Thunfans » Spielberichte » Schweizer Cup 2009/2010 » Thun - Sion
Thun - Sion 2:1 n.V.
18.10.2009Schweizer Cup 2009/2010


Dieser Spielbericht wird präsentiert von Ricardo-User Thun 06. Bekannt für seine tollen Auktionsangebote wie Cliff Richard- und Roy Black-Platten, hat Thun 06 diese Woche mal nicht Fans von Schlagern wie «Ganz in Weiss mit einem Blumenstrauss», sondern von Refrains wie «Rot u Wiss si üser Farbe» beglücken wollen. Und so bot er inmitten von Dutzenden FCZ-Champions League-Tickets ein Sektor A/D-Billet für den wahren Fussballhit Thun gegen Sion an. Es entwickelte sich ein regelrechtes Bieterduell zwischen einem Berner («Hoi , guete abe, isch das es Steh- oder Sitzplatzbillett?») und mir. Ganz nach dem Motto: «Hoi, guete Abe, im Sektor A/D wollen wir keine Stadtberner Fussballbanausen.» Für den FC Thun verzichtete ich sogar auf einen Beizenbesuch am Mittwochabend, denn die Auktion endete ausgerechnet während der 1. Halbzeit von Schweiz – Israel. Ein Fingerzeig, dass auch die Cuppartie gähnend langweilig wird? Die Auktion gewinne ich zumindest: «Herzlichen Glückwunsch! Sie haben erfolgreich den folgenden Artikel gekauft: 1 Ticket fürs Cupspiel Thun – Sion, Preis pro Stück: CHF 6.00». Mit Roy Black-Platten lässt sich derzeit wohl mehr Geld verdienen als mit dem FC Thun.
Geldknappheit herrscht derzeit aber nicht nur bei den Tickethändlern, sondern auch bei den Coreografen. Oder dünkt nur mich, dass inmitten der bunten Show die Spruchbänder irgendwie zu kurz geraten sind? Sein ist mehr als Schein! Das nächste Mal wünsche ich mir 47 Buchstaben, 7 Sonderzeichen, 2 Kommas und 5 Ausrufezeichen. Ich denke mir inzwischen schon mal eine Ausrede aus, wieso ich leider keine Zeit zum Basteln haben werde... Rein optisch finde übrigens auch ich als Dauernörgler die Coreo super. Danke an alle Bastler!
Zum Glück sind heute viele Zuschauer am Match – 3900 und irgendwie doch doppelt so viele wie jeweils an den Meisterschaftsspielen. So frieren wir alle etwas weniger. Mit Hüpfen und Singen halten wir uns warm, Bewegung in der Gruppe tut immer gut. Seltsam nur, dass die Spieler noch nie was davon gehört haben. In der ersten halben Stunde passiert praktisch nichts auf dem Rasen. Die Thuner stehen solide, die Walliser sind – aus unserer Sicht – herrlich unmotiviert.
Es sind schliesslich die Thuner, die nach einer halben Stunde zu den ersten gefährlichen Torchancen kommen. Allein in der 32. Minute haben sowohl Faye, als auch Roux gute Chancen, um ihre Mannschaft in Führung zu schiessen. Es ist schliesslich eine schöne Ballstafette, die den Thunern in der 38. Minute den verdienten Torerfolg einbringt. Roux sieht den bestens positionierten Faye, der aus wenigen Metern zum 1:0 einschiesst. Cupeuphorie in Thun.
Favorit ist aber immer noch Sion. In der 56. Minute atmen wir ein bisschen auf, weil Antonio dos Santos durch Dominguez ersetzt wird. Ein Freistossspezialist weniger auf dem Platz. Und doch erzeilt Sion nur Minuten später den Ausgleich durch einen Freistoss – Adeshina schiesst in der 63. Minute zum 1:1 ein.
«Furt, furt!» schreit Stulz nun immer öfter. Doch wenn er nun lauter wird, hat das nicht nur mit der Angst vor der Niederlage zu tun. Der Ball ist nämlich meistens weit weg von seinem Tor, die Thuner sind zum Erstaunen aller immer noch spielbestimmend. Als Glücksfall erweist sich der Doppelwechsel in der 67. Minute. Rama und Lüthi kommen für Roux und Klose auf den Platz. Die beiden Joker kämpfen und wirbeln grossartig, mehrmals können sie nur durch Fouls gestoppt werden. In einer Szene könnte man durchaus Penalty pfeifen.
In den Schlussminuten der regulären Spielzeit entwickelt sich ein offener Schlagabtausch, wobei sowohl Faye, als auch Adeshina für ihre Teams jeweils alles klar machen müssten. So kommt es zur Verlängerung. Zuvor bilden die Sion-Spieler – und natürlich Constantin - auf dem Rasen einen Kreis, um sich einen Siegesschwur aus dem Leib zu schreien. Und tatsächlich: In der 100. Minute müssten die Sion-Spieler gleich bei zwei Aktionen den Siegestreffer erzielen, doch mehr als ein Pfostenschuss schaut nicht heraus. Das ist der entscheidende Moment des Spieles. Während sich die Walliser noch ärgern, greifen die Thuner an. Rama sieht den freien Faye, der zum 2:1 einschiesst. Es ist die 102. Spielminute.
In der 105. Minute geht Faye vom Platz. «Zukunft mit Faye» steht auf einem Spruchband. Ja, warum eigentlich nicht.
Eine kleine Halbzeit lang müssen die Thuner jetzt noch zittern, wobei ein 3:1 wahrscheinlicher erscheint als ein 2:2. So verlassen die ersten der rund 300 Sion-Fans bereits das Stadion. Wir dagegen schauen immer wieder nervös auf die Matchuhr – eigentlich ein Blödsinn, denn die zeigt heute weder Resultat, noch Spielminuten an. Im Spiel gegen Weissenstein haben sich die Thuner wohl einen Matchuhrvirus eingefangen. So wird die ersehnte 120. Minute gar nie aufleuchten. Wir hoffen daher einfach, dass bald einmal 17:00 Uhr wird. Die Uhrzeit wird ja zumindest noch angezeigt. Oder? Um 16:53 hab ich nämlich das Gefühl, dass die Ziffern überhaupt nicht mehr wechseln. Wann kommt die 54, wann kommt die 54 – verdammt, ich dreh noch gut. Zum Glück können wir uns mit einem «Steht auf, wenn ihr Thuner seid» und lauten Rufen etwas ablenken.
Die Sion-Spieler stolpern derweil noch ein wenig im Thuner Strafraum herum, aber zu gefährlichen Szenen kommt es nicht mehr. Und dann ist – eine Minute nach Fünf – endlich Schluss. Gewonnen! Sion mag vielleicht bei Cupfinals in Bern unschlagbar sein, aber in Thun muss Constantins Truppe gleich beim allerersten Cupbesuch als Verlierer vom Platz. Wir sind die Cupsieger-Bezwinger. «We are the Champions» oder wie Roy Black singen würde: «Ganz in Weiss…»