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Yverdon - Thun 2-0
28.08.2005Super League 2005/2006


„Hey Schiri, gsiehsch nid!“ „Kämpfet mau!“ „Göit mau zum Ball!“ So hat sich sicher niemand den ersten Match nach dem glorreichen Sieg über Malmö vorgestellt: Thun hat heute im Spiel gegen Yverdon keine Chancen, irgendwelche Punkte zu gewinnen. Zu engstirnig verlaufen die Angriffe immer wieder durch die Mitte, zu wenig mitdenkend spielen die Thuner ohne Ball. Die grosse Thuner Fanschar, geschätzt sind zwischen 300 bis 400 „rote Zuschauer“ im Stade Municipal, sieht heute ein überaus schwaches Spiel ihrer Mannschaft. Ab der 17. Minute, dem Tor von Aguirre, ist das Spielschauen eine Qual. Das 2-0 von Biscotte in der 86. Minute ist nur noch der definitive k.O-Schlag.
Kein Spassfussball. Und doch ein unvergesslicher Match. Denn es sind auch unerwartete, schmerzhafte Niederlagen wie diese, welche das Fansein ausmachen. Man bemerkt die Nähe zum Team, die Verbundenheit zum Verein. Andere mögen beim 2-0 aus dem Stadion gehen (auch Lydia – was für ein Schock), selber bleibt man aber am Spielfeldrand stehen und singt weiter Thuner Gesänge. Nicht durchwegs so laut wie sonst, aber nicht weniger ehrlich. Und gepfiffen wird natürlich nicht. Kein Thun-Fan pfeift heute nach Spielschluss, bravo.
Was erzähl ich in ein paar Jahren von diesem Spiel? Dass wir Thuner an jenem Tag so siegessicher waren wie nie mehr seit dem Heimspiel gegen Délemont in der 1. NLA-Saison. Dumm einfach, dass Thun auch jenes Spiel damals verlor.
Ich erzähl auch von den zwei ganz unterschiedlichen Reisegruppen im Zug zwischen Gümmenen und Kerzers. Im Nichtraucherabteil zwei Dutzend Frauen auf Wandertour – fitnessbewusst mit Mineralwasserflaschen. Im Raucherabteil zwei Dutzend Thunfans, die im Zehn-Minuten-Takt mit immer neuen Bieren anstossen und dazu ganz laut Rammsteinsound hören.
Ich erzähl sicher auch, wie Mätthu, Miriam und ich am Kassenhäuschen so dämlich und natürlich berndeutsch liire, dass wir nach fünf Minuten unsere AI-Tickets für 10 Franken wirklich verdient haben. Behindertenrabatt juhee!
Ich erzähle auch, wie bewegend der Moment ist, als Andy plötzlich bei Spielbeginn auf den Zaun steigt und endlich wieder Stimmung macht. Dass er dabei noch die gerettete Pauke für Kevin mitbringen konnte, ist so etwas wie ein Happy-end nach einer turbulenten Woche.
Und ich erzähle leider auch, wie irgendwelche Yverdonkids mit Steinen nach uns geschmissen haben. Unglaublich idiotisch so was.
Na ja… ob überhaupt jemand meine Geschichten von der Thunblamage so kurz nach der Champions League-Qualifikation wird hören wollen? Wohl kaum. Guet Nacht.

Matthias Engel