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Echallens - Thun 1:3
18.08.2013Schweizer Cup 2013/2014


Im 5000 Seelen-Dorf Echallens lebt man gerne in der Vergangenheit. So wird im Matchprogramm ausführlich erwähnt, wie man einst gegen den FC Thun eine wichtige Barrage gewonnen hat. Im Frühling 1985 wars, als Aufsteiger Echallens und 1. Liga-Grösse Thun (damals bestritt man immerhin bereits die zweite 1. Liga-Saison in Folge) in Solothurn in den Abstiegsplayouts aufeinander trafen. Echallens gewann gleich 3:0 – in der Liga blieben schliesslich aber dennoch beide Teams. «Ainsi depuis ce jour-ci, le FC Thoune a donc rejoint l’elite suisse alors que notre club est devenu un «incontournable» de la première ligue», endet diese kleine Geschichtsstunde im Matchprogramm. Nostalgisch gefärbt ist aber auch die Mannschaftsaufstellung in der Heftmitte. «Le Président» des FC Thuns ist demnach nämlich… Kurt Weder!
Auf dem Sportplatz Trois-Sapins hat man viel Bewegungsfreiheit – und das schon zwei Stunden vor dem Spiel. Vom Thunsektor an der Seitenlinie erreicht man problemlos das Klubhaus mit seiner grossen Weinkarte auf der anderen Spielfeldseite – Sperrzone ist dagegen für uns der Bereich hinter dem nördlich gelegenen Tor. Der Block «Fanclub FC Thun» ist so rigoros abgeriegelt, dass es selbst zwischen Thun-Sektor I und Thun-Sektor II einen durch zwei Zäune geschaffenen leere Pufferzone gibt. Cool findet das eigentlich nur Kevä, der über die Hecke ins Stadion hineinspäht und es begrüsst, dass es in der Menschenmenge eine genügend grosse Lücke hat. (BTW: Freiheit für alle Schlagzeuger).
Thun spielt in Rot, Echallens in Skywork-Hellgrün mit grossem Landi-Aufdruck. Somit lernen wir für unseren Französisch-Wortschatz: Landi heisst auf gut Welsch auch einfach Landi. Unser Fussballwissen können wir dagegen nicht gross verbessern. Die Partie wird auf bescheidenem Niveau gespielt – ohne nennenswerte Chancen auf beiden Seiten. Sadik z.B. nimmt das Spiel ähnlich ernst wie FCZ-Angebote, während sich andere Thuner den Spass erlauben, bei Angriffen ausgerechnet Cassio anzuspielen. Es ist wohl mehr Glück als Verstand, dass Cassio in der 37. Minute – auf Pass von Secku - tatsächlich das 1:0 erzielt.
Die Führung währt aber nicht lange. Echallens Nummer 7, Alvarez, ist uns schon in der ersten Halbzeit durch schnelle Sprints in den Strafraum aufgefallen. Nur gut, sind seine anschliessenden Pässe nie wirklich präzise. Doch in der 48. Minute braucht er gar keinen guten Pass zum Torerfolg. Bei einem Zweikampf mit Siegfried stürzt Alvarez nämlich zu Boden, worauf Schiri Fähndrich auf Penalty entscheidet. Das Duell heisst David Moser versus Damien Germanier. Moser bleibt gegen den ehemaligen Sion-Spielers erst Sieger, kann aber einen Abpraller nicht vermeiden. Und diesen verwertet Germanier eiskalt.
Thun muss wieder zittern. Zumal die Partie zunehmend gehässiger wird. Als besonders unsportlich fällt dabei Monsieur Steve Samandjeu auf – durch Fouls, Gesten und Schwalben. Ob er sich durch seine Spielart beim FC Sion ins Gespräch bringen will? Zum Glück haben wir aber unseren «Goalgetter» dabei: Cassio! Der schiesst in der 63. Minute tatsächlich auch gleich den zweiten Thuner Treffer. Daraufhin macht Trainer Fischer das einzig richtige: Er wechselt Cassio auf dem Höhepunkt seiner FC Thun-Karriere umgehend aus.
In der Schlussphase gibt’s dann nochmals zwei Aufreger: Erst sieht die hellgrüne Nummer 23 David Jimenez für eine Notbremse die Rote Karte, dann erzielt die rote Nummer 11 Josef Martinez das 1:3. Damit ist das Spiel entschieden – der Schiedsrichter pfeift denn auch sogleich ab. Und so wird man in Echallens weiterhin 80er-Jahre Nostalgie schwelgen müssen, um von Fussballerfolgen gegen Thun sprechen zu können.