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Thun - FCZ 1:1
10.05.2008Super League 2007/2008


10. Mai 2008: Es ist der Tag, an dem der FC Münsingen sich für die Aufstiegsspiele in die NLB qualifiziert. Es ist der Tag, an dem der BSC Young Boys nicht Meister wird. Und es ist der Tag, an dem der FC Thun zum letzten Mal in der NLA spielt. Eigentlich würde diese Liga ja Super League heissen, aber FC Thun im Zusammenhang mit dem Ausruf „super!“ zu verwenden, sollte eigentlich als Verstoss gegen sämtliche Fussballregeln geahndet werden. Schliesslich handelt es sich bei unserer Kanterniederlagen-Elf um jenes Team, das seit dem neuen Modus mit dem peinlichsten Torverhältnis absteigt: Minus 40. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: MINUS 40. 29 Tore erzielt, 69 Tore erhalten. Und heute kann diese Statistik ja erst noch verschlimmbessert werden. Nicht nur wegen dem sommerlichen Wetter fühlen wir uns heute im Lachen wie in einer Fussballhölle. Möge diese Saison nur möglichst schnell vorüber sein.
Vor dem Spiel werden noch fünf Fussballgrössen verabschiedet: Nelson Ferreira, Alessandro Gavatorta, Franz Burgmeier, Zaki und Sandro Iashvili, wobei die letzten beide Toptransfers heute keine einzige Minute spielen. Nicht verabschiedet werden dagegen der Sportchef und das Trainerduo – jedenfalls nicht vom Speaker. Die Fans reden dagegen mit einem Spruchband Klartext: „GERTSCHEN BRAND VAN WEGG. ALTLASTEN ENTSORGEN – KÄMPFEN FÜR MORGEN.“
Weiteres Spruchband, das während dem Spiel hochgehalten wird: „DAS WAR UNSER LETZTER KICK. SECHS JAHRE DEN GROSSEN IN DEN ARSCH GE*ICKT.“ Wobei anzumerken wäre, dass sich die Spieler in den letzten Monaten bekanntlich weniger für Grosse als für (eine) Kleine interessierten – beste Voraussetzungen also für die NLB.
Das Spiel gegen den FCZ ist bei all dem Zorn und Schmerz Nebensache. Auch oder gerade weil zum Abschied Petignat pfeift. Sie verwarnt Ferreira gleich nach wenigen Minuten, lässt aber Gnade walten, als sie ihn wenig später für ein klares Ballwegschlagen nicht rausstellt.
FCZ-Trainer Challandes ist es zu verdanken, dass die Kanterniederlage-Gefahr heute kleiner ist als auch schon. Er lässt einige Nachwuchsspieler auflaufen, die in der ersten Halbzeit verständlicherweise einige Startschwierigkeiten haben. Diese Trainertaktik ist nachvollziehbar: Wenn am Schluss der Saison der Platz in der Tabelle nicht mehr in Gefahr ist, lässt man mehrere Stammspieler draussen und lässt Unerfahrene spielen – als Dank für Trainingsfleiss und/oder gute Schulnoten. Das machen am heutigen Tag fast alle Trainer so. Nur van Eck nicht, der natürlich wie immer alles besser gemacht hat: Als Abstiegs-Vorausdenker hat er schon Anfangs März gegen GC ohne Gerber, Ferreira und Rama gespielt. Auf eine so clevere Taktik muss man erst mal kommen. Heute stehen die drei allesamt auf dem Platz – und sind sogleich die drei stärksten Thunspieler. Thun hat nicht zuletzt dank diesem Trio mehr vom Spiel. Tore fallen aber in der ersten Halbzeit nicht. Es ist schliesslich der FC Thun.
3700 Zuschauer sind übrigens am Spiel, es ist der zweitschlechteste Wert der vergangenen zwei Jahre. Aber immerhin kommt man so in Pause rasch zu Bier und Bratwurst. An dieser Stelle etwas Werbung in eigener Sache: Da nach dem heutigen Tag einige Auswärtsfans vermutlich keinen Verwendungszweck für ihre farbigen FC Thun-Smarties, auch bekannt als Bier-, Wurst- und Durstjetons, haben, zeige ich mich hilfsbereit und halte eine Lösung bereit. Schickt doch eure Jetons an: FC Thun, Stichwort Mattäng braucht Jetons, Postfach 4249,
3604 Thun. Merci!
Kurz nach der Pause geschieht Sonderbares, ja Historisches. Thun schiesst ein Tor! In der 49. Minute trifft Gerber mit links in die rechte Ecke. 1:0. Das 30. Saisontor! Das letzte NLA-Tor von Gerber. Und das letzte NLA-Tor der Thuner für lange lange Zeit. Entsprechend gross ist unser Jubel. Dabei hätte Thun doch noch genügend Chancen, auf 2:0 zu erhöhen. Doch Thun scheitert bei schnellen Angriffen ebenso wie bei Standardsituationen. Und so stellt Thun noch einen Negativrekord auf: In 36 Meisterschaftsspielen hat das Team kein einziges Mal nach einem Eckball getroffen!
Zum Sieg reicht Gerbers Treffer nicht, da die jungen Zürcher sich nach 45 Minuten an den hohen Thuner Rhythmus (räusper, räusper…) angepasst haben. Der 18-jährige Adrian Nikci, der erstmals von Beginn an in der 1. Mannschaft spielt, leitet den Ausgleich ein, als er sich auf der linken Seite energisch durchsetzt und den freistehenden, gerade erst eingewechselten Tahirovic ideal bedient. 1:1. Und somit müssen die Suomi Thun-Jungs mit der Tatsache leben, dass ein Schwede das letzte NLA-Tor im Lachenstadion erzielt hat.
Schliesslich nimmt van Eck seine besten beiden Auswechslungen der ganzen Saison vor. Erst kann sich in der 87. Minute Gerber vom Publikum verabschieden, dann darf in der 89. Minute unter ebenso grossem Applaus auch Ferreira seine Thuner NLA-Zeit beenden. Ein Spielschluss voller Emotionen. Und ich muss zugeben, bei mir fliessen auch ein paar Tränen. Es liegt mir eben schon verdammt viel an diesem Verein.

Auf Wiedersehen nach der Sommerpause!