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Thun - Aarau 2:2
04.08.2013Super League 2013/2014


Kaum habe ich DIE Arena betreten, spüre ich den NLA-Mief schon wieder am ganzen Körper. Der Spielbeginn verzögert sich, weil zwei Aarauer Spieler scheinbar die Schuhe nicht richtig binden können (sie gelten halt nur als Sockenspezialisten) und ihre Fans nebeln gleich mal das ganze Stadion mit stinkendem und sinkendem rot-weissem Rauch ein (Duftnote Brügglifeldspiess). Und Schiri Studer stellt auch gleich unter Beweis, warum Schweizer Staatsangehörige ausserhalb der Landesgrenzen höchstens noch Frauenfussball pfeifen dürfen. Als ein Aarauer Schirinzi am Oberarm anschiesst und Schirinzi dabei nicht mehr zuckt, als wenn eine Mücke auf ihm gelandet wäre, soll das tatsächlich eine penaltywürdige Aktion sein. Calla nimmt Anlauf zum Duell mit Faivre und trifft. 0:1. Und die Aarauspieler fallen ebenfalls typisch schweizerisch durch eine provokante Rudelbildung direkt vor den Thuner Fans auf.
Was für ein Hammerschlag nach nur vier Minuten. Und er tut umso mehr weh, da sich beim FC Thun englische Woche um englische Woche aneinanderreiht – und das erst noch bei australischem Wetter. Droht jetzt gar eine Kanterniederlage? Befürchtungen solcher Art sind schnell verfolgen, zeigen doch die Thuner Charakter. Schon in der 10. Minute kommt Thun zum Ausgleich. Lüthi schiesst aus 20 Metern einen Traum-Freistoss über die Aarau-Abwehr und Swen König hinweg. Und die Thuner machen es noch besser. Durch hartes Nachsetzen im Mittelfeld ergibt sich in der 25. Minute eine Topchance für Sadik, aus der ein 1:1-Duell mit König wird. Viele von uns verwerfen schon die Hände, denn wie häufig haben Thunspieler in solchen Situationen schon direkt den Goalie angeschossen. Doch Sadik ist kaltblütig und schiebt in den Ball in die linke Torecke. 2:1.
Thun ist aber auch hinten gefährlich. Reimann leistet sich vor dem eigenen Strafraum einen schier unglaublichen Fehlpass. Die Aarauer stürmen gleich zu zweit los, können den Ball aber nicht versenken. Fast scheint es so, als bräuchten die Spieler heute nicht nur im 15 Minuten-Takt, sondern gleich im 5 Minuten-Takt eine Abkühlung, um wieder zu klaren Gedanken zu kommen. Ich gönne mir in Pause Nummer 5, also etwa in der 75. Minute (wo sind die YB-Sekundenzeiger, wenn man sie braucht), selber eine Getränkepause. Bierverkäufer, die durch die Kurve kurven, sind an sich ja eine gute Idee. Aber warmes Carlsberg schmeckt in Thun auch nicht besser als in Göteborg.
Aber ich muss halt nun mal meine Stimme ölen, angesichts der souveränen Thuner Leistung herrscht heute in der Kurve äussert gute Stimmung. (BTW, Freiheit für alle Schlagzeuger). Besonders bei den Aktionen unserer stürmischen S-Stürmer Sadik, Schirinzi und Siegfried steigt jeweils der Lärmpegel. Wäre nicht der starke König, es stünde schon längst 3:1. Aarau dagegen rennt wenig effektiv an und hat bis weit in die Nachspielzeit keine nennenswerte Chance.
In der fünfminütigen Nachspielzeit passierts dann aber: Jaggy flankt in den Strafraum, Schultz verlängert, und Calla köpft tatsächlich den Ball aus kurzer Distanz ins Netz 2:2.Thun kann nicht mehr reagieren. Hunderte Aaraufans bejubeln ein in jeder Hinsicht – auch was den Spielverlauf anbelangt – überraschendes Ergebnis.
Zwei verlorene Punkte. Weshalb einige Thunfans die Nerven verlieren. Die Thunspieler werden von einem Teil der Kurve gnadenlos ausgepfiffen. Aufschlussreich ist ja, dass ausgerechnet jene Fans für die spiel- und reisetüchtigen Thuner kein Verständnis aufbringen, die selber am 1. August die Reisestrapazen nach Göteborg nicht auf sich genommen haben. Was wiederum dazu führt, dass sich Fans, die am Göteborg-(Muskel-)Kater zu leiden scheinen, blödsinnigerweise in eine Gerechtigkeitswahn hineinsteigern und herumtoben. Ein lautes Pfeifkonzert und eine gespaltene Kurve nach nur fünf Runden – der NLA-Mief macht sich wirklich wieder breit in Thun. P.S. Thun hat bisher weder in der Meisterschaft, noch im Europacup ein Heimspiel verloren, liegt in die NLA auf dem 5. Tabellenplatz und hat beste Chancen die Europa League-Playoffs zu erreichen. Wahre Pfeifen… die Spieler?