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Thun - St. Gallen 3-1
10.03.2007Super League 2006/2007


Warum ich heute nach so viel FC Thun-Frust doch wieder so früh im Stadion stehe? Ich will die Mannschaft schon beim Einlaufen supporten und immer dann klatschen, wenn sich Gerber annähernd bewegt…
Atsch, stimmt natürlich nicht. Ich bin um Fünf bloss im Stadion, weil ich die versprochenen Gratisfussballbilder holen will. Es gibt ein Sammelalbum und zwei Päcklein. Mal schauen, ob ich die Sammelbilder als FC Thun-Fussballprognose gebrauchen kann. Da hätten wir ein erstes Bild mit zwei Vaduz-Bildern. Aha, spielt Thun also bald wieder regelmässig im Ausland? Da ist das Vereinswappen von Conggeli. Der Barragegegner, der Thun in die NLB schiesst’ Da hätten wir den Luzernspieler Christophe Lambert. Habe den Namen noch nie gehört. Ob er zur Siegeself gegen Thun im Dezember gehörte? Dann ist da Ronny Hodel – wääääh, YB. Und dann nicht einmal im aktuellen, etwas weniger hässlichen Trikot. Dann wieder ein Doppelbild mit zwei Spielern aus der NLB, vom AC Bellinzona. Dort verbringen jeweils Thunfans ihre Wochenende, wenn sie Null Bock auf die Thun Niederlage haben. Dann das Bild von Sanel Kuljic. Aha, der spielte ja mal beim FC Sion. Ja, das waren noch Zeiten, als man in der NLA noch grosse Hoffnungen auf Österreicher setzte. Schliesslich wieder ein Doppelbild, zwei vom FC La Chaux-de-Fonds. Um Himmels willen, bloss nie wieder in diese klare Fussballhütte, in der wir an Xamax-Ausweich-Spielen mehrmals waren. Allerdings wäre in der NLB auch ein Besuch des neuen Xamaxtempels möglich. Einer der wenigen Abstiegspluspunkten. Dann das Mannschaftsbild der Hafenstadt FC Wil. Hm, ob die dieses Jahr im Cup noch weit kommen? Dann ein GC-Spieler, Leon Diego. Und prompt ärgere ich mich wieder, dass das letzte Heimspiel so unglücklich verloren ging. Die Thuner Fussballgeschichte hätte damals bei einem Sieg einen ganz anderen Verlauf genommen.
Auch immer wieder schön: Das Vereinswappen des FC Schaffhausen. Immerhin, bei diesem Anblick steigt Hoffnung in mir auf: Schaffhausen ist schlecht, sehr schlecht und vielleicht das Hauptargument, weshalb Thun Ende Saison doch nicht absteigen wird. Dann ein Bild von Philipp Muntwiler. Ja, ein Güllener. Bei seinem Anblick werde ich doch noch „heiss“ auf das Spiel. Das sind doch keine Übernamen, die unser zweitplatzierter Gegner in seinem Team hat.
Muntwiler läuft sich schon ein auf dem Platz. Doch von einer Gelben Karte wird man heute wenig von ihm sehen. Und dann habe ich zu guter letzt doch noch einen Thunspieler im Päcklein: Ariel Carreno. Derzeit nicht im Kader…
Und was sagen nun die 12 Bilder aus: 1. Ich zweifle derzeit stark an „meinem“ FC Thun und rechne nach all den Querelen mit dem Schlimmsten. 2. Ich sammle sicher keine Bilder von YB-Spielern. Das Schönste ist denn auch das Sammelalbum: Laut dem war YB seit 1953 nie mehr Cupsieger. Das Leben ist ungerecht…

Um 17.45 wird das Spiel angepfiffen: von Nicole Pétignant. Eigentlich ein Anlass zum Wegschauen. Aber wer weiss, vielleicht ist sie heute unsere grosse Chance. Wenn doch im Thuner Spiel alles „Röckli“ sind, wie wir in den vergangenen Tagen im Forum herausgefunden haben, sollten doch die Schiri-Sympathien bei unseren verweichlichten, kaum kämpfenden „Jungs“ liegen. Die ersten Minuten zeigen jedenfalls, dass die kleine, blonde Frau eher für Thun pfeift.
