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FCB - Thun 4-1
01.04.2007Super League 2006/2007


Ja, es war nur ein Aprilscherz. Selbstverständlich bin ich heute nicht mit 20 Schals unterwegs, auf denen „Meisterfavorit gegen Abstiegskandidat“ steht. Es wird bestimmt nicht das letzte Thuner Meisterschaftspiel in Basel sein, weshalb es gar keinen Grund für einen Bald-Nostalgie-Schal gibt. So habe ich nur einen Schal bei mir, einen ganz typischen, ewig gültigen Fly Agaric-Schal. Ungewohnt einfach die Grösse meiner Reisegruppe: Bis nach Liestal bin ich alleine unterwegs, dort treffe ich einen Auswärts-Thunfan samt Begleitung.
Wie ein Aprilscherz mutet übrigens der Bierkauf im Coop Pronto in Liestal an. Zum ersten Mal seit geschätzten 10 Jahren muss ich beim Kauf einer Dose Bier wieder einen Ausweis zeigen. Im Liestaler Coop ist aus Sicherheitsgründen (aha!) Bier neuerdings erst ab 20 Jahren erhältlich. Das nächste Mal mache ich meine Basler-Ländler-Biereinkäufe nur noch bei Willy…
Eine Stunde später treffen wir dann ab Liestal auf rund 10 weitere Fans. Unter dem Motto „Boykott“ bzw. „Null Bock“ sind überdurchschnittlich viele Thunfans Zuhause geblieben. Nur noch wenige Fans mögen die Schikanierung bei den Eingangskontrollen akzeptieren. Ich bin zum Glück als SMS-Offizieller mit einem Freipass unterwegs. Und doch: Erst wird mit beim Eingang der Freipass vorübergehend abgenommen, weil ich ihn fälschlicherweise ins elektronische Drehkreuz gehalten habe (woher soll ich bitte sehr wissen, das man das nicht tun soll) und zweitens staunt ein Security, dass ausgerechnet ich, der ihn bei einem früheren Match einmal ziemlich angeschnauzt hat, plötzlich wichtig bin. Zum Notieren: Nein, ich war damals trotz zwei Bieren nicht besoffen, sondern schlichtweg sauer, weil ich meinen Rucksack vor ihm ausleeren musste und alles genau untersucht wurde. Was heute anders ist? Nicht der Freipass schmälert den Ärger (eher im Gegenteil), sondern die Tatsache, dass wir Zugfahrer halt unsere Sachen am Bahnhof in ein Schliessfach gesperrt haben. Wir unterstützen lieber die SBB als diesen arroganten FCB. Ach, irgendwie verstehe ich die Boykottjungs…
Im Sektor sind dann vielleicht 70, 80 Fans. Und es gibt tatsächlich eine kleine Choreo. Nicht zu vergleichen mit den zwei tollen Heimaktionen gegen St. Gallen und den FCZ (an dieser Stelle ein grosser Dank an die Organisatoren vom Fanprojekt). Aber die weissen und roten Ballons sind eine gelungen einfache und witzige Idee – so wie einst in Wil.
Es sind Nebensächlichkeiten wie diese, die mir hoffentlich in Erinnerung bleiben. Das Spiel an sich möchte ich schnell vergessen haben. Schon zu Beginn wird klar: Der Thuner Sturm kommt nicht einmal zu Chancen, wenn der Ball im gegnerischen Strafraum vor den Thuner Füssen liegt. Dabei spielt es gar keine Rolle, wer mehr und wer weniger sündigt. Das Mittelfeld kämpft zwar endlich einmal, verliert aber trotzdem häufig die direkten Duelle. Die Verteidigung schwimmt sowieso wie immer gegen Basel. Und Goalie Portmann hält zwar gut, aber nicht so gut, dass er mit einer besonderen Leistung das Team anstacheln könnte.
Resultatmässig bedeutet dies: In der 12. Minute verlängert Majstorovic einen Cornerball per Kopf zu Boris Smiljanic, der zum 1:0 trifft. Nach unzähligen weiteren Basler Chancen ist das 1:0 zur Pause sehr schmeichelhaft. In der 55. Minute erhöht Caicedo auf 2:0. In der 62. Minuten trifft Rakitic zum 3:0 – ins Lattenkreuz. Und in der 82. Minute erhöht Rakitic gar auf 4:0.
Das nimmt bei uns höchstens noch Laura zur Kenntnis, da sie im Tippspiel 4:0 getippt hat. Alle anderen im Fanblock sind da längst in der grossen Stimmungskrise. Die meisten sitzend.
Während die FCB-Fans zur Welle ansetzen, gibt es noch so etwas, wie einen Thuner „Höhepunkt“. Der eingewechselte Mäkelä erzielt endlich sein erstes Tor, das dann auch wirklich zählt. Doch da das 4:1 erst in der 89. Minute fällt, juble zumindest ich nicht.
Und so setzt es für Thun auch unter neuem „Trainer“ (hat Thun denn nicht mehr Geld und Speuz, als bloss den Assistenten zum Chef zu befördern?) eine Auswärtskanterniederlage ab. Und Schaffhausen und Aarau (mit 15-Jährigem Torhüter!) holen prompt je einen Punkt auf Thun auf. Ein schwaches Thun weiter mitten im Abstiegskampf – leider kein Aprilscherz.