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Thun - FCB 1-1 .V., 4-3 n.P.
20.11.2004Schweizer Cup 2004/2005


Ach du meine Güte, heute scheint es schon zum zweiten Mal in diesem Jahr in Münsingen. Und ausgerechnet auch dieses Mal bin ich wieder an einen Fussballmatch unterwegs. Da bekommt ein Schal auf einmal eine ganz neue Funktion. Auf dem Kopfg habe ich trotzdem keine Kappe, sondern meinen Amstel-Fussballhut. Damit sehe ich zwar recht idiotisch aus, aber schliesslich habe ich mit diesem Hut auf dem Kopf bislang lauter Thuner Cuperfolge gesehen. Dass ich ihn damals im letzten Jahr beim Heimspiel gegen St. Gallen nicht getragen habe, hat seine Folgen. So viel zum Thema Aberglauben.
Interessanterweise habe ich heute trotz der hitzigen Atmosphäre nur ein verbales 1:1 zu durhstehen. Nicht etwa mit einem FCB-Fan, sondern mit einem gewalbereiten Grosi im Bus. Die steigt am Bahnhof ein, setzt sich ohne um Erlaubnis zu erfragen neben mich (es hätte zahlreiche andere freie Plätze) und stösst mich beim Öffnen ihrer Jacke gleich mehrmals in die Seite. Als ich schliesslich beim Stadion aussteigen will, steht sie zwar langsam auf, motzt mich aber an: "Das hättest du auch am Bahnhof sagen können." Ich atworte gereizt: "Man sieht doch, dass ich an den Match will." Bevor sie wieder dreinschlagen kann, bin ich zum Glück weg.
Da sind wir die Basler Fans ja viel sympathischer. Im Tea Room Lachen macht der gemeinsame Trinktreff jedenfalls Spass, wobei wohl beispielsweise Hitchhiker nicht als der durchschnittliche FCB-Fan bezeichnet werden kann. Wie können Red Fanatic und er ausgerechnet dieses Spiel von der Tribüne aus anschauen wollen? Ein Wunder, dass die beiden in der Beiz nicht mit einem Kamillentee anstossen.
Ich trinke jedenfalls nicht nur in der Beiz, sondern auch draussen in der Kälte. Man muss ja auf das Spiel vorbereitet sein. Da bekomme ich mit, wie ein 2 FCB-Fans ihre leeren Bierflaschen zu Boden fallen lassen. Prompt steht ein Polizist vor ihnen und begleitet sie zum nächsten Mülleimer. Ideale Gelegenheit für mich, die KAPO auf ihre Cupspieltauglichkeit zu überprüfen. So lasse kurz darauf auch ich meine Bierflasche fallen. Und tatsächlich: Auch ich werde vom Uniformierten bis zum Mülleimer begeleitet. Die Polizeipräsenz bewährt sich somit wirklich!
Witzig ist das Swisscomzelt, wo man mit Papp-Cuppokalen eigene Choreos basteln kann. Dazu darf man nicht nur was auf den Karton schreiben, sondern auch einen FCB- bzw. FCT-Kleber draufmachen. Als Souvenirjäger nehme ich natürlich je mehrere Kleber. Beim Thun-Stapel ist das der Swisscomfrau egal, als ich aber ebensoviele FCB-Kleber nehmen will, wird sie handgreiflich und nimmt sie mir weg. "Es hat schliesslich noch andere FCB-Fans, lass die doch den Kindern!" Aha. Auf meinen Pokal schreibe ich dann jedenfalls "PRO 7" hin und stelle ihn so vor das Zelt. Wenige Minuten später schon nimmt ihn dort ein Petric-Fan weg.
Ich kaufe mir am Fanshopstand, der im neuen "Häuschen" endlich Super League-würdig aussieht, dann auch noch 3 der 200 exklusiven Cupfanschals. Nicht nur wegen dem Sammelvirus, sondern auch wegen der Kälte. Interessanterweise verliere ich beim Herumhüpfen und Uffta-Machen an diesem Abend nur einen der Schals, eine recht gute Bilanz.
Zum Spiel. Das kommt ja auch im Fernsehen, weshalb nicht gerade viele Leute im Stadion sind. So ganz ohne Saisonkarten, die man sonst bei jeder no so grossen Lachenleere mitzählen kann, stimmt die Zuschauerzahl wohl wirklich: 5000. Wer fehlt, hat unrecht, denn der Match ist recht intensiv. Schon nach wenigen Sekunden haben die Basler eine erste grosse Torchance und machen auch sonst ganz schön Druck. Die Thuner haben da schon mehr Mühe ins Spiel zu kommen, denn schliesslich spielen sie ja auch so ganz ohne Stürmer (Sorry, Moser!). Und als noch vor der Pause Gerber verletzt ausfällt, beginnt das heutige Cupdrama erst so richtig. Und das im Schneetreiben. Gut für Thun, das es nach 45 Minuten noch 0-0 steht.
