Thunfans » Spielberichte » Super League 2005/2006 » GC - Thun
GC - Thun 2-0
06.11.2005Super League 2005/2006


öV-fahren kann ganz schön anstrengend sein. Da warte ich minutenlang vor einer verschlossenen WC-Türe, weil sich wieder mal eine ach so hype Zürcherin für die nächste Party schminken muss – und das am Sonntagnachmittag – und komme direkt in einen Aussteigstress. In weniger als einer Minute haltet der Zug schon am Zürcher Hauptbahnhof, weshalb mir schon je ein Kollege mit meinem Schal und mit einem Rucksack entgegen kommt. Ich muss trotz aller freundschaftlicher Mithilfe noch einmal an den Platz hetzen, denn meine Jacke haben die Kumpels natürlich unter all den leeren Bierdosen liegengelassen.
Endlich am Bahnhof, wird es richtig kompliziert. Es fahren keine Trams Richtung Hardturm, man muss einen Ersatzbus nehmen, der natürlich überhaupt nicht am selben Platz fährt. Gibt es eine Beschilderung zur provisorischen Haltestelle? Natürlich nicht, im Grossstadtdschungel muss sich jeder selbst orientieren. Zum Glück war Mätthu schon einige Minuten zuvor durch dieses Haltestellewirrwarr unterwegs, weshalb er mich vorwarnen und zum Bus 4 lotsen kann. Drei Handygespräche später können wir schon in den Bus hineinspringen. Dort beachten wir kurz die Plakatwerbung – es wird um Aufmerksamkeit für 20 Jahre „Ohne Dings kein Bums“ und www.starkefrauen.ch geworben – um dann aber wieder eigene Thunlieder anzustimmen.
Beim Stadioneingang interessiert natĂĽrlich besonders die Eingangskontrolle. Da wir wahnsinnig viele Fans sind (Achtung Modefans-Ironie), haben die Deltas nur wenig Zeit fĂĽr eine Kontrolle. Bei mir wird zumindest der Rucksack durchsucht, abgetastet werde ich nicht. Etwa 200 Zuschauer sind wir ĂĽbrigens.
Wir sehen im Hardturm ein überaus durchschnittliches Spiel, wobei GC zu unserem Frust spielbestimmend ist. Thun hat in der ersten Halbzeit überhaupt keine Chance, GC testet das Reaktionsvermögen von Jakupovic wenigstens einige Male. Entsprechender Pausenstand: 0-0.
Nach der Pause steigert sich GC im Gegensatz zu Thun. Okay, Thun hat dank Deumi einen Pfostenschuss. Damit es zu keinem Missverständnis kommt: Deumi schiesst dabei aufs gegnerische Tor.
Über die Thuner Abwehr muss man sich derweil immer mehr Sorgen machen. Lange hält nur noch Jakupovic sein Team im Spiel, bevor er doch noch zweimal bezwungen wird. In der 77.Minute trifft Cabanas, in der 86. Minute Eduardo. Thun verliert damit sang- und klanglos 0-2. Für die Mannschaft kommt sicher die Natipause zum richtigen Zeitpunkt.
Für die Fans übrigens wohl auch. Dieser Mix aus „Die ganze Schweiz liebt Thun“ und „Ha ha ha Thun“ wird langsam unerträglich. Dass nach dem Match gleich mehrere Fans unabhängig von einander in verschiedene Handgemenge mit GC-Kids laufen, ist aber definitiv der Tiefpunkt der bisherigen Saison.
Wenigstens bin ich mal nicht dabei statt mittendrin, sondern stehe längst schon mit Tom am Bierstand am Bahnhof. 20 Franken für 3 Bier und 1 „Hopp hopp“-Klingel sind gar nicht mal so schlecht, auch wenn dann die Klingel auf der Rückfahrt wohl einige Mitfahrer nervt. Für mich endet die Bahnreise übrigens wieder mal mit einem Aussteigproblem. Nach einer Schnupfpause im anderen Abteil will ich etwa zwei Minuten vor Bern zurück an meinen Platz. Doch ein „Ich muss da raus“-Rentner, der schön längst mitten im Gang steht, längst mich aus Prinzip nicht an meinen Platz zurück. „Bisch e Jugo uf dr Outobahn!?“, wird er noch ausfällig. Wenn mir da nicht Reto mit meinem Rucksack von der Türe aus zu winken würde, ich hätte wohl auch noch mein eigenes Handgemenge. Bin also wirklich froh, dass unsere nächste Fanreise erst am vierten Advent sein wird.

Matthias Engel