Thunfans » Spielberichte » SuperLeague 2003/2004 » Servette - Thun
Servette - Thun 3-1
28.02.2004SuperLeague 2003/2004


Heute wird uns bald einmal klar, dank den neuen Investoren weht in Genf ein neuer Wind. Knallharte Kalkulation löst die bisherige herzhafte Freundlichkeit im Stade de Geneve ab. Während früher den Gästefans noch beim Umschütten des mitgebrachten Bieres in Becher geholfen wurde, werden die Thunfans heute bloss als kostenverursachende, ungebetene Gäste betrachtet.
Einige Beispiele: Für Servettefans unter 18 Jahren gilt im Stadion Gratiseintritt. Zudem werden sie noch reichlich mit einem Geschenkpaket mit rotem Hut und viel Verpflegung beglückt. Thuner Kinder zahlen derweil den gewohnten Eintrittspreis.
Die Eingangskontrolle ist äussert pingelig. Selbst Handschuhe werden genauestens untersucht. Zudem muss jeder Thuner erst einen offiziellen Ausweis zeigen, bevor er überhaupt ins Stadion kommt. Bedrohlich winkt der kontrollierende Security mit einem A4-Blatt voller nicht eintrittsberechtigter Namen. Wer hätte gedacht, dass Thun dutzende Hooligans hat?
Schliesslich sind im Trink- und Esscorner gerade noch zwei Rentnerinnen für die Verpflegung aller rund 70 Thunfans zuständig. Keine Frage, dass die Seniorinnen mit dieser Aufgabe masslos überfordert sind und die Wartezeiten für uns überaus lang sind.
Nervig ist aber besonders die Sektoreneinteilung im Stadion. Wir Thuner müssen weit abseits vom Tor in einer Kurve stehen, während der Sektor hinter dem Tor menschenleer bleibt. Verhältnisblödsinn so was.
Doch all diese Schikanen könnnen uns die Freude an einem tollen Fussballabend nicht nehmen. Denn wenn der Drittplatzierte gegen den Viertplatzierten spielt, ist wahrhaft ein enges Spiel zu erwarten. Und so ist es denn auch, der Spitzenkampf lebt von viel Spannung, weist dabei aber recht wenig Niveau auf. In der ersten halben Stunde sehen wir gerade mal zwei Torchancen. Servette hat beide, Torhüterrückkehrer Kobel lässt sich aber nicht bezwingen.
Doch die Genfer bleiben hartnäckig, sie wollen vor der Pause endlich in Führung gehen. Und dies gelingt zu unserem MIssfallen leider auch, Thurre erzielt in der 34. Minute das 1-0.
Die Thunspieler lassen sich dadurch aber nicht beunruhigen, sie spielen weiterhin überlegt defensiv und versuchen umso mehr mit schnellen Kontern zum Erfolg zu kommen. Und tatsächlich verwertet Lustrinelli die erste richtige Thuner Chance wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff zum 1-1.
In der zweiten Halbzeit zeigt die Thuner Mannschaft nun ein anderes Gesicht. Sie spielt plötzlich frech auf, wagt im Genfer Hexenkessel (der Speaker zählt 6345 Zuschauer, wir zählen einige Tausend weniger) Angriff um Angriff. Doch wirklich grosse Chancen schauen dabei nicht heraus.
Ein Unentschieden zeichnet sich ab in diesem Spiel, auch wenn Servettes Stürmer vorne immer noch vorbildlich um jeden Ball kämpfen und auch beste Schauspielleistungen zeigen. Die Show überzeugt den Schiedsrichter, ein eher zweifelhafter Freistosspfiff gibt Servette in der 81. Minute eine ideale Torgelegenheit. Obradovic schiesst - und trifft. 2-1.
Während bei den Thunern nun Dos Santos für den müden Cerrone kommt, versuchen die Genfer nachzudoppeln. Die nun sichtlich müden Thuner Verteidiger werden regelmässig überlaufen. Auch Lombardo erkämpft sich so in der 87. Minute noch eine ideale Abschussgelegenheit. Er nutzt sie, 3-1. Die Thuner Niederlage steht fest.
Wir Thunfans, unter uns auch die grosse Schar Soldaten, applaudiert trotzdem den Spielern nach dem Schlusspfiff. Es ist ein letztes Stück verbliebene Freundlichkeit im Stade de Geneve. Ansonsten weht ein eisiger Wind im Stadion.

Matthias Engel