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Thun - YB 1:1
20.02.2011Super League 2010/2011


Bei einem Berner Derby gehört sich auch typisch bernische Musik. Bünes W. Nuss von Bümpliz ertönt über den Stadionlautsprecher. Und Spans Louenesee. Aber überraschenderweise nicht Züri Wests 7:7 mit dem Refrain «Unentschiede isch nid». Als ob bei Thun nicht immer alles auf ein Unentschieden hinauslaufen würde, erst recht bei einem Derby. Dabei haben wir ausgerechnet: Nur noch 5 Siege braucht Thun für den Ligaerhalt. Das sollte in 17 verbleibenden Spielen doch möglich sein. Dumm nur, hat Thun bisher in 20 Spielen nur 4 Mal gewonnen – und 12 Unentschieden herausgeholt. Aber heute gegen YB ist so ein Sieg doch sicher möglich, YB hat doch den (Leistungs-) Zenit bereits am Donnerstag überschritten.
Um das Glück herauszufordern, bin ich heute im roten Arsenal-Schal unterwegs. Die haben ja diese Woche gegen das (direkt nach YB) zweitbeste Team Europas 2:1 gewonnen. Und am Match kaufe ich mir noch einen Schal der Betas Thun. Ein Fanclub, der sich nach einer griechischen Zahl (oder ist es doch ein Buchstabe?) benennt, hat sicher ein Geheimrezept gegen den Thuner Unentschiedenfluch auf Lager.
Und tatsächlich: Thun setzt das erste Ausrufezeichen in diesem Spiel: Bättig spielt einen langen Ball auf Witter. Dieser überspurtet Freud und Feind auf der rechten Seite und passt quer zu Taljevic, der es fertig bringt, statt das leere Tor Wölfli zu treffen. Wir ärgern uns schon – doch als die Spieler jubeln, jubeln auch wir. Wölfli hat den Ball erst hinter der Linie abgeblockt. Das ist ein Tor Tor Tor – Thun führt nach 11 Minuten.
Während andere Fangruppen von der Leitungsfähigkeit ihres Teams jeweils überzeugt sind, scheinen sich die YB-Fans recht schnell mit der sich abzeichnenden Niederlage abzufinden. Sie sparen sich ihre Pyros nämlich nicht für YB-Tore auf, sondern zünden jeweils spontan nach Lust und Laune. Sieben Mal werden die Berner aufgefordert, das Zündhölzli-Ritual doch zu unterlassen. Komischerweise werden sie von Speaker die ersten paar Male noch als Fussballfreunde, dann aber nur noch als Fans angesprochen. Und eigentlich ist auch dieser Ausdruck falsch. Die Berner üben sich nämlich auch heute wieder regelmässig im Pyrowurf. Dagegen ist der stinkige Rauch (gibt’s den in der Landi Frutigen zu kaufen?), der ein einziges Mal in der Thuner Kurve gen Himmel steigt, richtig heilig. Wobei ich all den Feuerspuk ohnehin nicht richtig nachvollziehen kann. Bei all dem Regen wäre ich froh, wenn ich schon während der pyromanischen Rauchpausen genügend Sicht aufs Spielfeld hätte. Okay, «Spielfeld» muss man auch heute wieder in Anführungszeichen schreiben.
Auf dem Lachen-Acker jedenfalls liegt Thun in Front, lange in Front. Selbst die ganze YB-Viertelstunde lang. Aber dann schlägt in der Nachspielzeit (tre minuti– grazie Signore Bussaca) mal wieder der Unentschiedenfluch zu, der zuvor schon Glarner, Wittwer und Co. das Tor kein zweites Mal hat treffen lassen. Die letzten 30 Sekunden laufen also, als YB noch einmal zu einem Eckball kommt. Der Ball fliegt auf einen seltsam frisierten Typ im orangen Dress zu. Ja, es ist der nach vorne gerückte Wölfli. Der köpfelt den Ball weiter zu Jemal, der zu einem Fallrückzieher ansetzt… ja verfluechti Schiessi no emau, da chalberet ja dr Schittstock, das isch doch eifach… es Gou. 1:1. Gleich nach dem Wiederanpfiff ist das Spiel fertig. Und ich mit der Ansicht, dass jetzt (also nach Unentschieden Nummer 13) definitiv 7:7 von Züri West die neue Stadionhymne werden muss. Kuno, bitte melden!