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Solothurn - Thun 0-0
19.11.2000NLB Qualifikation 2000/2001


Welch ein historisches Ereignis: Das letzte Auswärtsspiel des FC Thun in diesem Jahrtausend. Und das ausgerechnet in Solothurn, einem Kleinststädtchen, an dessen Bahnhof man zwar einen Wegweiser zum Hafen (Hallo Solothurner See), nicht aber zum Stadion findet. Das Stadion, dass im übrigen den schönen Namen Stadion trägt. Der Verdacht ist gross, dass die Solothurn in einem Wettbewerb KInder den Namen wählen liessen.
Mit Müh und Not und viel mehr Schritten als erwartet, kommen wir doch noch zum Stadion, dass von aussen einem Gefängnis oder Big Brother-Bunker gleicht. Allerdings sind die dicken Mauern für ein gehässiges Spiel wie dieses angebracht. Nicht, weil man die Solothurner und Thuner Fans trennen müsste, dafür aber die Thuner Fans von Reinhard Carlos. Wer das ist? Natürlich unser teuflischer Matchkartensünder. Es ist nun nicht gerade so, dass wir ihn wegen seinem Fehler hassen würden. Wir wollen ihn auch nicht persönlich attackieren. "Carlos raus!"-Rufe im Stile von "Ponte raus!"-Rufen sind sicher nicht angebracht. Wir haben schliesslich mehr Niveau als Zürcher. Mit mehr oder weniger fiesen Sprüche muss Freund Carlos in den nächsten 27 Jahren von unserer Seite aus schon rechnen. Galgenhumor nennt man so etwas.
Mit Galgenhumor glänzen aber auch die Solothurn Fans. Vor dem Stadion ist nämlich ein Werbeplakat aufgehängt, dass von den gängigen Fussballschlappen (Solothurn ist Tabellenletzter) ablenken soll. Da wird uns mitgeteilt, in welchen Sportarten die Solothurner sonst noch zu gewinnen versuchen: Schwimmen, Jassen, Hornussen. Respekt, Respekt.
Weniger Respekt habe ich für die servierte Bratwurst. DIe ist irgendwie schon im ersten Verkohlstadium, während das beigelegte Brot hart wie Stein ist. Gäbe es nicht einen halben Liter Bier kostengünstig dazu, müsste ich mich schon mit einem Sitzstreik gegen die Verpflegung wehren.
Das Spiel beginnt. Leider ohne Thuner Helden in roten Trikots. Die ehemaligen Oberländer Starspieler Plevka und Kurtulus (seit seinem Tor gegen GC als Heilliger Kurtulus bekannt) sind nämlich beide verletzt. Trotzdem kommt Solothurn zu zwei Torchancen - zuerst treffen sie den Innenpfosten, anschliessend die Latte. Damit hat sich die Torgefahr für die ganzen neunzig Minuten allerdings auch schon.
Die Thuner dagegen sind vorne weitaus effektiver. Allein in den ersten 20 Minuten schiessen die heute gelbbemalten Spieler drei Tore. So sehen wir das jedenfalls als Fans.
Doch Schiedsrichter Etter sieht statt ein 1-0 ein Offside, statt ein 2-0 ein Offside und statt ein 3-0 ein Foul. Und wo wir den Penalty zum 4-0 sehen - der Goalie packte den Thuner, als er schon vorbei ist an den Beinen - sieht der Schiedsrichter einen Abstoss.
Daraufhin beginnen die Thuner einzusehen, dass Toreschiessen an diesem Tag eh nichts bringt und geben sich mit dem 0-0 zufrieden. Nicht zuletzt, weil Bellinzona in Carouge 1-0 gewinnt und damit die Aufstiegsrundenplätze vergeben sind.
Wie sagt doch der Stadionspeaker beim Vorlesen des Totomats: "Solothurn - kenne mir!" Recht hat er. Wir Thuner Fans kennen dieses S nun tatsächlich. Nicht weil es eine schöne Stadt ist, sicher nicht, weil wir vergeblich nach schönen weiblichen Fans gesucht haben und schon gar nicht, weil wir in diesem Stadion Carlos 90 Minuten lang in seinem Klapperstuhl beobachten konnten. Solothurn bleibt uns als das Team in Erinnerung, das Thun fünf von sechs möglichen Punkten weggenommen hat. Zwei mehr als Carlos notabene!!!
Auf Thun warten nun heisse Abstiegsrundenspiele gegen die triumphalen Gegner Délemont, Kriens, Locarno, Carouge, Wangen, Baden und Solothurn. Da heisst es aufgepasst... Winterthur (vor drei Jahren) und Locarno (vor zwei Jahren) sind in einer ähnlichen unmotivierten Situation wo sich die Thuner heute befinden abgestiegen.

Matthias Engel