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Thun - Xamax 1:2 n.P.
02.03.2011Schweizer Cup 2010/2011


Tréand tritt als Erster an. Jetzt Da Costa, jetzt muss du uns zeigen, was in dir steckst. Lange waren wir skeptisch, ob in dir wirklich ein toller Goalie und Sportsmann steckt. Aber längst hast du dich in unsere Herzen gespielt – und gesungen. Jetzt also… Tréand versenkt den Ball, es ist bereits sein zweiter Treffer heute Abend. Xamax geht im Penaltyschiessen 1:0 in Führung.

Es hat heute schon etwas Überwindung gebraucht, ans Spiel zu kommen, so direkt von der Arbeit. Zumal ich am Bahnhof noch minutenlang das Velo suchen musste. Geklaut war es schliesslich nicht, nur an einem anderen Platz hingestellt – leicht kaputt. Die Kette war draussen. Hatte da jemand versucht, das Veloschloss mit Kaputttreten des Schutzbleches zu knacken? Trottel! Mit völlig eingeschwärzten Händen erreichte ich schliesslich das Stadion. Das mitgebrachte Orangina nutzte ich daher nicht zum Cocktailmixen, sondern zum Händewaschen. Dann kaufte ich mir für 15 Franken ein Ticket – das allerletzte Mal zum Studententarif.

Matic setzt sich den Ball. Wäre gut für unsere Nerven, wenn der Ball rein ginge. Ein satter Schuss von ihm – an den Pfosten! Ohjemine, Xamax führt immer noch 1:0.

Ds Wätter isch hüt wieder mau e Möngu gsi. Nein, kein Regen, aber kalte Temperaturen. Unsere Füsse froren langsam ab. Umso bedenklicher, dass sich die Spieler mal wieder ständig am Boden wälzten. In der Anfangsphase vor allem die Thuner. Eine neue Anordnung von Yakin? Überhaupt waren wir verblüfft, wie er spielen liess. Da Costa; Lüthi, Matic, Klose, Schneider; Andrist, Bättig, Sanogo, Wittwer; Proschwitz und vor allem auch Rama liefen auf. Ist ein Cupviertelfinale der richtige Moment, um Langzeitverletzte und Langzeitbänkler zu bringen?

Gohou ist nun an der Reihe. Auch sein Schuss ist heftig – und fliegt ins Netz. 2:0. Nun muss aber die Thuner Aufholjagd einsetzen.

Das Spiel plätscherte heute lange vor sich hin. Ob es nur am erneut arg zerstückelten Rasen lag? Thun griff zwar immer wieder an, aber wirklich grandiose Torchancen schauten nicht heraus. Und eine Eckballstatistik führen wir schon lange nicht mehr. Standards sind keine Thuner Spezialität. Ob deswegen der Schiri gerade in jenem Moment zur Pause pfiff, in dem Thun einen Freistoss in der gegnerischen Platzhälfte treten wollte?

Schneider trottelt zum Elfmeterpunkt. Ich muss lachen. Ausgerechnet mit ihm söu z’Glück hei finge? Schade wurde Rama nach 45 Minuten wieder ausgewechselt, seinen Elfmeter hätte ich gerne gesehen. Aber bei Schneider habe ich so meine Zweifel. Und tatsächlich… er schiesst am Tor vorbei. Argh.

Während sich andere Fans mit Hot Dogs, Bratwürsten oder einer Familienpackung Birchermüesli verpflegten (En Gute, Mitzi!), fastete ich. Ich war zu nervös, irgendeinen Bissen oder auch schon nur einen Schluck Bier runterzukriegen. Zumal man die wirklich guten Thuner Schüsse ja gar nicht sah, weil die grosse RWB-Fahne den Nöööscher Strafraum überdeckte. Zu meiner Freude blieb die Fahne aber in der Schlussviertelstunde bei Thuner Standardsituationen unten. Da merkte ich: Thun hatte heute gar keine guten Schüsse. Zehn Minuten vor (dem vermeintlichen) Schluss jammerte ich zu Kevä: «Ich will in 10 Minuten heim!» Die Höhepunkte waren bis zu jenem Zeitpunkt die Zwischenresultate aus Bern. 3:0 lag YB gegen den FCZ hinten. Und so stimmten wir spöttisch an: «Mir si Thuner, keni Bärner…»

Jetzt wollen wir uns aber an den Berner orientieren, die in der Zwischenzeit das 0:3 aufgeholt und sich in die Verlängerung gerettet haben. Auch Thun soll jetzt das Unmögliche nochmals schaffen. Da Costa, sei unser Held! Sein nächster Gegner heisst Niasse. Der geht ein paar Schritte und schiebt dann den Ball mit einem sanften Kick zur Torlinie rüber. In Schneckentempo rollt der Ball, doch da Costa steht auf dem falschen Bein, er kommt nicht ran. Verdammt, 3:0 für Xamax. Wie soll Thun das noch aufholen?

Wobei… nicht nur YB überraschte heute mit einem Aufbäumen, sondern auch Thun. In der 105. Minute hatte Tréand zum 0:1 eingeschossen. Ein Tor, dass die mit vier Cars angereisten Xamaxfans mit einem riesigen roten Feuerwerk bejubelten. Bereits die zweite Neuenburger Pyroeinlage an diesem Abend. Verkauft 2011 eigentlich jemand regelmässig Feuerwerk im Gästesektor? Wir ärgerten uns über den Gegentreffer, weil die Führung der Gäste überhaupt nicht dem Spielverlauf entsprach. Doch die Thuner waren auch selber schuld, sündigten sie doch zwei Fussballstunden lang im Abschuss. Bis uns in der 120. Minute Klose doch noch erlöste und zum 1:1 einschoss. Das Stadion Lachen bebte, als wäre ein F/A 18 direkt über uns durchgeflogen. Was hatten wir uns da auf das Penaltyschiessen gefreut.

Taljevic tritt zum Duell gegen den Xamax-Hüter Bedenik an. Taljevic muss unbedingt treffen, sonst ist der Thuner Cuptraum vorzeitig ausgeträumt. Taljevic nimmt Anlauf, schiesst, schaut dem Ball hinterher… und muss mitansehen, wie Bedenik den Schuss pariert. Aus, vorbei, die Xamax-Spieler jubeln… provokativ hüpfen sie direkt vor unserer Kurve wild im Kreis umher. Da gilt es Nerven bewahren und die Gäste aus Xamax auf und neben dem Platz bestmöglichst zu ignorieren. Das ist schwierig. Eine halbe Stunde lang feiern die Nööösch-Fans noch ihren Sieg im Gästesektor. So verziehen wir uns halt in Clubbeizli. Dort fehlen heute die Fans mit den Gelb-Schwarzen Schals. Ach, im Fernseher sieht man sie ja. Was schauen die denn so traurig? Die Zeitlupe gibt Aufschluss: Margairaz hat soeben das 3:4 erzielt, die Entscheidung in diesem anderen Cupmatch. Als gerade YB-Spieler auf FCZ-Spieler einprügeln wollen, verlasse ich das Beizli und das Stadion. Genug Fussball für heute.