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Thun - FCB 4:2
24.08.2002NLA Qualifikation 2002/2003


Und so wären die Fans verteilt am Spielfeldrand. An der Seitenlinie jubeln Mitzu (mit schwingender Fahne) und ich als Thun-Fans, hinter dem Thuner Tor schreit eine Gruppe Basler Fangesänge in einem seltsamen Dialekt. Die Stimmung ist bereits am Siedepunkt, dabei hat der Match noch gar nicht begonnen. Schliesslich laufen die Spieler ein und auch die Trainer. Der Thun-Trainer kommt auf uns zu und begrüsst uns beide einzigen Thun-Fans, die ein Dress tragen, per Handschlag. "Ja hallo, ich bin der Wolfgang, schön das ihr da seid, macht nun ganz fest Stimmung." Und schliesslich stellen sich die beiden Mannschaften auf, das Spiel beginnt unter vereinzelten "Hopp Basel" und "Hopp Thun"-Rufen. Die Rot-Weissen rennen gegen das Tor der Gelb-Schwarzen an. Zuschauerzahl: maximal 50. Von wegen ausverkauft...
Wären auf dem Aussenplatz des Stadion Lachens die durchaus unterhaltsame U 15-Partie Thun-Team Jura läuft, sind aus dem eigentlichen Stadion bereits Trommelschläge zu vernehmen. So sucht nicht nur die Basler Fangruppe bald ihren Sektor C auf, auch wir vom Fanclub trinken schnell noch unsere Bierchen aus und begeben uns dann in den Thuner Hexenkessel. Heute ist die Fankurve noch belebter als sonst, denn der neue Fanclub "Thunders" sorgt erstmals für Stimmung - notabene greift er dabei auf Instrumente des altbekannten Fanclubs zurück. Aber Hauptsache es geht laut zu und her, als die Thuner Spieler sich einturnen ist schon mehr Stimmung als früher während einem durchschnittlichen NLB-Match.
Als besondere Attraktion vor Matchbeginn hüpfen wieder einmal Fallschirmspringer durch die Luft, ein nun wirklich alter Gag, der längst nur ein Gähnen auslöst. Wir zählen daher nicht wirklich die vier Männer in der Luft, sondern all die Zuschauer am Boden. Über 6000 müssen da sein, die offizielle Zuschauerzahl wird später auf 6740 festgelegt werden. Zwar nicht gezählt, aber mitgemeint: Hakan Yakin! Der sitzt in Halbzeit Eins nur auf dem Bänkchen. Wir vermissen ihn nicht.
Das Spiel beginnt mit einer Ehrung des Schiris. Eine etwas offensive Bestechung, wenn man mich fragt. Aber der Plan geht auf, Nobs pfeift von Beginn an eher thun-freundlich.
Doch die Thuner haben solche Unterstützung gar nicht nötig. Beherzt greifen unsere Oberländer Helden an, zeigen überhaupt keine Respekt vor dem zumindest auf Papier so übermächtigen Gegner. Zuberbühler hat gar nicht den ruhigen Vorabend, den er sich wohl gewünscht hat. Die FC Thun-Spieler stehen oft ganz weit vorne, wenn es auch vorerst praktisch keine Torschüsse gibt. Dafür ist am Kobel-Gehäuse bald einmal ein Lattenkratzer zu verzeichnen. Doch als Tor wird solch eine Chance ja nun eben mal nicht bezeichnet.
In der Thuner Fankurve geschieht derweil Sonderbares. Zwei Fangruppen duellieren sich in Sachen Stimmung. Dabei machen die Thunders ĂĽberraschend gut Figur. Echt eine Bereicherung. Und alle haben wir nach rund einer halben Stunde einen ersten Grund zum ĂĽberschwenglichen Jubel. Kaum steht Rama einmal frei, schiesst er zum 1-0 ein. Allgemeine Umarmungen.
Na ja, es gibt Ausnahmen. Die beiden YB-Girls Corinne und Nicole lassen sich nicht wirklich zu Begeisterungsstürmen hinreissen. Aber ein sportlich faires Lächeln von den beiden beglückt doch genau so sehr wie ein Begeisterungsschrei von Alain. Der ist übrigens seit seiner OP irgendwie gar nicht mehr sanftmütig, er schreit gar während des Spieles noch häufiger "Scheisse Basel Scheisse" als beispielsweise Kevin oder der kleine Chaot Lüku.
Das Spielgeschehen verflacht derweil etwas, das heisst: Thun kontrolliert und kann die FĂĽhrung problemlos in die Pause retten.
