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Lausanne - Thun 1:0
14.04.2012Super League 2011/2012


Heute will ich mal statt Ultra-Punkte Chätschgummi-Punkte sammeln. So kann man den Regen-Liveticker aus Lausanne beruhigt ignorieren und sich mit einem Glas Grappa vor den Livestream setzen. Der Alkoholgenuss hat den Vorteil, dass ich so die trümmlige Gästesektor-Atmosphäre nachahmen kann, bei der ich jeweils auch nur Bruchstücke des Spiels mitbekomme. Dabei ist mir auch die schlechte Bildqualität des Livestreams behilflich, die quasi ein virtuelles Gästesektorgitter vor dem Spielfeld aufbaut. Da ich mir zuvor aber mit Schalke – Dortmund ein richtiges Fussballspiel angesehen habe, bleibt mir nicht verborgen, dass dieses Duell in der halbleeren Pontaise mal wieder auf bedenklich schwachem Niveau ausgetragen wird. Am meisten Fussballfeeling entsteht noch im Gästesektor durch die lauten Gesänge der Thunfans. (BTW: Freiheit für alle Schlagzeuger!).
Die Berner Oberländer bzw. die Schneuxty-Brüder sind in der ersten Halbzeit klar stärker als die Gegner: Marco setzt sich im 1:1 gegen Torwart Favre aber nicht durch. Und Christian knallt seinen wuchtigen Freistoss an die Latte statt ins Netz. Lausanne hat dagegen nur eine Torchance: In der 45. Minute übernimmt Lang in der eigenen Platzhälfte an den Ball und bleibt – nomen est omen – überaus lange am Ballbesitz. Er dribbelt einen, zwei, drei, vier, fünf Thunspieler aus – und setzt sich auch gleich noch gegen Da Costa durch. 1:0.
In der zweiten Halbzeit rennt Thun dem Rückstand hinterher, wobei das Team kaum noch Chancen erkämpft. So bleibt genügend Zeit zu philosophieren, warum Lausanne es sich seit Monaten leisten kann, ohne Auswechseltafel zu spielen (wäre das nicht ein Punkteabzug-Grund?!), hingegen zur Freude der Gästefans einen magnetischen Zauberstab angeschafft hat. Ich bin überzeugt, den Anti-Thun-Magnet-Strahl kurz durch den Livestream hindurch zu spüren. Und nein, ich leide nicht an Paranoia. Ganz sicher nicht!
Mehrmals meldet sich Kevin telefonisch bei mir, der mir erklärt, wie viel Wasser an einem durchschnittlichen Samstag in Lausanne vom Himmel fällt, wie laut man in einem Lausanner Pub Anti-YB-Lieder singen darf, ohne vom Barkeeper zum ruhiger sein aufgefordert zu werden, und wie viele Sicherheitsleute misstrauisch werden, wenn ein Fan kurz vor Abpfiff vor dem Stadioneingang in mysteriösem Deutsch in ein Natel hinein spricht.
Schliesslich ist das Spiel zu Ende, wobei Thun ebenso verloren hat wie ich. Thun hat keine Super League-Punkte gesammelt und ich habe doch keine Chätschgummi-Punkte verbucht. Ich habe bei all der Aufregung nämlich ganz vergessen, während des Spiels im Aebikurve-Forum, im 1898-Gspürsch mi-Blog oder anderswo zu maxen und zugleich alle fünf Minuten das deprimierende Zwischenresultat einzutragen.