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Chikhura Sachkhere - Thun 1:3
25.07.2013Europa League 2013/2014


Georgien? Georgien! Wie vor jedem Auslandtrip ist die Lektüre «aktuelle Lagebeurteilung des EDA» Pflicht. Eigentlich erwartet man da ja die Bilder von ein paar Schwüngen, also wie man sich mit einem gepflegten Brienzer vor heimischen Dieben schützt. Doch das EDA meint tatsächlich: «Die Kriminalitätsrate ist in Georgien in den letzten Jahren deutlich gesunken.» Stattdessen warnt das EDA: «Innenpolitisch kommt es in den städtischen Zentren gelegentlich zu Spannungen und Strassenprotesten. Strassenblockaden und Zusammenstösse mit den Sicherheitskräften sind dabei möglich.» Also wie jeweils bei Auswärtsfahrten nach Bern oder Zürich. Wie meint doch das EDA: «Informieren Sie sich vor und während der Reise in den Medien und bei den lokalen Behörden über die aktuelle Lage.» Wird angesichts dieser arabisch angehauchten Schnürli-Schrift etwas schwierig. Und gegen Tipp 2 («Meiden Sie grosse Menschenansammlungen und Demonstrationen jeder Art.») hat Gastgeber Chikhura Sachkhere etwas. Der «Heimklub» (die Anführungszeichen stehen dafür, dass die Partie nicht in der 7000-Seelen-Gemeinde, sondern in der Hauptstadt Tiflis stattfindet) lehnt nämlich eine Direktübertragung im georgischen Fernsehen ab. Dies hätte eine Spielvorverlegung von 20.00 Uhr auf 18.00 Uhr Ortszeit bedeutet. 3000 Zuschauer seien nicht genug, eine Publikumsschar von 6000 Fans wird angestrebt. Dumm nur, dass schliesslich nur 2200 Fussballinteressierte im Stadion sind – darunter ein paar Thuner Globetrotter.
Kaum hat das Spiel angefangen, fragen sich die ersten Fans schon, ob der 3000 Kilometer-Trip nach Georgien eine ähnlich doofe Idee gewesen ist wie anno 2011 das 1000-Kilometer-Nullsummenspiel in Albanien. In der 6. Minute geht Chikhura nämlich bereits per Freistoss in Führung. Rechwiaschwili heisst der Torschütze. Merken muss man sich aber einen anderen Namen der Georgier: Lomaschwili. Als in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit nämlich Wittwer eine Flanke schlägt, verwertet die Nummer 19 der Georgier die Thuner Chance gleich selber. Damit hat Lomashvili jetzt schon gleich viele Tore für Thun geschossen wie Iashvili in 24 Spielen. Hole dä Giel!
Thun könnte sich jetzt gleich zwei Gegentore leisten und wäre immer noch eine Runde weiter. Doch lieber schiessen sie selber noch einen Treffer: Ausgerechnet Cassio verwertet in der 49. Minute eine Vorlage von Schirinzi. Der Frust bei den Georgiern sitzt entsprechend tief. Das Spiel wird gehässig. Torhüter Somkhishvili und Verteidiger Rekhviashvili streiten sich darüber, wer den erotischeren Namen hat. Somkhishvili entscheidet das Handgemenge nach Punkten für sich, doch weil der kroatischere Schiri Vucemilovic-Simunovic noch den geileren Namen hat, zeigt er den beiden Streithähnen die Gelbe Karte.
Thun leistet sich gleich drei Wechsel, die talentierten Nachwuchstalente Gasser, Frey und Schneuwly kommen ins Spiel. Schneuwly ist noch keine zehn Minuten auf dem Platz, als er eine weitere Vorlage von Wittwer zum 1:3 verwertet. Also dem Schneuwly prophezeie ich eine grosse Zukunft.
So gewinnt Thun 3:1. Nur gut, sind nicht allzu viele Thuner mitgereist, sondern würden sich die Sicherheitskräfte bestimmt noch durch den lauten Thuner Jubel provoziert fühlen. Auf einen Siegesstumpen wird dennoch verzichtet. Wie mahnt doch das EDA: «Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz werden bei jeder Art von Drogen mit mehrjährigen Gefängnisstrafen geahndet (bis lebenslänglich).» Ja dann hoffentlich bis bald zurück in der Schweiz...
BTW: Freiheit für alle Schlagzeuger.