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Chaux-de-Fonds - Thun 1-4
07.09.2004Testspiele 2000 bis 2023


Wie verscheucht man auch noch die letzten Fans? Der FC La Chaux-de-Fonds, seines Zeichen Tabellenletzter in der Challenge League liefert heute in dieser Hinsicht ein Vorzeigebeispiel. Plötzlich schreiben sie nämlich auf der Startseite ihrer Homepage, dass das Spiel gegen Thun nicht im heimischen Stadion, sondern in Serrieres stattfindet. Diese Änderung sorgt vor allem auch bei uns Thunfans heute kurz nach Mittag für viel Aufregung, liegt doch der Neuenburger Vorort Serrieres zugmässig rund eine Stunde näher bei Thun als La Chaux-de-Fonds. Und plötzlich wittern einige Thunfans die Chance, auch ohne freien Nachmittag heute noch ihr Team sehen zu können. Doch diese Hoffnung dauert nicht lange an, deckt doch ein Anruf auf dem FC Thun-Sekretariat auf, dass das Spiel definitiv in La Chaux-de-Fonds stattfindet. Statt wie erhofft 17.20, startet die Fanfahrt nun doch schon um 16.03 in Bern, ganze vier Fans machen sich auf den Weg.
Im Stadion haben sich auch nicht gerade viele Einheimische eingefunden, die Zuschauerzahl schwankt zwischen 40 bei Anpfiff und 100 gegen Spielschluss. Das Spiel zwischen dem 28. und dem 2. besten Team der Schweiz interessiert scheinbar nur mässig - oder starren gleichzeitig die meisten FCC-Fans etwa einen leeren Fussballrasen in Serrieres an?
Wir Thuner richten unsere Blicke schon beim Einlaufen der Spieler vor allem auf den neuen Senegalesen, nennen wir ihn mal Junior-Papa. Doch zu unserer Enttäuschung bleibt er in der ersten Halbzeit auf der Bank. Spielen sollen erst die altbekannten Spieler. Diese setzen sich sogleich im Strafraum der Gäste fest, in den ersten fünf Minuten erkämpfen sie sich vier Eckbälle. Doch eigentliche Torgefahr kommt keine auf. Es sind vielmehr die Neuenburg-Bergler, welche plötzlich das Spiel dominieren. Mit hohen Bällen überwinden sie immer wieder das Thuner Mittelfeld spielend leicht und kommen immer wieder zu guten Abschussgelegenheiten. Ein Wunder, dass Thun nicht in Rückstand gerät. Am Spielfeldrand wird Latour immer lauter.
Doch schliesslich fangen sich die Thuner auf. Der Ball wird plötzlich flach gehalten und mit weiten Flanken schnell nach vorne gespielt. Besonders Aegerter lanciert seine Mitspieler immer wieder eindrucksvoll. Die Offensivespieler bedanken sich für die präzisen Zuspiele mit drei wunderschönen Tore. Lustrinelli (26. Minute), Raimondi (27. Minute) und nochmals Lustrinelli (36. Minute) entscheiden das Spiel noch vor der Pause. Besonders die wiedergewonnene Treffsicherheit von Raimondi stimmt uns für die kommenden Spiele zuversichtlich.
Mit fortlaufender Zeit mühen wir uns immer mehr mit dem kühlen "Bergwetter" ab. Kaum zu glauben, dass Thun hier im Dezember gegen Xamax spielen soll. So diskutieren wir recht ratlos in der Pause, wie dicke Mäntel wir dann wohl tragen müssen und wie gesundheitsschädlich ein "Oben ohne" bei der zu erwartenden Führung wohl sein könnte.
Halbzeit Zwei beginnt mit einer Handvoll eingewechselter Thunspieler. Wir sehen Ă„du Moser, wir sehen Lukas Schenkel und wir sehen vor allem auch den Junior-Papa. Ist er besser als Rodriguez?
Vorerst lässt sich diese Frage nicht beantworten, denn die ersten Szene der zweiten Halbzeit spielen sich einzig im Thunsektor ab. Zweikampf, Foul, Pfiff, Penalty und die Nummer 9 schiesst gegen Portmann zum 1-0 ein. Auch in den folgenden Minuten tun sich die Thuner schwer, Angriffe sind selten, der Ball ist im Mittelfeld heiss umkämpft. Die endgültig spielentscheidende Szene ereignet sich schliesslich in der 62. Minute, als beim selben Angriff gleich zwei Thuner brutal von den Beinen geholt werden. Prompt zeigt der Schiedsrichter für eine der beiden Attacken Rot, La Chaux-de-Fonds spielt fortan in Unterzahl.
Die Thuner nutzen den gewonnen Platz sogleich, nach einem Eckball erzielt Hodzic in der 65. Minute das 4-1. Dies ist das Startzeichen zu einem rund 20-minütigen Schlussfurioso der Thuner. Immer wieder ist dabei auch Junior-Papa dabei. Seine Pässe sind gut getimt, seine Sprints schnell, doch zu einer wirklichen Torchance kommt er trotz allem nicht. Immer ist der Chaux-de-Fonds-Goalie vor ihm am Ball, wenn gleich in bester Collaviti-Manier auf sehr chaotische Art. Immer wieder schlägt er scheinbar harmlose Bälle ins Aus oder den Thunern in die Füsse, der Ball fliegt minuntenlang im FCC-Strafraum hin und her.
Dies aber ohne Folge... fast jedenfalls. Der Chaux-de-Fonds-Trainer ärgert sich über das Spiel und gewisse Pfiffe so stark, dass er schliesslich vom Schiedsrichter auf die Tribüne gestickt wird. Und das bei einem Testspiel! Kein besonderes Zeichen von Fairness und bestimmt keine Werbung für den Fussball des Teams.
Aber eben, an diesem Abend wollte der FCC ja wie eingangs erwähnt die Fans scheinbar einfach verscheuchen. In dieser Hinsicht ist ihr Auftritt auf und neben dem Spielfeld durchaus gelungen. Wir Thunfans hatten umso mehr Spass, wir sind jedenfalls weiterhin auch für (vermeintlich) unattraktive Testspiele mit umständlich langer Anreise zu haben.



Matthias Engel