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St. Gallen - Thun 3:0
23.02.2008Super League 2007/2008


Bei Spielbeginn glaube ich kurz, an einer Beerdigung zu sein. Als wäre der Abstiegskampf nicht schön deprimierend genug, gibts heute eine Tränendrüsenchoreo im Thunsektor. „R.I.P. Espenmoos“ steht auf unserem Spruchband. Dazu werfen wir an einer Beerdigung Rosen über den Zaun. Auf Wiedersehen schönes, altes Stadion mit ganz viel Charme. Immerhin hat es das letzte Spiel noch mal in sich. Da spielt ein Sicherheitsverantwortlicher nochmals Handwerker, um mit seinem Fünffach-Bohrer-und-Siebenfach-Reinschrauber noch ein paar letzte Bretter zu befestigen, während ein Fan nach seiner kleinen Pause die WC-Tür nicht mehr aufkriegt und befreit werden muss. Das Bier ist gut, die Wurst schmeckt – und als leicht verschwitzter Allesfahrer, der nach einem Romanshornabstecher bestens in die Kulisse zu passen scheint, füllt man sich willkommen. Keine Sterilität à là Genf (Schlüsselwegnehmaktionen) oder à là Basel (Rucksackverbot, keine Bratwürste im Gästesektor), hier lebt der Fussball noch. Dies vor notabene 10'500 Zuschauern!
Stellt sich bloss die Frage, ob der FC Thun noch lebt? Nachdem die Formkurve zuletzt klar nach unten zeigte, interessiert heute die Frage, ob dieses Mal entweder die Leistung oder der Kampfgeist zum Davonlaufen ist. Oder gewinnt Thun neuen Schwung, da wegen zwei hoffentlich nicht folgenschweren Abwesenheiten der Stammgoalie und der Topskorer fehlen? Die Antwort ist schnell klar: Bei nur einem einzigen gefährlichen Torschuss für Thun in 90 Minuten, aber zahlreichen St. Gallen-Chancen im Minutentakt, verdient die Leistung das Prädikat „Vielleicht würde so was gegen den FC Münsingen keine Kanterniederlage geben, aber hallo!?!“. Weder die Stürmer, noch Goalie Portmann spielen dabei besser als ihre Teamkollegen.
Der Kampfgeist dagegen scheint in den ersten 40 Minuten zu stimmen, geben sich die Thuner doch trotz klarer Unterlegenheit nicht auf. So steht es auf wunderbare Weise bis kurz vor der Pause 0:0.
Doch es bleibt nicht dabei. Die Thuner beschenken schliesslich die St. Galler. Erst verliert Gerber in der Vorwärtsbewegung den Ball, so dass Ural das 1:0 schiessen kann (42. Minute). Dann verliert Faye in der Vorwärtsbewegung den Ball, so dass Callà das 2:0 schiessen kann (64. Minute). Und schliesslich gibt es noch die übliche „Herrjemine, so ein Eckball macht uns Angst“-Szene, in der Koubsky das 3:0 schiesst. Da können die Thuner Verteidiger noch so oft mit voller Wucht gegen den Pfosten treten – in den Schlussminuten gleich zweimal gesehen – mit wenigen Ausnahmen ist heute auch der Kampfgeist ungenügend. Thun verliert und ist nun mehr denn je auf Barragekurs – ja, man hat mich beim Schlusspfiff gebeten, möglichst positiv zu schreiben.
Gut möglich also, dass wir nächste Saison in ganz viel tollen Stadien mit Nostalgieatmosphäre à là Espenmoosspielen spielen können. Dies mildert zwar den Rote-Laterne-Schmerz um keinen Deut, soll aber eine Erinnerung daran sein, dass auch das Fussballleben immer weiter geht.