Es ist kein gutes Spiel. St. Gallen spielt zwar nicht besonders kämpferisch, doch kämpfen sie mehr als die Thuner. St. Gallen ist die bessere Mannschaft, man glaubt an einem Thuner Auswärtsspiel zu sein. Ja, die Thuner: Hinten hat zwar Deumi zu seiner alten Form zurückgefunden. Aber sonst? Ausgerechnet Gerber spielt unbegreiflich unmotiviert, läuft und kämpft kaum. Aegerter macht Fehlpass um Fehlpass. Mäkelä spielt so lustlos wie Rama an seinen schlechtesten Tagen nie. Einzig Nyman fehlt noch positiv auf, er bringt zumindest ein wenig Ruhe ins Spiel. Und einige Stimmen im Fanblock behaupten, dass Hämmerli wie schon damals in St. Gallen überraschend gut spielt. Aber ob das reicht?
Als Thun in der 45. Minute jedenfalls einen Freistoss treten kann, will ich schon wegschauen. Wer war denn der letzte Freistossspezialist in Thun? Ja genau Tom, Brégy. Aber selbst der war bei uns nur Trainer. Hämmerli tritt den Freistoss – und der Ball segelt geradezu traumhaft ins Tor. 1:0! Ob die folgende Szene wohl auch als Fussballprognose taugt: Nach dem Tor wird Hämmerli zuerst von den Ersatzspielern Ferreira und Rama umarmt...
Es ist das 6. Heimspieltor der Saison. Jetzt sprechen plötzlich viele in der Fankurve von einer klaren Leistungssteigerung. Vor allem natürlich jene Gruppe, die noch während dem Spiel ein „Wir haben den Peischl nicht mehr“-Lied anstimmte. Zugegeben, sollte Thun heute gewinnen, wird Peischl sehr schnell vergessen sein. So schnell, wie Mäkelä. Der vermeintliche Hoffnungsträger spielt heute nur 45 Minuten lang. Die Suomi-Fahne wurde überhaupt nicht geschwungen.
Nach der Pause dann die grosse Überraschung: Als Ferreira ins Spiel kommt, kommt tatsächlich grosser Schwung in den Thuner Angriff. Natürlich, die St. Galler müssen nun „hinten aufmachen“, doch allein dieser vergrösserter Spielraum erklärt die Thuner Angriffseuphorie nicht. Bei den Thunern scheint sich der mentale Knopf gelöst zu haben. Sie kommen zu guten Chancen. Aber wie so oft – sie werden teils kläglich vergeblich. Die Quittung kommt prompt: St. Gallen gleicht in der 69. Minute nur ein schönes Tor von Aguirre aus.
Ein Punkt gegen St. Gallen – plötzlich kein gutes Ergebnis mehr. Zumal auch Schaffhausen (Basel verschiesst Penalty und schafft selbst in Überzahl kein Tor) und Aarau (FCZ-Alptraumduo Barmettler und Leoni schenkt ihnen ein Eigentor) sind auf Punktekurs. Thun muss also weiter nachsetzen, soll das heutige Spiel wirklich ein Erfolg sein.
Und nun kommt Rama. „Nei, doch nid der Bodestüpfer,“ jault Iris auf. „Immerhin kämpft er“, bin auch ich als langjähriger Rama-Fan nicht besonders optimistisch. Doch Rama wird zu aller Überraschung zum Matchwinner, Ferreira-Rama zeigen tatsächlich, dass ein Thuner Sturmduo 1. harmonisieren kann (wow!) und 2. Tore schiessen kann (Wahnsinn!!!):
In der 84. Minute ein toller Angriff, einmal mehr ĂĽber Nyman. Der Pass auf Rama, der schon in guter Position steht. Doch er sieht Ferreira in der Mitte, alleine vor dem Tor. Der Pass, das Tor, Thun im Freudentaumel.
In der 92. Minute zittern wir um den Sieg. Doch Thun ist im Angriff, Rama am Ball. Ach nein, die Abschussposition ist nicht allzu gut, das kann doch gar nicht… doch, Rama schiesst und trifft. 3:1. Das 8. Heimspieltor der Saison, das 2. Saisontor von Rama. Und ja: Thun hat zuvor noch nie in dieser Saison drei Tore kassiert.
Nach dem Spiel ist totale Harmonie im Lachenstadion. Ausser zwischen den St. Galler-Spieler und dem Schiriteam, da das 2:1 auf den ersten Blick nach Abseitstor ausgesehen hat - war es aber nicht. Wir Thuner freuen uns aber überschwänglich. Gleich zwei Wellen gibt es mit dem Team. Mitten drin auch Gerber. Nirgends dagegen Peischl. Das Leben ist ungerecht…