Thunfans » Spielberichte » Super League 2013/2014 » Thun - Lausanne
Thun - Lausanne 4:1
01.09.2013Super League 2013/2014


Der heutige Sonntag ist ein idealer Tag für einen Familienausflug. Vor allem, wenn man sportbegeistert ist. Es bieten sich an die Krönungsfeier von Sempach Matthias in Burgdorf (samt frechen Schnupfsprüchen) oder die Entthronung der BSC Young Boys (bzw. der «BCS Young Boys», wie Regierungsrat Perrenoud sagen würde) samt unrealistischen YB-Schlachtrufen. Wie ich aber im Bus Richtung Stadion sehen, entschliesst man sich als typische YB-Familie lieber zu einem Abstecher in DIE Arena. Natürlich nicht, ohne dem Jüngsten der Familie ein YB-Käppli auf den Kopf zu setzen. Was für eine Provokation. Oder verstehe ich bloss ihren schwarzen Humor nicht und es handelt sich hierbei um eine Renato Steffen-Parodie?
Gut möglich, dass es heute sogar mehr Berner als Lausanner im Stadion hat. Gerade mal 20 Waadtländer sind angereist, um für das Schlusslicht zu supporten. Da sie davon ausgehen können, dass es in ihrem Sektor für alle genügend Top-Plätze hat, kommen die meisten von ihnen erst direkt auf Anpfiff ins Stadion. So richtig ausschlafen schadet schliesslich nie.
Beim Aufhängen der Zaunfahnen sollten sich die Blau-Weissen aber etwas sputen, haben es doch die Startminuten in sich. Schon in der 5. Minute geht Thun in Führung. Sadik verwertet einen Pass von Ferreira per Kopf zum 1:0. Doch schon in der 7. Minute gleicht Lausanne per Freistoss aus. Ekengs 40 Meter-Schuss wird von Martinez dummerweise ins eigene Tor abgelenkt. Und es bleibt hektisch in den beiden Strafräumen. In der 8. Minute trifft Martinez den Innenpfosten, worauf der Abpraller zu Cassio kommt. Der schiebt den Ball eiskalt über die Linie. 2:1. Was für ein Auftakt.
Für viel Aufregung sorgt aber auch Pimenta, le Neuf (oder wahlweise auch le Boeuf) du Lausanne. Erst bleibt der Portugiese nach einem Zweikampf minutenlang scheintot liegen, um nach dem Unterbruch sogleich wieder über den Platz zu tänzeln. Dann hebt er nach einem 1:1 gegen Goalie Faivre zur Schwalbe ab. Schiedsrichter Amhof lässt aber zu Recht weiterlaufen. Solche schlechten Soap-Schauspieler sollte man nicht noch belohnen. 13 Minuten sind da gerade gespielt.
Dann beruhigt sich die Partie etwas. Thun hat das Spielgeschehen unter Kontrolle, sucht aber nicht mit aller Kraft den nächsten Treffer. Und wenn sie doch wieder Vorwärtsdrang haben, werden die Oberländer von Lausanne mit teils rüden Fouls ausgebremst. Wir sind doch hier nicht in Burgdorf!? Doch die erste Gelbe Karte des Spiels sieht ausgerechnet Ferreira. War das jetzt auch eine Schwalbe?
In der Pause philosophieren wir über unsere nächsten Reiseziele. Kiew, Genk und Wien, warum nicht? Aber eben: Wichtig ist nicht, in der Europa League über dem Strich zu überwintern, sondern sich in der NLA bis Weihnachten möglichst weit vom Strich zu entfernen. Und dafür sind heute drei Punkte sehr wichtig. Mit entsprechend viel Schwung steigt Thun in die zweite Halbzeit. Obwohl Lausanne in der Pause gleich zweimal gewechselt hat, finden sie nach wie vor kein Rezept gegen die Thuner. Es brennt phasenweise lichterloh in ihrem Strafraum. Martinez, Sadik, Ferreira, ja sogar Cassio (Lattentreffer!) kommen zu Topchancen. Doch Thun braucht nochmals 15 Minuten, um endlich den dritten Treffer bejubeln zu können. Der entscheidende Angriff erfolgt über Wittwer und Cassio zu Martinez, der den Ball ins Netz knallt. Sein fünfter Saisontreffer. Und Treffer Nummer 6 folgt sogleich: In der 79. Minute setzt er zum grandiosen Solo an und haut den Ball von rechts in die nahe Ecke. 4:1. Die Arena tobt und feiert Martinez wenig später bei dessen Auswechslung. (BTW: Freiheit für alle Schlagzeuger).
Die Schlussminuten könnten wir eigentlich ruhig runterzählen. Doch viele von uns starren schon auf ihr Smartphone oder beschaffen sich per Telefonanruf Infos aus Burgdorf. Schliesslich wollen wir wissen, wer heute in Burgdorf wie wir Thuner – und anders als die Stadtberner – jubeln kann. Wie kaum zuvor leert sich der Heimsektor nach einem Kantersieg überaus schnell. Aber die Krönungsfeier von Sempach Matthias wollen sich selbst die grössten Thuner Fussballfans nicht entgehen lassen. Priis!