Thunfans » Spielberichte » NLA Qualifikation 2002/2003 » Delémont - Thun
Delémont - Thun 0:1
17.07.2002NLA Qualifikation 2002/2003


Wieder einmal gehen Alain und ich unserem "nach einem welschen Auswärtsspiel spätabends durch den Berner Bahnhof schlendern"-Rituals nach. Da sprechen uns (also eigentlich mich) plötzlich zwei überaus schöne junge Damen an: "Het YB gwunne?" Ich winke frech mit meinem Schal und gebe eine aufschlussreiche Antwort: "Auso Thun het gwunne". "Ja, das isch scho schön. Aber het YB o gwunne?" "Ne i, nume 1-1 gäg Basu." "Oh, schad..." Und weg sind die beiden schönen Damen.

Stunden zuvor erlebe ich beim Stadioneingang in Delsberg meine erste rechte NLA-Eingangskontrolle. Der Hindernislauf beginnt schon an der Kasse, wo mein Studentenstatus ernfach nicht akzeptiert wird. Darauf durchsucht ein zweiköpfiges Security-Duo meinen Rucksack minutiös. Dabei werden ein Deo und eine Taschenlampe nicht als Wurfgeschoss eingestuft, die Petflasche hingegen wie befürchtet schon. Nun wird nicht etwa das Krienser System (Flascheninhalt wird in grossen Becher umgeschüttet) oder das Thuner System (Deckel wird beschlagnahmt) angewandt, sondern vielmehr das Aarauer System (Flasche wird gegen Beleg beschlagnahmt, steht aber nach Spielschluss wieder zum fröhlichen Rumwerfen zur Verfügung). Abgetastet werde ich allerdings anders als manch anderer Thun-Fan nicht.
Rund 30 Thuner Fans stehen da in roten T-Shirts und mit Thuner Fähnchen herum. Wir geben uns zumindest für 90 Minuten Mühe, den auch von uns gar nicht geschätzten Protest zu vergessen. Und doch ist fast jede Spielszene Anlass zu einem bitteren Witz über die Idee, das YB-Spiel wiederholen zu wollen. Einmal rutscht uns gar der Spruch "Vorstand raus!" über die Lippen, doch der wird mal einmal durch eine laute "Hopp Thun"-Choreo abgelöst.
Die Spieler haben schliesslich unsere Unterstützung verdient. Und fast könnten wir schon in der allerersten Spielminute das 0-1 bejubeln, doch der gefährliche Ball wird vom Jurassier Goalie knapp über die Latte gelenkt. Der Eckball ist nicht weiter gefährlich, die Jurassier erkämpfen den Ball und haben nun etwas die Oberhand. Und das schadet dem Spiel. Auf das Startfurioso folgt eine gemächliche erste Halbzeit, Torchancen sind selten. Keines der beiden Teams will so richtig das Spiel machen, besonders Délemont steht unmotiviert hinten rein und läuft nur ab und zu zu einem Konter an - dann aber jeweils sehr schnell. Doch die Schüsse sind stets schlecht platziert.
In der Pause wagen wir eine welsche Bratwurst, die aber eher kalt und so überhaupt nicht würzig ist. Eine absolut a-unwürdige Mahlzeit. Schon fast protestwürdig eben.
Die zweite Halbzeit kündigt sich an. Und nun wirds spannend. Die Fussballhelden kehren nach exakt 15 Minuten mit. Und erst noch mit dem gleichen Schiri wie zuvor. Das freut uns, können wir doch jetzt darauf zählen, dass der Match in die Wertung kommen wird.
Das Spielgeschehen bleibt eher dürftig. Am Auffälligsten verhält sich noch der Schiri, der einmal auf die Fresse fehlt (es gibt deswegen oder trotzdem einen Freistoss für Délemont) und sonst eher für das Heimteam pfeift. Die Thuner lassen sich jedoch nicht irritieren und spielen sich etwas besser frei. Und schliesslich fällt gar ein Tor - Renfer schiesst es.
Nun heisst es Ballhalten. Doch die Jurassier geben sich noch nicht geschlagen. Einige Bälle sind heiss, doch es ist meist nicht Kobel der rettet, sondern der Angreifer, der verschiesst.
Dann sollte fünf Minuten vor Schluss das 0-2 fallen, doch die beiden freien Thuner Stürmer spielen sich erst irgendwie selten aus, so dass die erigentlich 100 prozentige Chance nur noch 90 Prozent gross ist. Und da kickt Rama den Ball gar noch an den Pfosten. Es ist eh nicht sein Tag, sieht er doch auch noch für eine freche Offensivaktion wegen Hands die gelbe Karte.
Gegen Schluss müssen wir noch kurz wegen letzten Délemont-Angriffen zittern, doch dann sind die Punkte im Trockenen. Der erste NLA-Sieg der Thuner seit Jahrzehnten ist Tatsache. Schnell wird gerechnet, ob der schon für den Sprung über den Strich ausreicht. Na ja, knapp nicht... das 5-0 von St. Gallen gegen Luzern lässt die Thuner bis Samstag vorderhand auf Platz 9 verharren. Der Gegner dann: Das achtplatzierte St. Gallen.
Wir sind gespannt und freuen uns. Fussball macht Spass - wenn denn das Resultat auch zählt.