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Thun - Xamax 2-3
18.04.2004SuperLeague 2003/2004


Wie sagte doch Freiburg-Trainer Volker Finke nach dem 4-0 seines Teams gegen Wolfsburg Tags zuvor: "Ich bin froh, dass wir heute so viel Pech hatten, da ist heute doch alles Unglück zusammengekommen und wir haben es für diese Saison überstanden." Thun-Trainer Latour könnte nach dem Match gegen Xamax ähnliche Gedanken gemacht haben. Denn sein Team spielte heute nicht nur schlecht, sondern auch unglücklich. In mehreren Szenen sahen die Thuner so dämlich aus, dass man als Fan einfach wegschauen musste. Nicht nur wie sonst in der Offensive wurden die Bälle schlecht getroffen, sondern auch in Mittelfeld und Verteidigung. Besonders ab der 38. Minute hatten die Einheimischen gleich minutenlang einen kollektiven Aussetzer, als eine wahre Thuner Fehlpassorgie den Xamaxiens innert Kürze gleich zwei glückliche Treffer ermöglichte. Mfuti und Rey jubelten als Nutzniesser.
Zwei Tore Rückstand sind zu viel, dachten nun viele. Doch die Thuner gaben sich am heutigen sonnigen Frühlingstag nicht einfach so auf. Die Spieler rissen sich noch einmal zusammen und liessen ihre Fehlerquote ein kleines Bisschen kleiner werden. Als Rama und Ädu Moser eingewechselt wurden eine halbe Stunde vor Schluss, kam sogar etwas wie Thuner Angriffsschwung auf.
Auch im Thuner Fanblock, wo es zu einer ganz besonderen Premiere kam. Eine uns allen unbekannte und nicht einmal rotgekleidete Zuschauerin stieg als erste "Frau" überhaupt auf die Hecke und stimmte ganz offensiv das Thuner Sprüchlein an. Die Pfiffe gegen sie waren doppeldeutig, oder etwa nicht?
Eindeutig war derweil ein Penaltyentscheid, den selbst Wildhaber nicht hätte vertuschen können. Ein Xamaxspieler lag im Strafraum am Boden und umarmte dabei den Ball so lange, bis Wildhaber endlich pfiff. So nahm Zanni in der 68. Minute wie schon am Donnerstag Anlauf und traf erneut. Nur noch 1-2.
Und die Thuner griffen weiter an. Und bald wurde in der Thuner Fankurve wieder laut gejubelt. Doch Wildhaber gab den vermeintlichen Kopfballtreffer nicht. Der Ball war nämlich dummerweise hinter statt im Tor gelandet.
Schliesslich aber jubelten nicht nur die Fans, sondern mit Ädu Moser auch ein Spieler ganz laut. Er hatte in der 86. Minute doch noch den Ausgleich erzielt.
Nun schien das Spiel gelaufen. Abwechslungsweise drehten sich nun Thuner und Neuenburger am Boden. Gespielt wurde kaum mehr, übermotivierte Thunfans forderten in Siegeshoffnung wegen all den Spielunterbrüchen mindestens fünf Nachspielminuten. Wildhaber entschied sich für vier zusätzliche Minuten, in denen das Spiel eher plätscherte. In der 94. Minute hatte zur Beruhigung aller Gerber vor dem eigenen Strafraum den Ball. Beste Voraussetzung für einen letzten Thuner Angriff. Doch plötzlich stolperte Gerber über seine Füsse, ein Xamaxien schnappte sich den Ball und die Gäste befanden sich vor Coltorti unerhofft in Überzahl. Ein Schuss knallte Richtung Tor, doch dort stand Ferreira Gott sei Dank richtig. Abgelenkter Ball also, Eckball. Die Xamaxiens liessen sich Zeit, glaubten also nicht mehr recht an ihre Siegeschance. Doch der Ball wurde trotzdem vors Tor gekickt, landete bei Aegerter (ja, bitte befreien!) und durch ihn im Tor (neeeeeeeeeeeeeeei neeeeeeeeeeeeeei neeeeeeeeeeeeeei!). Thun hatte in den Schlusssekunden verloren ? wegen einem dummen Eigentor und einem noch dümmeren Verstolperer in der Spielszene zuvor. Da bleibt nur zu hoffen, dass es damit auch gleich wieder vorbei ist mit dem Thuner Unglück für diese Saison. Denn wider Erwarten ist der Ligaerhalt nun doch noch in Gefahr.

Matthias Engel