Die Pause ist überaus langweilig, da die fussballspielenden Leute auf dem Feld keine FCB-Platzstürmer sind, sondern Teilnehmer irgend eines langweiligen Wettbewerbes. Die Basler Fans und die IBS spielen derweil wie schon vor dem Anpfiff ein weiteres Mal die "Ich will Feuerwehrmann werden"-Zeichentrickfilme von Grisu, dem Drachen nach. Die Basler zünden Büsche an und werfen Bengalen, die IBS-Fanatiker spritzen mit Schläuchen alles ab, was sich hinter und vor allem auf dem neuen 2,5 Meter-Zaun bewegt. Dies bei Null Grad, na ja.
Die zweite Halbzeit bringt mehr Schnee und mehr Spektakel. Und ein Thuner Tor. Die Helden des 1-0 ist (zumindest für mich) ein so überraschendes Trio, dass ich für diese Spielszene ausnahmsweise einen Zeitungsbericht zitiere: "Raimondi vollendet mit einem Kopfball-Aufsetzer eine tolle Kombination über Moser und Ferreira zum 1-0." Dies ist in der 57. Minute. Und schon rauche ich etwas überheblich einen ersten Sieges-Stumpen.
Den rauche ich immer noch, als Rossi in der 68. Minute zum 1-1 einschiesst. Schade, die so leichtfertig aus der Hand gegebene Führung erinnert an das letztjährige Cupout gegen St. Gallen.
Doch noch verbleiben einige Minuten zu spielen, wobei ich während den letzten Minuten der ersten Halbzeit eine WC- und Bierstandpause einlege. Dies sehr zum Wohle meiner Nerven. Denn so verpasse ich den Zweikampf Zubi-Ferreira, der doch mit einem Penaltypfiff bestraft werden könnte. Doch Schirifrau Pétignant beginnt natürlich nicht ausgerechnet in diesem Moment, thunfreundlich zu pfeifen.
So bleibts beim 0-0 - bis Gimenez in der 90. Minute fünf Meter vor dem Thuner Tor steht und den Ball einfach reinmachen könnte. Doch er trifft nur die Latte. Zum Glück sehe ich auch diese Szene nur vom Bierstand aus.
Es kommt zur Verlängerung, 30 weitere schweisstreibende Minuten trotz starkem Schneefall. Die Torchancen sind nun aber selten, die beiden Mannschaften spielen sehr abwartend. Und ich bekomme es mit der Angst zu tun. "Nicht wieder Penaltyschiessen!" rufe ich einige Male in die Menge. Doch wie schon gegen Yverdon und wie gegen St. Gallen kommt es dazu. Beide Male hat Thun verloren.
Es ist Dramatik pur. Rasch liegt Thun in Führung, weil Coltorti den Schuss von Smiljanic abwehrt. Doch einer der Thuner Schützen ist auch Raimondi, der erst kürzlich gegen den FCZ einen Penaly folgenschwer verschossen hat. Und zu unserem Entsetzen fliegt sein Penaltyschuss auch heute wieder weit über das Tor. Doch wir haben ja noch Coltorti, der auch den Schuss von Sterjovski gut berechnet und abwehrt. Und Thun liegt wieder in Führung - ja Thun hat sogar die Chance zum Sieg, als Baykal anläuft. Und er.... er.... er.... TRIFFT!
4-3 für Thun, Thun hat Basel aus dem Cup geworfen. Grenzenloser Jubel.
Keine Frage, dass ich der Erste bin, der kurz darauf den Penaltypunkt küsst, ja regelrecht in den Rasen hinein beisst. Was haben wir Thuner nicht auch für ein Gewaltpotenzial. Unter das selbe Kapitel fällt wohl die Tatsache, dass Red Fanatic und Hitchhicker nur gerade 60 Minuten auf der Tribüne bleiben (durften).
Es bleibt übrigens eine recht ruhige Nacht in Thun, so ganz ohne böse Basler auf den Thuner Strassen. Nur fahre ich trotzdem in einem Privatauto und nicht im Bus Richtung Stadt(fest). Grosis sollen ja spätabends noch gewaltbereiter sein.

Matthias Engel