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Thun - Yverdon 2:4
03.11.2008Challenge League 2008/2009


Yverdon? C’est la merde! Der drittstärkste Fussballclub der Westschweiz, der sich ganz bescheiden «FC Romandie, Yverdon Sport» nennt, hat Thun schon viel Leid beschert. Man denke an die Saison 2000/2001, als Thun im Cupviertelfinale Zuhause auf Yverdon traf – und unglücklich im Penaltyschiessen verlor. Oder man denke an die Saison 2001/2002, als Thun in Yverdon nach 30 Minuten 3:1 vorne lag. Wir Thunfans machten erstmals auswärts so richtig «den Max» - und mussten mitansehen, wie Thun noch 3:4 verlor. Oder da war jenes Yverdonspiel im August 2005, als Thun im Champions League- und Hochwasserfieber war. Das Heimspiel konnte nicht stattfinden, doch wurde am selben Tag ein Auswärtsspiel angepfiffen. Thun verlor prompt 0:2.
Es gibt bestimmt keinen einzigen Yverdonfan, der all diese Spiele gesehen hat. Der «FC Romandie» hat zwar einen coolen Namen, aber keine coolen Fans. Zum heutigen Spitzenspiel, bei dem der Dritte auf den Vierten trifft, bleibt der Yverdonsektor leer. Kein Wunder, im Internetforum der Ultras Yverdon stammt der letzte Beitrag von 2004. 2004!
So hoffen alle 2860 Fans, dass Thun heute endlich mal den Yverdonfluch beendet. Und tatsächlich sind die Thuner in der ersten Halbzeit klar das bessere Team. Wenn bloss die Chancen genutzt würden. So hole ich mir mal ein Aufputschmittel. Während ich am Bierstand darüber diskutiere, warum nach einer halben Stunde schon kein Zwetschgenschnaps mehr erhältlich ist, schiesst Rama gerade ein Tor. Juhu, 1:0. 29 Minuten sind da gespielt.
Nach dem 1:0 nimmt das Spieltempo ab. Die Thuner suchen scheinbar nicht mit aller Kraft den zweiten Treffer. Das sorgt für Unmut in der Kurve. Frage des Abends: Darf man «Wir wolln euch kämpfen sehn» singen, wenn das eigene Team doch in Führung liegt? Man eignet sich auf ein anderes Lied. Niemand ahnt da, dass der «Kämpft doch»-Gesang in der zweiten Halbzeit im Minutentakt gesungen werden wird.
Ab der 54. Minute macht sich nämlich wieder der Yverdonfluch bemerkbar. Eigentlich wirkt er nur zehn Minuten lang. Aber das ist schlimm genug. In dieser 54. Minute gibt es einen Corner für Yverdon. Der Ball kommt nah aufs Tor. Bettoni könnte den Ball fassen, er müsste den Ball fassen. Doch er greift daneben. Der Ball fällt zu Boden. Biscotte reagiert am Schnellsten und schiesst zum 1:1 ein.
In der 57. Minute greift Thun an. Scarione legt sich im Yverdon-Strafraum den Ball vor – und wird von den Beinen gerissen. Ein klarer Penalty. Doch der Pfiff bleibt aus.
In der 60. Minute ein schöner Yverdon-Angriff. Ein schöner Pass, ein zweiter schöner Pass, ein dritter schöner Pass – und schon steht Gavranovic alleine vor Bettoni. Er köpfelt den Ball über den Torhüter hinweg zum 1:2 ein.
In der 64. Minute kommt es wieder zu einem Corner, der mich ziemlich hässig machen wird. Ich weiss ja: Thuner schiessen seit Jahren keine Eckballtore in der Meisterschaft. Das heisst aber verdammt noch mal nicht, dass man bei gegnerischen Eckbällen einfach dumm herumstehen soll. Nach jenem Eckballtor, das gerade mal zehn Minuten her ist, sollte man als Thunspieler zumindest mal den 1:1-Torschützen decken. Doch was passiert: Der Ball kommt weit vors Tor. Dort steht Biscotte, ganz allein. Er schiesst zu 1:3 ein.
Gemäss den Star TV-Experten ist Gerber falsch gestanden. Ich mag das nicht kommentieren. Die andauernden Anti-Gerber-Sprüche in unserer Kurve haben mittlerweile ein solch peinliches Niveau erreicht, dass selbst ich als Gerber-Skeptiker nur noch den Kopf schütteln kann. Dieser Mann spielt, lebt und leidet für den FC Thun - wenn auch nicht fehlerfrei!
Eine Niederlage droht, daran ändert auch Ramas zweiter Treffer in der 73. Minute nicht viel. Yverdon ist jetzt klar besser und vergibt Torchance um Torchance.
Und doch bleibt Yverdon nicht als spielstarkes Team, sondern als Betrügermannschaft in Erinnerung. In der 75. Minute bleibt Biscotte am Boden liegen. Doch Yverdon greift munter weiter an. Als zwei Minuten später Thun in Ballbesitz kommt, unterbricht der welsche Schiri das Spiel. Biscotte wälzt sich nun minutenlang am Boden, bis er endlich ausgewechselt wird.
Gleiche Betrügershow in der Nachspielzeit. Nun liegt Sébastien Meoli (Spielnummer 20) aus unerklärlichen Gründen am Boden. Doch Yverdon greift munter an. Thun wehrt sich kaum noch, so das Gourmi zum 2:4 einschiessen kann. Meoli liegt da immer noch am Boden. Da rennen zwei Mitspieler zu ihm und erzählen ihm vom Tor. Meoli springt sofort auf und rennt auf seine Position, ohne auch nur den Hauch eines Krampfes anzudeuten. Da rufe ich ihm lieb und nett zu: «Tu est le Vingt!»
Aber trotz diesem Betrüger-Frust in den Schlussminuten wollen wir ehrlich bleiben: Thun hat dieses Spiel völlig verdient verloren. Der Yverdon-Fluch, der die Thuner auch nach Jahren noch in jeder Beziehung zu hemmen scheint, hat dazu geführt, dass nun Yverdon Dritter und Thun nur noch Vierter ist. C’est la merde!