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Thun - St. Gallen 4:2
14.09.2008Challenge League 2008/2009


Den ersten Schock gibt’s schon vor Spielbeginn. Madame Mouidi-Petignant läuft heute Nachmittag durch die Thuner Fankurve – und zwar gleich doppelt. Immer wieder gut, wenn Schiedsrichter die Zwillingsschwester dabei haben, um bei schlechten Leistungen einfach untertauchen zu können. Wobei es natürlich sogar Thunfans geben soll, die sich durch ein solches 41-jähriges Duo verführen lassen. Mal im Ernst: Kann man wirklich so viel Glühwein intus haben, um sich für Madame Mouidi-Petignant Hoch Zwei begeistern zu können? Immerhin: Statt Nicole pfeift heute ein Männertrio – inklusive einem gewissen Herrn Amador. Da haben wir nochmals Glück gehabt. Die Top-Schiedsrichterin will sich wohl einfach mit der Dosenbach-Atmosphäre vertraut machen. Ganz wie Noch-Nicht-Dosenbach-Spieler Nelson Ferreira, der sich heute auch den Match ansieht.
Die beiden sind keine typischen Thun-St.Gallen- Matchbesucher. Der typische Matchbesucher ist heute Grün-Weiss gekleidet (okay, kann passieren), ist leicht betrunken (durchaus sympathisch) und stimmt im Minutentakt „Häbet euch am Gitter, Thuner alles Kinderficker“ (nicht ganz so sympathisch) an. 4100 Zuschauer sorgen für einen Saisonrekord. Ob das allerdings gleichbedeutend mit Thuner Rekordeinnahmen ist, lässt sich angesichts der Verwüstung, welche die ach so netten St. Galler von Bahnhof bis Stadion hinterlassen, eher bezweifeln. Immerhin zeigen sie sich im Stadion von ihrer sportlichen Seite: Ein Fan rennt während dem Match auf der Laufbahn hin und her, bis er erst im dritten Versuch von der Security zu Boden geworfen wird. Ein anderer Fan bleibt buchstäblich schon am Zaun hängen. Eine blutige Angelegenheit. Als einer, der selber mal mit offenen Fingern direkt vom Stadion ins Spital eingeliefert wurde, kenne ich natürlich den Schmerz. Mein Beileid daher. Ich bezweifle aber, ob es wirklich cool ist, wenn ein Ultra vor den Securityleuten heult. Hey, wir wissen doch beide, dass es schlichtweg dämlich ist, über Zäune klettern zu wollen.
Dabei wären aus St. Galler Sicht all die Emotionen doch gar nicht nötig. Jedenfalls nicht in der ersten Halbzeit. Okay, Thun geht nach neun Minuten dank einem Tor von Glarner in Führung. Doch bereits in der 17. Minute erzielt Ciccone den Ausgleich. Ein haltbarer Treffer. Doch hat sich Bettoni scheinbar schon kurz vorher verletzt, er muss sich unmittelbar nach dem Ausgleich mit einer Gehirnerschütterung auswechseln lassen. Stulz kommt ins Spiel. Und er muss sich noch vor der Pause einmal mehr als Penaltykiller bewähren. Nyman sei dank. Der ist so hart gegen Merenda eingestiegen, dass der grundsätzlich schwache Schiedsrichter keine andere Wahl hatte, als den Elfmeter zu pfeifen. Merenda tritt selber zum Duell gegen Stülzu an – und trifft. 1:2. Das Spiel nimmt seinen erwarteten Lauf, ich selber habe vor dem Spiel auf ein 1:5 getippt. Ich bin bloss froh, dass es weder regnet, noch schneit. Und als Thun selbst die sechsminütige Nachspielzeit trotz Dauerangriff ohne weiteres Gegentor besteht, besteht immerhin ein wenig Grund zur Hoffnung.
Nach der Pause ist St. Gallen nach wie vor die stärkere Mannschaft. Doch zwingend sind die Torchancen der St. Galler nicht mehr. Statt dessen schöpfen die Thuner Hoffnung, auch wenn die Eckbälle natürlich auch heute nicht erfolgreich sind. Aber die Freistösse der Thuner sind für einmal gefährlich. Besonders wenn David Blumer in der Nähe des Balles ist. In der 68. Minute erzielt er das 2:2, in der 74. Minute erzielt er das 3:2. Und in der Nachspielzeit erzielt er gar das 4:2. Wahnsinn! Ein lupenreiner Hattrick!!! Die erster Saisonniederlage für St. Gallen lässt in der Thuner Kurve erstmals seit dem Abstieg eine Prise Fussballeuphorie aufkommen. Wow.
Doch den Respekt der Ostschweizer Fans verdient man sich natürlich nicht so einfach. Die Grün-Weissen singen auch nach dem Spiel munter ihre Kinderfickerlieder – wenn sie denn nicht gerade mit Sachbeschädigungen beschäftigt sind. Dass während der letzten Viertelstunde Everybody’s Darling Marco Hämmerli in Grün-Weiss gespielt hat, haben sie wohl übersehen. Willkommen in den Niederungen der Dosenbach Liga.