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St. Gallen - Thun 2:1
31.10.2010Super League 2010/2011


Die gute Nachricht ist: Im Gästesektor der ABC-Arena muss man nicht länger mit der Arena-Business-Pay-and-go-Away-Card bezahlen. Die akzeptieren jetzt sogar richtiges Schweizer Geld. Die schlechte Nachricht ist: Wenn man erst mal an der Kasse vorbei ist, ist das Portemonnaie schon fast leer. 31 Franken für ein müdes Gekicke zwischen St. Gallen und Thun!? Man könnte direkt meinen, die klitzekleinen Güllener Finanzprobleme liessen sich durch das Ausquetschen der Gästefans lösen. Wenigstens sind die Cupspieltickets, die man auch gleich kaufen könnte halb so teuer. Nur: Wer will schon dem FC St. Gallen Geld geben für ein Spiel, das erst in drei Wochen angesetzt ist.
Vor dem Spiel vertiefen wir uns ins «Boahhhhh…. Inside No7 – Das Matchprogramm des FC St. Gallen». Ein spannender Lesespass. Und: Jedes Heft könnte die letzte Nummer sein. Im 64-seitigen (!) Magazin hat es unter anderem ein FCSG-Quiz, wovon allerdings drei der fünf Fragen auch den FC Thun mit betreffen. Ja, dann rätselt mal mit: 1. Welcher St. Galler sah im Mai 2008 beim 1:1 in Thun die gelb-rote Karte, weil er beim Jubel über sein einziges Saisontor das Trikot aufgezogen hatte? 2. Der Thuner Marc Schneider spielte in seiner Karriere auch eine halbe Saison beim FCSG. Von welchem Verein hatte er Anfang 2008 zu St. Gallen gewechselt? 3. Welche Kuriosität ereignete sich im November 2004 beim Spiel FCSG-Thun im Espenmoos? Die Antworten könnte man gleich im Heft nachlesen… doch Gölä drängt alle dazu, die «Boahhhhhs» zu zerschnipseln, um die Teams mit einer Billigst-Konfetti-Choreo zu begrüssen. Ich dagegen behalte meine «Boahhhhhs», will ich sie doch beim baldigen 1:0 der Thuner in die Menge werfen.
Und eigentlich sollte Thun kurz nach Spielbeginn die Chance dazu erhalten. Proschwitz läuft Richtung Vailati. Nur noch Fernando ist in der 5. Minute auf gleicher Höhe. Und der reisst und schubst und reisst und holt ihn von den Beinen… hallo Bertolini, das wär jetzt dann sicher ein Penalty. Aber der Pfiff bleibt aus. Ähnliches bei einer weiteren guten Szene der Thuner. Morello stellt sich vor dem Tor in gefährlicher Position auf. Doch bevor er den Ball überhaupt bekommt, läuft Vailati zu ihm hin und stösst ihn wuchtig zur Seite. Eigentlich schon wieder ein Penalty. Aber der Bertolini will heute einfach nicht. Auch nicht, als wenig später ebenfalls im Strafraum ein Thuner umgerätscht wird. Doch da war die Offsidefahne schon vorher oben.
Nur: Die wehende Fahne des Fändlimas hat heute nur wenig Bedeutung für das Spiel. Als Fabian Frei ist der 31. Minute einen Freistoss tritt, ist die Fahne schnell oben. Offside? Oder eher Foul von Schenkel? Wir können es wegen dem Chaos im Thuner Strafraum nicht richtig erkennen. Was wir dann allerdings mitbekommen: Als Schenkel den Ball an Da Costa vorbeischiebt, zählt der Treffer trotz des angezeigten Irgendetwas. 1:0 für St. Gallen.
Das Spiel wird immer gehässiger, immer wieder holen sich die Spieler gegenseitig von den Beinen. Die Stürmer sind den Verteidiger meist überlegen, immer wieder müssen die auf beiden Seiten zum Eckball klären. Fünf (schwache) Eckbälle tritt St. Gallen in Halbzeit 1. Und die Thuner kommen in der 45. Minute schon zum Eckball Nummer 6. Scarione tritt ihn in die Mitte, die Güllener befreien nicht richtig, so dass der Ball zu Morello zu fliegt… dieser nimmt den Ball volley ab und hämmert ihn ins Netz. 1:1. Ein richtiger «Boahhhhh»-Moment.
