Thunfans » Spielberichte » Super League 2006/2007 » Thun - FCZ
Thun - FCZ 0-1
17.03.2007Super League 2006/2007


„Gratulation Nicole Petignat“. Unter diesem Titel wird im aktuellen Matchmagazin dafür geworben, unsere „Lieblingsschiedsrichterin“ künftig mit Wohlwollen statt Schimpftiraden zu begrüssen. Schliesslich sei sie im St.Gallen-Spiel ständig auf Ballhöhe gewesen und habe gut gepfiffen. Ich befürchte (oder hoffe vielmehr), dass die Liebesbotschaft an Pétignant von der Thuner Fankurve auch künftig nicht mitgetragen wird. Solche Wunder gibt es im Thuner Fussballalltag nicht…
Wobei: Wer hätte gedacht, dass ich mir mal ein Thunspiel Hand in Hand mit einer jungen FCZ-Dame ansehe. Altbekannt mein Geläster über die Südkurve, schon fast langweilig-legendär meine hitzigen Forumsdebatten mit (Auch-)Z’ler Aebikurve 77. Und wer jetzt glaubt, die Liebe hätte mich endlich von allen Vorurteilen gegenüber dem FCZ befreit, dem sei gesagt: "Meine Zürcherin" hat sich einst in einem Forum über meine Anti-FCZ-Argumente so sehr aufgeregt, dass sie sich für längere Zeit aus dem Forum verabschiedet hat.
Und doch sind wir heute nebeneinander am Match – auf der Tribüne. Eigentlich habe ich die beiden Tickets als Valentinstagsgeschenk bestellt. Da mir aber unerwartet der FC Thun die beiden Tribünenkarten geschenkt hat (übrigens: erklärt mal einer Freundin, warum auf einem Valentinstagsgeschenk „Freikarte“ steht…), ist unser gemeinsamer Matchbesuch eine Art gesponserte Fanfreundschaft. Eine andere Sichtweise hat nach dem Spiel eine junge Dame im Thuner Fanblock: „Du bist ein Verräter“, meint sie zu mir.
In einem ganz anderen Zusammenhang: Gerber spielt heute nicht. Ob es an einer Verletzung liegt?
Interessant auch das heutige Sturmduo: Leandro und Ferreira sollen Tore schiessen. Rama sitzt ebenso auf der Ersatzbank wie 08/15-Finne Mäkelä. Für die gefährlichsten Situationen sorgt aber einmal mehr Hämmerli. Doch keiner seiner Weitschüsse passt. Ansonsten plätschert das Spiel so vor sich hin. Thun ist zwar feldüberlegen, aber auch nur, weil der Zürcher Auftritt gelinde gesagt unmotiviert ist. Zürcher Chancen? Fehlanzeige. Es ist kaum Spannung im Spiel, auf der Tribüne ist es sehr ruhig.
Der Stimmungspegel ändert sich nach der Pause schlagartig. Erst pfeift Schiri Bertolini ein Faul an Leandro nicht, dann entscheidet er beim FCZ-Konter (Leandro liegt da immer noch am Boden) auf Penalty. Grund: Deumi hat seinen Gegner am Fuss getroffen – überaus knapp an der Strafraumgrenze. Ob es wohl auch zum Pfiff gekommen wäre, wenn sich 1. Eudis nicht plump fallen gelassen hätte und 2. Bertolini dem FCZ nicht noch zwei Penaltys aus einem früheren Spiel „schuldig“ gewesen wäre? Nein!
So stellt sich Caesar an den Elfmeterpunkt – vis-à-vis vom heute sicheren Thungoalie Portmann. Dieser fuchtelt wild mit den Armen herum, eine Butterflytaktik, die er wohl von David Aebischer abgeschaut hat. Diese Verwegenheit zahlt sich allerdings nicht aus, Caesar trifft sicher zum 1-0. Da das Tor nur wenig dem Regelbuch und noch weniger dem Spielverlauf entspricht, reagiert "meine Zürcherin" sehr verhalten auf „ihren Führungstreffer“. Sie wird an diesem Abend ungefähr 96 Mal wiederholen, dass sie lieber ein „verdientes 1-0“ gesehen hätte. Derweil wird auf der Tribüne laut geflucht und gebuht. Dank der zweifelhaften Schirileistung wird es in dieser zweiten Halbzeit nie mehr richtig ruhig.
Als Nächstes kommt der grosse Auftritt von Leoni. Nein, heute schiesst er kein Eigentor. Nach dem ersten Thuner Angriff nach dem 1-0 wälzt er sich minutenlang am Boden. Falls er sich nicht wirklich ernsthaft an einem besonders harten Grashalm verletzt hat (Wahrscheinlichkeit eher klein), zeigt er mit seinem Schauspieltalent „die Mutter aller Zeitspiele“ (Wahrscheinlichkeit eher gross).
Es kommt schliesslich zu Wechseln im Thuner Sturm: Rama kommt für Leandro, wenig später kommt auch noch Mäkelä als dritter Angreifer ins Spiel. Die Bilanz der beiden Ersatzmänner: Rama „verstüpft“ seine grosse Chance, Mäkelä steht erst in der späten Nachspielzeit in guter Abschussposition. Als er den Ball ins Netz kickt, stehe ich längst… und winke dem Fähndlima voller Wut entgegen. Der hat eine Abseitsposition gesehen. Ein Fehlentscheid! Entsprechend wütend die Reaktionen der Thuner Fans, ob sie nun in der Fankurve oder auf der Tribüne mitfiebern. Dies nicht zuletzt, weil es auch abgesehen von der Penalty und dem Offside einige unverständliche Pro-FCZ-Pfiffe gegeben hat. Das Bertolini-Trio scheint sich wirklich mit aller Kraft beim FCZ revanchieren zu wollen.
So endet das Spiel 0-1 – teils wegen dem Schiri, aber auch wegen dem Thuner Unvermögen, aus einer Feldüberlegenheit und einer guten kämpferischen Leistung Profit zu schlagen. Wer nach dieser scheinbaren „Thun kann nichts dafür“-Niederlage unseren Luxemburg-Jeff gerne zum Langzeit-Trainer küren möchte, sollte nicht vergessen, dass die Heimspiele unter Peischl ähnlich kämpferisch-glücklos verliefen. Thun braucht einen neuen Trainer.
Übrigens… eine „Gratulation Carlo Bertolini“-Liebesbotschaft ist im nächsten Matchmagazin nicht zu erwarten.