Thunfans » Spielberichte » Super League 2013/2014 » Thun - St. Gallen
Thun - St. Gallen 3:2
21.07.2013Super League 2013/2014


Fast scheint es so, als wolle der FC Thun heute sein «Wir gegen»-Matchprogramm unter Verschluss behalten. Nach Betreten des Stadions sucht man jedenfalls vergebens die kleinen Zeitungsboten, die einem ein Exemplar in die Hand drücken wollen. Deshalb rätseln wir schon, ob der FC Thun fälschlicherweise Renato Steffen aufs Titelbild gesetzt hat. YB wirbt ja schliesslich auch weiter ganz tapfer mit Alain Nef. Als mich dann aber eine Stadionangestellte jammern hört und mir extra ein Matchprogramm an den Platz bringt (vielen Dank für diesen Top-Service), entdecken Fanclublegende und ich den eigentlichen Grund für die Defensivtaktik beim Verteilen der kleinen Broschüre. Auf Seite 5 werden unter «Unser Sonntags-Erlebnis!» für nur 49 Franken zwei ganz besondere Fussballerlebnisse für die ganze Familie «inkl. ÖV-Anreise ganze Schweiz» angeboten: Tickets für die Spiele Thun - Luzern und (!) Basel-YB. Ganz schön peinliche Anzeige in einem Thuner Matchprogramm. Als ob wir Thuner extra nach Basel reisen müssten, um YB verlieren zu sehen. BTW: Freiheit für alle Schlagzeuger.
Zuerst nehmen wir aber mal Platz – die Europacupsitze sind noch nicht abmontiert – um uns eine St. Galler Niederlage anzusehen. Der FCSG ist heute mit 500 aufgeweckten Fans (wann mag wohl in der Ostschweiz Tagwache für dieses Mittagsspiel gewesen sein?), aber ohne Scarione angereist. Schon allein die Anwesenheit von Keita schreckt uns aber so auf, dass wir auf der Stehrampe doch ab der ersten Minute stehen. Heute ist ohnehin das falsche Spiel, um sich zurückzulehnen. Während die FCSG-Fans ganz auf Pyro verzichten, startet ihr Team zu Beginn gleich ein Fussball-Feuerwerk. Die Angriffe der Gäste sind zahlreich und gefährlich. Doch Thun-Goalie Moser hält (vorerst) noch gut. So fällt das 1:0 zu unserer grossen Überraschung auf der anderen Seite. Gleich bei der ersten Thuner Aktion schiesst Hediger nach einem Freistoss von Lüthi zum 1:0 ein. 25 Minuten sind da gespielt. Doch kaum eine Viertelstunde später liegt Thun – man muss sagen verdientermassen – 1:2 zurück. Getroffen haben Keita nach einem Moser-Patzer und Mathys nach einem viel zu einfach abgeschlossenen Konter. Doch damit ist der Torreigen der ersten Halbzeit noch nicht vorbei. Als Lopar weit vor dem Tor in den Ball hechtet – nur der Schiri weiss, warum diese Aktion keine Karte irgendwelcher Art zur Folge hat – reagiert Secku am Schnellsten. Er knallt den Ball aus grosser Distanz ins leere Tor. Damit gehen 45 Minuten turbulente Minuten zu Ende.
In der Pause hallen Schlagertöne von Beatrice Egli durch die Arena. Der ideale Soundteppich, um von der irischen Mannschaftssportart Hurling zu schwärmen. Vielleicht habe ich mir dieses Wirrwarr von Fussball, Landhockey und Football in den letzten 14 Tagen auch ganz einfach mit viel zu viel Guinness schön getrunken, aber ein Halbzeitergebnis wie Thun 1-5 St. Gallen 2-6 hätte doch auch eine gewisse Würze. All die hohen Schüsse der Thuner und St. Galler sind jedenfalls Hinweise darauf, dass es auch im Schweizer Profifussball einige Hurling-Experten gibt.
Hurling ist allgemein bekannt dafür, ziemlich brutale Spielzüge zu umfassen. Der Schri lässt allgemein viel laufen. Eigentlich ganz so wie Sébastien Pache heute. Indem er in der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit kaum zur Pfeife greift, sorgt er dafür, dass die Partie aus den Fugen gerät und nunmehr überhart gespielt wird. Als Pasche endlich beginnt, gelbe Karten zu verteilen, erinnern viele Aktionen an Hurling-Attacken. Umso lauter wird das Thuner Publikum bei jedem noch etwas härteren Foul. Nur gut, bringt Fischer in der 66. Minute Sadik auf den Platz, den man nicht einfach so umwerfen kann. Prompt hat er gleich eine Topchance. Er verfehlt zwar den Ball, aber das urplötzliche Thuner Hoch hält an. In der 67. Minute folgt gleich die nächste Aktion. Cassio bringt den Ball zu Lüthi, der zum Köpfler ansetzt und den Ball so zu Martinez passt. Dieser erzielt – ebenfalls per Kopf – das 3:2.
Obwohl St. Gallen alles auf eine Karte setzt, schlussendlich drei Stürmer auf dem Platz hat und sieben Eckbälle sammelt, bleibt die Topchance zum Ausgleichstreffer aus. Am gefährlichsten ist noch Mathys, während Keita für seine schwach gespielte Rolle als Scarione-Double nur schlechte Noten erhält. Thun gewinnt 3:2.
Und während sicher niemand in der jubelnden Kurve damit liebäugelt, sich das «Sonntags-Erlebnis!» Basel-YB anzusehen, stecken einige Thuner Jungs schon mitten in den Vorbereitungen fĂĽr ihr «Donnerstags-Erlebnis!». Schliesslich ist auch Tiflis eine Reise wert. კეთილ მგზავრობას გისურვებთ!