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GC - Thun 1:1
26.05.2024Challenge League 2023/2024


600 Thunfans reisen aus den Niederungen der NLB in die Fussballweltstadt Zuerich. Stichwort Fifa, nicht GC. Das kommt ueberraschend. Und das nicht nur, weil vor einem Jahr Ouchy bloss eine Handvoll Fans ins Tourbillon gebracht hat. So katastrophal wie Thun diese Saison auswaerts fast durchwegs auftritt mit mehreren Kanterniederlagen in Aarau und Neuenburg und Null Punkte Besuchen in Nyon und Vaduz, ist jeder Thuner ist jeder Thuner, der heute trotzdem ins Letzigrund pilgert, ein wirklich abgehaerteter Katastrophentourist.
Anders als im Tourbillion letzte Saison, ich war mit meinem Sion-Kumpel dort, ist das Spiel im Letzigrund nicht gratis. 25 Franken sind ein stolzer Preis, fuer das was heute auf dem Fussballspeiseplan steht. Wir haben aber ganz andere Geldsorgen im Letzigrund. Die Landeier unter uns stellen ueberrascht fest, dass am Getraenkestand Cashless-Schilder haengen. Das heisst, dass nur Barzahlen geht? fragt mich der irritierte Party-Kernen. Bei uns lernt man halt in der Schule Franzoesisch und Italienisch, nicht diesen Banker-Slang englisch. Und so sammle ich halt Bierrunde fuer Bierrunde das Muenz meiner Kollegen ein und mache dann eine Bier-Grossbestellung per Twint. Bezahlt ist in 3 Sekunden, warten muss ich dann 3 Minuten. Obwohl ich der Vorderste in der Reihe bin, ist das Verkaufsteam irgendwie nicht motiviert, mir die Bierbecher ueber die Theke zu reichen. Nerviges Zeitspiel, wie es heute im Letzigrund noch ein paar Mal passieren wird.
Wir sind dann trotzdem rechtzeitig zurueck in der uebervollen Thunkurve. Das fantastische Startfurioso des Block Sued besteht aus einer Feuerwerksbatterie, deren Geschosse gegen das Hallendach knallen und das Stadion rot einnebeln. Dazu immer wieder Pyros. Bombastisch.
Das Spiel hingegen beginnt wie gefuehlt jedes Thuner Auswaertsspiel. Mit einer Druckphase des Heimteams. Ein erster Eckball fuer GC in der 2. Minute, eine erste Grosschance fuer GC durch Abubakar in der 3. Minute. Vor allem aber jene Szene in der 14. Minute ist typisch fuer das heutige Spiel. Ich zitiere den Liveticker-Schreiberling von 20 Minuten:
Momoh sucht den Elfmeter: Die Hoppers sind extrem aufsaessig und kommen immer wieder ueber die linke Seite durch. Momoh gelingt dies erneut, der Nigerianer laesst sich danach aber etwas theatralisch im Strafraum fallen und bekommt den Elfmeter zu Recht nicht.
In diesem recht unfairen Spiel geht es weiter. In der 26. Minute fordert GC einen Handelfmeter, weil der Ball Kone an den Arm gesprungen ist. In der 36. Minute fordert GC einen Handelfmeter, weil der Ball Daehler an den Arm gesprungen ist. Schiedsrichter Schaerer und der VAR bleiben korrekterweise stumm. Derweil lanciert GC Angriff um Angriff und kommt zu Eckball um Eckball. In der 45. Minute tritt GC Eckball Nummer 10. Erinnerungen an die Kanterniederlagen in Neuenburg und Aarau werden wach. Nur: GC schafft es bei keinem einzigen der Eckbaelle, eine Torgefahr entstehen zu lassen. 0:0 steht es zur Pause, aus Thuner Sicht ein Erfolg.
Wir tanken auch ohne GC-Tankkarte Energie fuer die zweite Halbzeit und feuern das Team dann weiter an, in jeder Hinsicht. Wir werden belohnt fuer unseren Support. Und wie. In der 52. Minute gewinnt Franke ein Laufduell gegen Abubakar und spielt zu Gutbub, der etwas Platz hat und sogleich aufs Tor schiesst. Der Schuss sitzt, Thun geht 0:1 in Fuehrung. Und nicht nur das. Ploetzlich spielt Thun mit, dann nur zu mauern. Doch zugegeben, das Chancenplus ist nach wie vor bei GC. Dann die 66. Minute. Ich ueberlasse das Wort wieder dem Liveticker-Schreiberling von 20 Minuten:
Abrashi faellt im Strafraum: Abrashi wird im Thuner Strafraum im letzten Moment von Buerki gestoppt und fliegt dabei um. Der GC-Captain fordert einen Elfmeter, Schaerer winkt aber sofort ab.
Wie unfair aber auch, dass der Rekordmeister hier keinen vierten Penalty erhaelt. Aber man ahnt es, irgendwann wird das staendige Gemotze beim Schiedsrichter belohnt werden.
Das Spiel laeuft wie gewohnt weiter. Irgendwann in der Nachspielzeit erkaempft sich GC Eckball Nummer 19. Auch dieser Schuss ist keine Gefahr fuer Matic. Doch dann, ja dann, erhaelt GC seinen Wunschelfmeter. In der 95. Minute springt der Ball an den Arm von Buerki. Schiedsrichter Schaerer bleibt stumm, doch der VAR meldet sich. Also dann raus zum Fernseher. Penaltypfiff vom Spielfeldrand. Und gleich noch die Rote Karte fuer Thun-Goalietrainer Bettoni. Der hat wohl lauter geflucht als Party-Kernen und ich zusammen. Morandi gegen Matic lautet das Duell. Morandi laeuft an und versenkt den Ball links unten. Das ganze Stadion tobt. Wobei nicht alle aus Freude.
Mit dieser Szene ist auch gleich Schluss im Letzigrund. Beide Vereine hoffen weiterhin auf einen Platz in der NLA. Doch wir Thun-Kenner wissen: So schwach der FCT jeweils auswaerts aufritt, so unbezwingbar stark ist es daheim. Und: Waehrend hier im Letzigrund nur 9000 Zuschauer waren, werden es in der Stockhorn Arena 10000 sein. Das Spiel ist laengstens ausverkauft. Man sieht sich naechsten Freitag. Hopp Thun.