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YB - Thun 2:2
26.09.2010Super League 2010/2011


Erich, warum bisch Du nid ehrlich? In den letzten paar Jahren gab es mehr Reitschule-Abstimmungen als Derbys zwischen Thun und YB. Und trotzdem setzt du deinen Windmühlenkampf fort. Hey Erich, werde doch einfach Thuner, wenn du diesen kleinen linken Musikschuppen in der Stadt Bern nicht mehr erträgst. Hier bei uns ist die Welt noch in Ordnung. In unserem Kulturzentrum Mokka hats garantiert keine Linken (sie können jedenfalls schon nach dem zweiten Joint keine SP-Bundesrätinnen mehr aufzählen) und wenn wie heute Thuner Stadtfest ist, werden zur Gaudi aller die Ausländer (und alle anderen, die unser Stadtmaskottchen Fulehung nicht wirklich mag) mit einem Holzbrett verprügelt. Und wenn wir im Zug unterwegs sind, machen wir so grossen Lärm, dass sich alle Passagiere vornehmen, sich gleich am Montagmorgen für die Lastwagenprüfung anzumelden.
Ja, das ist wirklich cool, heute in Münsingen in die S-Bahn einzusteigen. Das ist ein richtiger Partywagen, in dem die Thuner voll Stimmung machen. Und das natürlich mit berndeutschem Liedgut, lieber Erich. «A dr Aare, si mir deheime, zwüsche Lache u Mühliplatz…» Und dazu natürlich ganz viele «Fulehung, Fulehung!»-Rufe. Im Wankdorf holen wir noch ganz viel Aargauisch-Freiburgisches Bier (Lokalpatriotismus, lieber Erich) und zeigen an der Kasse ganz viel Verständnis, dass es für Gästefans keinen Lehrlings- und Studentenrabatt gibt. Ganz klar: Wer keinen krassen Büetzerjob hat, ist selber schuld. Übrigens schon gehört, lieber Erich, dass die Arbeitslosen heute in der Volksabstimmung ganz böse verarscht wurden!? Finden wir natürlich richtig. Selbst wenn die neue Regelung bei YB-Trainern angewandt würde.
Der Petkovic nämlich, der hat keinen so sicheren Job wie du, lieber Erich. Gut möglich, dass der schon bald arbeitslos ist. Während du ohne Rücksicht auf Verluste mit deinen Parolen einfach maxen kannst, muss seine Arbeit mehrheitsfähig und erfolgsorientiert sein. Heisst genau: Ein Tabellenplatz hinter Thun liegt langfristig nicht drin, das heutige Spiel muss erst recht gewonnen werden. Doch oh Schreck, YB müht sich heute ziemlich ab. Erst nach einer halben Stunde kommen sie nach einem Costanzo-Weitschuss endlich zum 1:0. «Könnt ihr euch erinnern, 8:2» singen da die YB-Fans. Glaub uns, Erich, wir haben diese Niederlage damals ebenso gut verdrängt wie du all deine Reitschule-Niederlagen.
Die Stimmung im Thun-Sektor ist gut. Die tolle Choreo «Üsi Stadt, üse Verein» spornt an zum Singen, der gut gefüllte Sektor sowieso. Zumal Thun nach dem Rückstand nicht einfach aufgibt, der FCT erkämpft sich sogar ein Chancenplus. Und nach der Pause ist es tatsächlich so weit: In der 64. Minute schiesst Glarner zum 1:1 ein. Aber sind wir ehrlich, Erich. Er stand auch ziemlich frei. Ich hoffe mal, dass du jeweils im Ausgang nicht ähnlich allein gelassen wirst wie in dieser Szene unser Stefan.
Was für dich der Countdown zu einer Blocher-Rede sein mag, ist für YB-Fans der Countdown zur YB-Viertelstunde. Sie hoffen jeweils auf ganz viele Glücksgefühle. Und sie werden selten enttäuscht. So schiesst Costanzo gleich in der 76. Minute das 2:1. Vielleicht macht YB den Durchschnittsberner sogar noch mehr glücklich als die Stadtberner SVP.
Aber halt, da ist noch so ein Deutscher namens Nick Proschwitz. Der schiesst in der 88. Minute das 2:2 für Thun. Ausgleich, juhu! Was meinst du dazu, lieber Erich!? Ach, das Spiel sollte wiederholt werden, weil dich das Resultat ärgert? Nein, im Fussball gelten andere Regeln als in der direkten Demokratie. Aber weisst du was, man muss im Leben gar nicht unbedingt gewinnen. Manchmal macht schon ein Unentschieden Spass. Auch wenn wir deswegen eine zusätzliche halbe Stunde im Wankdorf festgehalten werden. Das ist wohl der Promi-Bonus. Wenigstens gibt’s nun zum Bier eine Gratis-Bratwurst. Man dankt. Und als wir uns dann doch noch auf den Heimweg begeben dürfen, feiern wir in der total überfüllten S-Bahn (wer hat eigentlich all die lockeren Bauteile zusammengenäht, die Chinesen?) und rennen aus purer Freude in Thun gleich zweimal um den Maulbeerkreisel. Genau, eine Ehrenrunde pro Thuner Tor. Und weisst du was: Wenn dereinst der ganze Kanton über die Reitschule-Abschaffung abstimmen darf und wieder ein Nein herauskommt, dann werden wir wieder rennen.