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St. Gallen - Thun 1-1
09.08.2003SuperLeague 2003/2004


Verantwortungsbewusste Fussballfans können nach einer überaus mühsamen Woche den aufgestauten Ärger in positive Energie umwandeln und mit kräftigen Anfeuerungschreien das eigene Team unterstützen. Wie die Fahrt an Spiel in St. Gallen zeigt, bin ich ein verantwortungsloser Fussballfan. Mit einem Liter Wodka versuche ich meinen Alltagsärger zu vergessen, leider gerate ich in ein Blockout und vergesse noch viel mehr. Ich hole mir gar noch eine blutige Nase. Wenigstens mache ich aber bloss eine "Mattäng läuft in eine Tafel"-Erfahrung statt eine "Mattäng läuft in die Faust eines St. Gallen-Fan"-Begegnung. Nur meinen tollen Freunden und einer verständnisvollen Security ist es schliesslich zu verdanken, dass ich Einlass ins Stadion finde. Nett sind auch diejenigen Thunfans, die mir den Rucksack abnehmen und ohne mein Wissen das grosse Transparent ganz links am Zaun aufhängen. Dumm nur, dass ich dann am Match ganz rechts im Gästesektor stehe, dass "FC Thun - wir schaffen's" daher nie sehe und entsprechend nach dem Spiel auch nicht einpacken. Hoffe sehr, dass Transparent mit Jahrgang 1998 taucht noch einmal auf, es wäre sonst ein echt grosser Verlust.
Vom Spiel bekomme ich dann überraschenderweise viel mit - jedenfalls mehr als vom Testspiel am Dienstag, wo ich doch nüchtern war. Nur sehe ich irgendwie kaum Bewegung auf dem Rasen. Liegt es an mir oder gibt es wirklich überdurchschnittlich viele Freistösse und Eckbälle an diesem Abend? Coltorti und seine Verteidiger müssen jedenfalls auf der Hut, doch es zeigen alle Thuner eine gute Leistung.
Vor allem auch Rama. Gott sei Dank bin ich nach rund einer halben Stunde wieder fit genug, um einen langen, hohen Pass aus dem Mittelfeld nach vorne mitansehen zu können. Dort steht Rama. Er drückt ab und trifft tatsächlich endlich wieder. 1-0 für Thun, wir jubeln laut, aus gesundheitlichen Gründen verzichte ich aber für einmal auf die "Thun hat ein Tor geschossen"-Freundensprünge.
In der zweiten Halbzeit habe ich dann irgendwie das Gefühl, dass alle im Stadion mein Aufpassen testen wollen. Denn plötzlich ist die Anzeigetafel hinter uns defekt, statt 1-0 ist dort einfach alles schwarz. Wil lässt grüssen, typisch Ostschweiz. Nun lautete also die Quizfrage: Werde ich nach dem Match den korrekten Spielstand nennen können? Ich kann, nicht zuletzt, weil auch das zweite Tor (dummerweise) direkt vor unseren Augen fällt. Mensah trifft nach dem Seitenwechsel in das gleiche Netz wie zuvor Rama.
Dies ist der Anfang vom Ende, die St. Galler machen nun viel Druck. Doch ein Tor fällt keines mehr, es bleibt beim grandiosen 1-1. Thun bleibt so in der SuperLeague vor sämtlichen Zürcher und Ostschweizer Klubs.
Später an diesem Abend am Thunfest wandle ich dann den langsam wieder aufkommenden Ärger in laute Rufe beim Span-Konzert - und dies ohne irgend eine Alkoholflasche in der Hand. Vernüftig sein könnte so einfach sein.

Matthias Engel