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Thun - Luzern 1:1
11.02.2012Super League 2011/2012


Das Zitat zum Spiel fällt schon lange vor Anpfiff: «Unsere Kurve ist keine Einheit und von mir aus können das auch alle wissen.» Ah ja? Teilt sich unsere Kurve etwa in Wolldecken-Befürworter und Wolldecken-Gegner? Wir hätten ja wissen müssen, dass in der Armeestadt Thun ausgerechnet das VBS Wolldecken für das heutige Eiszeit-Spiel zur Verfügung stellt. Nette Geste, nur ist mir persönlich auch bei paar Grad unter Null Fussball ohne politische Statements lieber.
Womöglich ist unsere Kurve aber auch in dem Punkt geteilt, dass die derzeitige FC Thun-Verbots- und Überwachungskultur von einem Teil der Fans tatsächlich als sinnvoll wahrgenommen wird. Okay, ich bin ja hart im Nehmen. Tolerierbar ist: Eine langatmige Eingangskontrolle inklusive der Frage «Was isch das? Fürenäh!» Ich muss dem Bronco mein Handy zeigen, aber wahrscheinlich sind Nokia-Geräte mittlerweile so out, dass sie automatisch als Wurfgeschosse eingestuft werden. Tolerierbar ist auch: Zwei Bronchos stehen nach der Pause etwa eine Viertelstunde lang mitten im Fanblock. Auslöser für ihren Einsatz ist, dass FCL-Fans (!) auf der anderen Stadionseite (!!!) beim Wiederanpfiff Pyros zünden. Wahrscheinlich wollen die Sicherheitsleute sichergehen, dass wir ja nicht zu laut «Fussballfans sind keine Verbrecher» singen. Tolerierbar ist aber nicht: Wie die Thuner Polizei mit Fans umgeht, die in die Stadionverbotfalle getappt sind. Gut zu wissen, dass der FC Thun seit heute wieder eine Fanverantwortliche hat. Schade, dass die Stelle während der Winterpause unbesetzt war. Und schade, dass das genehmigte Pensum nur so gering ist.
Vielleicht könnte man ja bei Lustrinellis Assistenztrainerposten noch ein paar Stellenprozente abzweigen. In der ersten Halbzeit sieht man jedenfalls keine zusätzliche Thuner Offensivpower, welche seinen Job und seine sagenumwobenen Notizblättertricks rechtfertigen würde. Es ist ein typisches 0:0-Spiel. Bis zu jenem Moment, als die «Wir wollen dieses Spiel noch gewinnen»-Fans ihre Pyros zünden. Diese feurige Einlage spornt nicht etwa die Innerschweizer, sondern die Berner Oberländer, die nach der Pause klar das Spieldiktat übernehmen. Besonders stark trumpft jetzt der in Albanien als Marco Schneuxty und der in Thun als Topkämpfer bezeichnete Neuzugang auf. Schon in der 60. Minute müsste Schneuxty M. eigentlich den Ball im Tor versenken. In der 72. Minute macht er dann aber alles perfekt: Er erläuft einen Ball aus der eigenen Hälfte, zieht an der Strafraumgrenze von halblinks aus vollem Lauf ab und erwischt Zibung in der weiten Ecke. 1:0. Die 3800 Zuschauer (minus die paar hundert Luzerner) toben.
Und die gute Stimmung hält dank den zugleich hitzigen wie halberfrorenen Zuschauern bis zum Spielschluss an. (BTW: Freiheit für alle Schlagzeuger!) Auch über diese blöde 76. Minute hinweg. In jener Minute köpfelt Ferreira den Ball Richtung Siegrist, der zum 1:1 einschiesst. Der Torschütze war da noch keine ganze Minute auf dem Spielfeld, aber hatte schon Sekunden zuvor eine Torchance gehabt.
Einen ähnlichen Einstand wünschen wir uns für Rama. Doch der bleibt bei seinem 7-Minuten-Auftritt eher blass. Bis auf die Nachspielzeit: Erst holt er einen Eckball heraus. Und dann ist er bei der packenden Schlussszene mittendrin, statt nur dabei. In der 92. Minute findet Schirinzis Hereingabe Demiri, der per Kopfball das Leder via Boden an die Latte knallt. Die Aktion wird allerdings vom schwachen Schiedsrichter Jaccottet abgepfiffen, weil er ein Stürmerfoul von Rama gesehen haben will. Darauf macht Zibung noch ein wenig den Max, doch das Spiel ist Sekunden später fertig.
Zwei Szenen, die man aber im Sport aktuell-Bericht ebenso wenig sieht wie irgendein Kurzinterview eines Thuners zum verdienten Unentschieden gegen den Tabellenzweiten. Man hätte Trainer Challandes als La Brévine-Ureinwohner wahlweise statt um eine Spielanalyse um Überlebenstipps während Eiszeiten bitte können. Oder er hätte Auskunft geben können, wie man rund um die Arena Thun ein griffiges öV-Konzept machen könnte.
Eine bessere Idee als die aktuell Verantwortlichen hätte er bestimmt. Da fahren die STI-Busse seit heute also auf der anderen Stadionseite mitten in der Baustelle – einfach möglichst an jener Stelle auf dem Stadionareal, zu dem für die Stehplatzzuschauer der längste Fussmarsch anfällt. Damit aber nicht genug: Man parkt die Busse statt auf der Strasse auf einer vereisten Fläche, so das schon mal der vorderste Bus stecken bleibt und erst nach fünf Minuten Gas geben und einer «nach vorne, nach hinten, nach links und nach rechts»-Taktik doch noch aus dem Eisfeld rauskommt. Ich hoffe jetzt, dass wir Fans uns wenigstens einig sind, dass dieses neue öV-Konzept samt unverlangter Allmendinger Stadtrundfahrt völliger Blödsinn ist.