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Thun - FCB 0:4
22.11.2008Schweizer Cup 2008/2009


Heute vor vier Jahren und zwei Tagen… da gewann Thun ein Cupspiel gegen Basel. Ideale Gelegenheit, um ein trashiges Erinnerungs-Shirt zu entwerfen. Schliesslich leben wir Thuner heute gerne in den Vergangenheit. Ausnahme: Zungenkuss-Prozesse, die heute vor 0 Jahren und einem Tag stattfanden, sind natürlich bei uns kein Thema. In Thun ist heile Welt, Thun ist stolze Fussballprovinz.
Wie sehr Thun zur Fussballprovinz geworden ist, zeigt ein anderer Blick zurück in die Vergangenheit. Heute vor sieben Jahren und elf Tagen spielte Thun im Cup in Biel. Und ich war völlig entsetzt: „Das Spiel geht weiter, die Guggenmusik spielt auch weiter. Selbst als einer der Thuner übel getroffen am Boden liegen bleibt, tuten die bestalischen Musiker weiterhin ihre Feel good-Melodien weiter. Spätestens da sind wir Thuner Fans am Ende mit unserem Lärmverständnis und fangen an fasnachtsfeindliche Slogans zu skandieren: "Bieler Fasnacht - Mafia! Bieler Fasnacht - Mafia!"
Und heute? Da fangen die vom FC Thun organisierten Thuner Chatzeschwänz während Basler Angriffen mit spielen an. Tatsächlich mitten im Match! Ist dies die letzte realistische Thuner Abwehrvariante? Oder wurde bloss die FCB-Tormelodie zu früh angestimmt? Jedenfalls werden wir Augen- und Ohrenzeugen einer Peinlichkeit der „Fasnachtsmetropole“ Thun – und einer akustischen Ohrfeige für alle fussball- und nicht fasnachtsinteressierten Zuschauer. Dass kein „Thuner Fasnacht – Mafia!“ die Runde macht, spricht nicht gerade für die Thuner Fankurve.
Dabei könnte das heute doch so ein richtig schöner Fussballtag werden – trotz Minustemperaturen. Der Schnee ist weggeräumt, das Stadion gut gefüllt. „Angeblich“ sind zwar nur 3550 Zuschauer anwesend. Doch das ist nur ein taktischer Rundungsfehler angesichts der Tickteteinnahmen-Teilete mit dem FCB. Die Stimmung ist schon bei Anpfiff südländisch heiss. Thuner singen, Basler zünden Pyro. In beiden Kurven ein Fahnen- und Doppelhaltermeer. Und auf dem Thuner Lachenrasen stehen endlich wieder Fussballgrössen mit leicht zu merkenden Namen wie Reto Zanni. Gäu, „heeeeeeeeey Mätthu, duuuuuuuuuuuuu….“
Das Spiel beginnt gefällig, Klar, heute strengen sich die Thuner endlich mal an. Die ersten 20 Minuten gehören dem FCT und insbesondere Rama. Toll, wie er immer wieder Lücken findet. Eine besonders gute Chance müsste er einfach nützen.
Und auch bei weiteren Angriffen fehlt nicht viel zur überraschenden Führung. Wenn nur der Fähndlima nicht eine so lockere Hand hätte. Nicht jeder Rama-Vorstoss ist gleichbedeutend mit einem Abseits. Ja, lieber Fähndlima, es ist theoretisch möglich, dass ein (im Verhältnis zu seinen Gegenspielern) schlecht verdienender Stürmer einen Verteidiger-Millionär überlaufen und abhängen kann. Ja, lieber Fähndlima, ich kann dir gerne entsprechende Videos von Spielen wie Thun – Gossau und Biel – Thun schicken. Aber du glaubt eben noch an das Gute in den teuren Spielern und entschiedet deshalb immer und immer wieder auf Abseits.
Wir Fans sind aber auch einfache Leute. Weil wir Fehlentscheide bei Thuner Angriffe entdeckt haben, glauben wir natürlich auch an Fehlentscheide bei den Basler Angriffen. Und die sind ab der 20. Minute zahlreich und gefährlich. Ob die Thuner Abwehr aber wirklich fähig ist, gegen ein NLA-Team eine Offsidefalle zu stellen? Fähndlima Nummer 2 glaubt nicht daran. Und so rollt der Ball fortlaufend auf Bettoni zu. Das kann nicht gut kommen. In der 22. Minute ist es soweit: Derdiyok schiesst zum 0:1 ein. Gekonnt fischt Bettoni den Ball aus dem Netz.
In der 30. Minute wieder Derdiyok gegen Bettoni – und wieder Tor. Und wieder fischt Bettoni den Ball gekonnt aus dem Tor.
Die Bilanz nach der ersten Halbzeit fällt düster aus: Basel führt klar, die Guggenmusik nervt und der Glühwein ist auch schon ausverkauft. Und arschkalt ist es natürlich auch.
Doch dann, was für ein Aufbäumen nach der Pause. Endlich zeigt mal jemand, was ein NLB-Team gegen einen NLA-Favoriten leisten kann. Der Stürmer mit der Nummer 9, der doch so oft verschämt wurde, läuft zur Topform auf: Er trifft in der 47. Minute. Er schiesst ein weiteres Tor in der 49. Minute. Und mit Treffer Nummer 3 in der 54. Minute ist der Hattrick perfekt. Und fast noch besser: Die Abwehr spielt plötzlich fehlerfrei, der Goalie wehrt jeden Schuss ab.
Bravo… Alain Portman. Bravo….. Reiner Bieli. Während beim Spiel Congeli gegen Xamax Winnerwillys Held zum Winnerbieli wird und Alain ohne Gegentreffer bleibt, gibt’s im Lachenstadion leider keine Überraschung. Wobei Zyniker sagen, dass es die beste zweite Halbzeit der Thuner seit Monaten ist. Schliesslich schiesst Basel in den Minuten 45 bis 90+ bloss zwei Treffer. In der 61. Minute schiesst Derdiyok das 0:3, in der Nachspielzeit (natürlich!) erhöht Gjasula auf 0:4. Da ist die Guggemusig schon nicht mehr im Stadion.
Sind die Erinnerungs-Shirts jetzt Ladenhüter? Natürlich nicht! Die Shirts sind ideale Weihnachtsgeschenke für die ganze Familie Bieli, damit diese am 24. November 2012 ein Familienfest durchführen kann - unter dem Motto „Heute vor vier Jahren und zwei Tagen…“ Kleiner Tipp: Bitte keine Fussballspieler und Guggenmusikanten aus Thun einladen.