kleinkantone unsere Rauchpause ein. Was für eine urchig-idyllische Welt: Hier gibt’s im Shop noch einen Meter Bier als hübsch verpackte Geschenkidee und beim Zigarettenkauf wird ausführlich diskutiert, welche Winston es denn sein soll. Hier raucht man wahrscheinlich bei jeder Wetterlage ein anderes Kraut. Und dann kommt natürlich die obligate Frage der Shopverkäuferin: «Wohin geht’s denn? An welches Spiel?» Ja, selbstverständlich nehmen wir Thuner diese Brünig-Route jeweils auch, wenn wir nach Lausanne oder St. Gallen fahren, aber heute lautet die Antwort eher klassisch: «Luzern». «Das ist doch gut, das ist nicht so weit.»Um dennoch auf genügend Kilometer zu kommen, schauen wir uns auf einer Stadtrundfahrt dann noch ein wenig dort um, wo die Zentralschweiz doch noch hübsch anzuschauen ist: in Kriens. Also dieser Florida Store hätte sicher auch ganz heisse Mode. Und doch kommt während dem Kriens-Sightseeing das Gerücht auf, wir hätten uns verfahren.
Kaum im Stadion, dann der Schock: Unser Rugenbräu-Bierbrauer schnappt sich tatsächlich einen vollen Bierbecher – gefüllt mit Eichhof Alkoholfrei. Wenn davon bloss unsere knallhart recherchierende Radio BeO-Frau nichts mitkriegt, die auch mitreist. Der noch grössere Schock dann in der 13. Minute. Reimann macht im Thuner Strafraum eine Free as a bird-Flügelbewegung mit seinen Armen, so dass selbst der beste Schiedsrichter der Welt (nicht dass der heute irgendwo in Stadionnähe wäre) Elfmeter pfeifen würde. Lezcano läuft an und trifft – 1:0 für Luzern.
Was manchen Thunfan toben lässt. Aber nicht etwa über die eigene Mannschaft. Ich bekomme nach dieser Szene das erste von mehreren «Fischer Raus»-SMS (wenigstens stets vom gleichen Absender), während ein Teil unseres Blocks sich für den Rest des Spiels auf den Schiedsrichter Klossner einschiesst. Der greift in einem ruppigen Spiel oft zur Pfeife – und pfeift vor allem Thuner Defensivaktionen ab. Nach gut einer halben Stunde wird eine interessante Statistik auf dem Stadionbildschirm eingeblendet: «Fouls: Luzern 4; Thun 16.» Wie dieser Zahlensalat wohl aussehen würde, wenn Secku nicht bei jeder Aktion so ungeschickt einsteigen würde? Wer stets wild mit den Armen rudert, muss sich nicht wundern, wenn er kein Freund des Schiris wird.
1:0 lautet das Pausenergebnis – Zeit für Ottos laufende Band. Anders als im Hallenstadion ist das Werbespiel hier sogar witzig, treten doch meistens betrunkene Innerschweizer zum Aufzählduell an. Heute misst sich ein Bub («Nuuuuuuteelllllla!») mit einem stämmigen Kerl («Reeeeeeeeeeed Buuuuull!»). Die Pausenspiel-Schiedsrichterin zeigt sich dabei in etwa so neutral wie Klossner – und lässt die Zeit beim erwachsenen Kandidaten viel länger laufen, so dass er in der Nachspielzeit noch zu einem zusätzlichen Punkt kommt. So an ein Red Bull kann man sich halt auch nicht so schnell erinnern. Jedenfalls feiert er einen verdienten 9:7-Erfolg über ein Kind. Bravo, davon kannst du einst noch deinen Enkeln erzählen.
Das Fussballspiel ist weniger abwechslungsreich. Als Thun in der zweiten Halbzeit auch einige Freistösse herausholt, ist das Spiel endgültig ausgeglichen. In der 60. Minute besinnt sich unser Lieblingstrainer Fischer dann darauf, dass er ja noch den Liga-Topskorer auf seiner Ersatzbank hat. Dieser bedankt sich keine Viertelstunde später mit einem schönen 20 Meter-Knaller. Das Tor feiert er vor der Kurve – und nicht vor der Trainerbank.
In den Schlussminuten drückt dann wieder Luzern, aber zum Treffer kommt das Heimteam nicht mehr. Thun holt – zugegebenermassen eher glücklich – in Spiel 10 den 10. Saisonpunkt. Da zugleich aber Lausanne in Aarau gewinnt, liegt man nur noch 6 Punkte vor dem letzten Platz. Fischer raus?
Auf der Rückfahrt liebäugeln wir noch kurz, ob wir direkt Genk statt Thun ansteuern sollen. Da wir aber uns nun aber doch nicht mit dem FCL-Angebot des Tages – 20 Prozent auf blau-weisse Bettwäsche eingedeckt haben – entschieden wir uns für eine Fahrt Richtung Oberland. Das Hotel inspizieren wir derweil schon mal auf dem Smartphone: Die Hotelanlage verfügt über einen Lift, eine 24-Stunden-Bar und sogar über ein Frühstücksbuffet, das jeweils ab 8.30 Uhr offen ist. Da wir um 9 Uhr wieder losfahren werden, ist anzunehmen, dass wir eher mehr Zeit an der Bar verbringen werden. Ja dann: «Auf geht’s Thuner ins Belgierland….»