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Thun - Locarno 3-3
14.10.2000NLB Qualifikation 2000/2001


O'zapft is! Was am Freitag in der Reithalle mit Georges Bregy begann, sollte am Samstag im Lachenstadion mit seinen Spielern weitergehen:
Das Oktoberfest.
Und das Spiel begann heftig, schon nach wenigen Sekunden kam Locarno zum ersten Torschuss. Doch Valente liess sich nicht beeindrucken. Danach waren die Thuner am Zug, ebenso vergeblich das Tor suchend. So ging das Spiel in den Anfangsminuten hin und durch und es war nur eine Frage der Zeit, bis endlich das erste Tor fallen wĂĽrde. Und es fiel leider auf Valentes Seite, der Thuner Keeper war nach zehn Minuten zum ersten Mal bezwungen.
Vorbei, die Oktoberfesstimmung? Nein, vor allem die Fans wurden erst jetzt so richtig wach. Ihren Fanclubinstrumenten beraubt, sangen Fanclubmitglieder und andere Zuschauer im besten Oldtown-Stil schräge Chöre. Wenn auch "Hopp Thun" immer noch der einzige Ruf ist, bei dem der Kanonabstand stimmt.
Ob Okpala durch die Gesänge angetrieben wurde oder ob er im Gegenteil so schnell Richtung Locarno-Tor lief, weil er den Hyänenstimmen entfliehen wollte, weiss nur er. Jedenfalls spielte er bei seinem Comeback spritzig und aggressiv und mal mit einem Torriecher sondergleichen. So kickte er in der zwanzig Minuten gleich mehrmals gegen den Ball und trat ihn zuletzt mit letztem Einsatz knapp über die Linie. Tor oder nicht, schwer zu sagen. Doch der Schiri pfiff zum Glück. Das Spiel war wieder ausgeglichen.
Und nun bekamen die Thuner leicht Oberhand. Die Bälle wurden präzise weitergespielt, die Pässe im Mittelfeld und in der Angriffszone waren äusserst schön mitanzusehen, doch weil der Ball an die Latte statt ins Netz flog, blieb der Jubel doch eher verhalten.
Locarno stand nicht aber nur hinten, wie der Spielstand vielleicht vermuten liess. Auch sie griffen an, kamen in der 34.Minute zu einer guten Chance - ein wuchtiger Schuss und Tor. Locarno lag wieder in FĂĽhrung. Pause.
Die volle Aufmerksamkeit galt in der Relax-Viertelstunde zwar den Hot Dogs, aber auch das Lucky Punch-Spiel wurde nicht vergessen. Dort trat immerhin Thun-Ersatzspieler Simon Frutiger an. 300 Franken lagen im Jackpot fĂĽr ihn bereit. So lief er an, trat und traf. Jubel im Stadion und Jubel bei Monsieur Frutiger. Wir sind gespannt in welchem PKZ-Outfit er kĂĽnftig auf der Ersatzbank sitzt.
Die beste Kleidung ist aber immer noch das rote Dress der Thun-Spieler. Die 11 Thuner, die die zweite Halbzeit in Angriff nahmen waren stolz in diesem modischen Dress über den Platz zu flitzen und sie flitzen ziemlich schnell. In immer kürzeren Abständen tauchten sie vor dem Locarno-Goalie auf, der immer hektischere Rettungstaten machen musste.
Doch auch die Locarno-Spieler hatten viel Power und setzten Valente ähnlich stark unter Druck. Nach etwa 60 Minuten war der Ball gefährlich nach vor dem Tor, nur noch wenige Zentimeter fehlten. Da griff ein Thuner Verteidiger (er möchte verständlicherweise lieber anonym bleiben) zum letzten Mittel und säbelte den Ballbesitzenden um. Schiedsrichter Etter, er zeigte an diesem Abend eine souveräne und immer klare Leistung, pfiff sofort. Nun war Valente gefordert. Erinnerungen an Toldos Penaltykillereien an der Europameisterschaft wurden wach. Doch diese Gedanken wurden erst von lauten "Fede Fede"-Rufen verdrängt und dann leider niedergestampft vom Jubelgeschrei der Locarno-Spielern und deren Fans. Locarno lag schon 3-1 vorne. Wie war das nochmals mit dem Oktoberfest?
Der Match ging aber noch rund eine halbe Stunde. Spieler wie Fans aus Thun gaben zum GlĂĽck alle noch nicht auf und liefen und schrien allesamt immer schneller. Besonders Okpala, ein bekannter Bierfan, war echt in Schuss und setzte den Ball immer wieder Richtung Tor. Latte, TorhĂĽter, Gegenspieler - alles stellte sich ihm entgegen. Doch nicht allzu lang. In der 72.Minute kam er mit einem satten Schuss zu einem zweiten Treffer. 2-3.
Die Schlussoffensive sollte die Thuner Fussballwelt wieder gerade rücken. Mit Kampf, Krampf und letzten Einsatzwillen bei jedem einzelnen Thuner Spieler frass sich das Heimteam regelrecht in den gegnerischen Strafraumrasen ein. Powerplaystimmung mit vereinzelten gefährlichen Locarno-Kontern. Doch es war wie verhext, der Ball fand auf beiden Seiten einfach den Weg ins Tor nicht mehr.
So lief schon die Nachspielzeit. Die Thuner Fans schrien, die roten Spieler stürmten und sprangen und Bregys Herz stand auf Hockdruck. Locarno war in Platznot, die Verteidiger mussten sich heftig wehren. Ein schwieriges Unterfangen, war doch einer von ihnen nach einer bösen Attacke gegen Okpala mit einer zweiten gelben Karte vom Platz verwiesen worden. Und die Kraft liess bei ihnen so stark nach. Da war
ein Verteidiger nicht mehr schnell genug, musste den Thuner Angreifer unschön attackieren - und das im Strafraum! Penaltyreife Szene. Und der Schiri pfiff. Und das in der 93. und allerletzten Minute des Spieles! Was für eine Dramatik!
Berisha trat an den Elfmeterpunkt. Viel Verantwortung lastete auf seinen Schultern. Er biss sich durch, trat den Ball in die rechte Ecke, der TorhĂĽter schien bezwungen... der Ball flog.... INS NETZ! 3-3. Schlusspfiff.
Es wurde viel gejubelt am Schluss. Richtige Oktoberfestimmung. Und doch darf nicht vergessen werden... wer in die Aufstiegsrunde will, müsste gegen ein Team wie Locarno eigentlich gewinnen. Der Rückstand auf den Strich beträgt fünf Punkte....