In der Pause horchen wir ein klein bisschen der Speakeranlage, die wieder einmal in einem trostlosen Zustand ist. Ob da überhaupt jemand im Stadion hört, dass der Fanclub einen der sündhaft teuren Matchbällen gespendet hat, ist äusserst fragwürdig.
Die zweite Halbzeit beginnt. Hakan Yakin ist zu unserem Verdruss jetzt mit dabei. Basel greift zwar an, doch die Stimmung bei uns ist überschwenglich. Schreie, Trommelwirbel. Nur Mitzu bleibt ruhig, da er per Handy mit dem ach so vermissten dritten YB-Girl kommuniziert (an dieser Stelle sei ihr, aber auch wirklich einzig ihr mein Bedauern für die YB- und Xamax-Niederlagen an diesem Wochenende ausgedrückt) zu gesprochen. Jedenfalls schaut der Mitzu plötzlich wieder auf, sieht auf die Anzeigetafel und sieht fest: Spielstand 1-1. Während unseres grössten Lärms hat Tum nämlich den Ausgleich erzielt.
Das Spiel beginnt wieder neu. Klugscheisserspruch, klar. Doch die Thuner sind nicht etwa geschockt, sondern spielen weiterhin scheinbar locker auf. Rama ist wenige Minuten später frei vor Zuberbühler, doch er schiesst weit in die Luft hinauf. Wir verwerfen die Hände.
Knapp weitere fünf Minuten später, 64. Minuten sind nun gespielt, beginnt ein Chancenfestival erster Güte der Thuner. Der 1. Schuss geht daneben, der 2. Schuss geht daneben (da wendet sich Mitzu ab!), der 3. Schuss sitzt! 2-1. Totale Happyness im Lachenstadion. Alle lieben den Torschützen Pädi Baumann.
Doch der Spielausgang ist weiterhin ganz offen. Die Thuner spielen vorne, in der Mitte und hinten sehr stark und doch kommt unser Lieblingsfeind Yakin zu einer Riesenchance. Doch erneut sehen alle im Stadion nur einen Lattenkratzer.
Wir zählen nach 75. Minuten die Thuner Viertelstunde an. Die hat zwar eigentlich absolut keine Tradition, aber dafür im Gegensatz zur YB-Viertelstunde immer öfters ihre realistische Berechtigung. Der Meister schwankt nämlich nun. Die Thuner jagen daher den Erfolg. Rama dribbelt und dribbelt und dribbelt, plötzlich sieht er sich alleine vor dem Tor (wir jubeln alle schon, was wenn er nicht trifft?) und er knallt den Ball ins leere Tor. Offside? Kein Spur. 3-1 vielmehr. Juhu!
Alain fordert nun von Ädu Moser ein Tor, hat er sich doch vor dem Spielbeginn ein Dress mit der Nummer 13 gekauft. "Ädu Moser Supergiu" kommt da wenige Augenblicke nach dem 3-1 tatsächlich an den Ball, er schiebt ein: 4-1!
Alle Thuner sind im Taumel! Wer hätte das gedacht. Voraussagen werden verglichen. Reto-Reto, auch schon mal als Gygax bekannt gewesen, vom Securityteam wird schliesslich als Tippheld erkoren. Sein Tipp war nämlich ein.... Tum schiesst in der 90. Minute nach einem Eckball ein Resultatskosmetiktor... 4-2. Was für ein Wahrsager!
Drei Minuten werden nachgespielt. Wir fordern den Schlusspfiff, doch Mitzu winkt ab: "Nein, nein, das wollen wir noch lange geniessen!" Schliesslich pfeift Nobs ab - FREUDE FREUDE ĂśBER ALLES!
Leider darf das Spielfeld nicht gestürmt werden, einige machen es trotzdem. Fans mit Fahnen drehen Ehrenrunden durch das ganze Stadion. Michael, Alain, Mitzu und ich machen sogar einen Fahnenmarsch bis zum Bahnhof. Beim Gymer kommt da ein Grosi auf uns zu: "Ich habe euch im Fernsehen gesehen!" Ja, irgendwie ist schon die Tagesschau vorbei und wir sind immer noch ganz im Torjubel verfallen. Ein perfekter Tag. Dabei soll es doch während fast der ganzen zweiten Halbzeit heftig geregnet haben. Wir mögen uns gar nicht mehr daran erinnern. Ein Tag, an dem er FC Thun den Meister- und Cupsieger schlägt und somit in der Tabelle wieder vor YB rückt, besteht in unseren Herzen einzig aus Sonnenschein.

"Gloubet nid a Geischter, gloubet nid a Geischter, dr FC Thun wird..."