In der Pause holen wir uns Bratwürste mit Senf. Mit ganz viel Senf. Wobei einer von uns sich auch noch gleich die Nummer von der netten Lilly an der Theke holt. Schliesslich gab er bei jeder Bestellung zwei Franken Trinkgeld, da darf man ja wohl ein kleines Supplément erwarten.
Nach der Pause startet Thun besser. In der 55. Minute kommt denn auch zur nächsten strittigen Strafraumszene. Glarner kommt zu Fall. Der Liveticker-Schreiberling, wohl zugleich bekannt und verwandt mit Bertolini schreibt dazu: «Glarner versuchts mit einer Schwalbe im Strafraum, kann aber Schiri Bertolini nicht täuschen.» Na ja, der täuscht sich sowieso schon selber häufig genug.
In der 69. Minute kommt zum nächsten der zahlreichen Eckbälle, dieses Mal für St. Gallen. Fabian Frei tritt ihn. Er tritt den Ball wieder auf die weite Ecke, wo Muntwiler zum Kopfball ansetzt. Er trifft dabei die Latte! Der Abpraller landet aber nicht etwa im Aus, sondern vor den Füssen von Lukas Schenkel. Und der schiesst den Ball zum 2:1 rein. «Boahhhhh», da schiesst uns heute tatsächlich ein Steffisburger ab.
In der 74. Minute dann das grösste aller «Boahhhhhs». Vier Thuner stehen bei einer Flanke alleine vor Vailaiti – und es ist kein Offside! Proschwitz kommt an den Ball und müsste nur noch überlegen, wem er den Ball für den sicheren Torschuss abgeben müsste. Doch er spielt lieber den Vailati aus und hämmert den Ball gegen den Pfosten. Neeeeeeeeeeeiiiii!
Eine wichtige Szene wenig später. Ein Thuner bleibt am Boden liegen. Damit er gepflegt werden kann, spielen die Thuner den Ball an der Mittellinie ins Seitenaus. Als der Pflegebedürftige wieder steht, werfen die St. Galler ein… und behalten den Ball in den eigenen Reihen, um den nächsten Angriff zu lancieren. Fairplay ist kurz vor dem Konkurs nicht mehr gefragt.
Unter dem Motto «Nur Idioten spielen fair» scheinen auch die Schlussminuten zu stehen. In der Nachspielzeit steht Pa Madou alleine vor dem Thuner Strafraum – weit weg vom Spielgeschehen. Plötzlich fällt er wie ein toter Mann um und liefert die beste Schauspieleinlage seit Rambo III. Die Thuner greifen dennoch weiter an, erst recht, weil sie sich nur zu gut an die Szene vorhin erinnern können. Vailati versucht mit einem Abstoss den Ball nach draussen zu spielen, ein Thuner fängt den Ball jedoch vor dem Seitenaus ab und spielt weiter. Grosses Theater! Gleich mehrere Thuner versuchen den Ball praktisch ins Tor zu tragen, doch Vailati hält sie alle von der Linie fern. Dabei tritt er nach allem, was sich bewegt. Tumultartige Szenen, die mit einer Roten Karte für Vailati enden. Da St. Gallen schon dreimal gewechselt hat, muss Nushi für die letzten zwei, drei Nachspielminuten ins Tor. Interessanterweise spielt aber St. Gallen nicht etwa zu neunt, sondern zu zehnt weiter. Denn oh Wunder, oh Wunder, nach kurzer Pflege tänzelt Pa Madou wieder über den Rasen. Ja genau, nur Idioten spielen fair. Zum Glück sind wir gegen Gewalt und Rassismus…
Wobei dann beim Herausgehen aus dem Stadion noch der Vorderste von uns von drei Männern in Zivil gepäckelt wird und aus dem Sektor getragen wird. «Boahhhhh», das traut ihr euch bei Basel, Zürich und Bern sicher jeweils auch. Der Bösewicht habe angeblich den Gitterzaun anzünden wollen. Er selber kann dies direkt nicht dementieren, muss er doch erst einmal Star irgend so einer Unterhosen-Schau sein. Wahrscheinlich ein Ritual der Güllener Security.
Man sieht sich wieder in drei Wochen im Cup. Und sollte der FCSG per Zufall schon Konkurs sein, gehen wir halt am 20. November ins «Angels».